Entweder hinken sie hinterher, oder aber sie kränkeln. Die Vertreter von Swiss Athletics haben zu diesem frühen Zeitpunkt in der Freiluft-Saison international noch keine Glanzlichter gesetzt. Dabei waren sie mit dem Erbe von 4 EM-Medaillengewinnen beim letzten Grossanlass im August in Berlin angetreten.
Unter Zugzwang stehen die Top Cracks noch nicht, finden die 24. Weltmeisterschaften doch so spät wie noch überhaupt nie statt: vom 27. September bis 6. Oktober in Katars Metropole Doha. Das Qualifikationsfenster auf der Bahn ist hierzulande bis zum 6. September offen.
Leistungen, die Rätsel aufgeben
Trotzdem wäre wünschenswert, dass Europameisterin Léa Sprunger, Selina Büchel, Alex Wilson und Co. allmählich Fahrt aufnehmen würden. Nachfolgend eine Übersicht über die Problemzonen der Einzelnen:
- Léa Sprunger: Das Fragezeichen
Die Romande hatte sich bis Anfang März ihren Gold-Traum gleich in zweierlei Hinsicht erfüllt, wurde 2018 Europameisterin über 400 m Hürden und kürzlich ebenfalls Erste in der Halle über 400 m. Doch nun geriet ihre Weiterentwicklung ins Stocken. 54,29 Sekunden hatte die 29-Jährige in ihrer stärksten Phase drauf, aktuell ist sie über 2 Sekunden langsamer unterwegs. Zwar plagten Sprunger zuletzt Rückenprobleme, gleichwohl gerät sie in Erklärungsnotstand, wenn sie auf ihre aktuelle Baisse angesprochen wird.
- Selina Büchel: Die Ernüchterung
Ihre persönliche 800-m-Bestleistung (1.57,95 Minuten) datiert von 2015, doch bald schon stagnierte die Toggenburgerin. Auf diese Saison hin krempelte sie ihr Trainingsumfeld um und setzt neu einzig auf die Inputs von Louis Heyer, der auch eine Anstellung beim Verband hat.
Ich gehe nun zurück ins Training und hoffe, es in den Griff zu bekommen.
Büchel lief zwar beim (mässig besetzten) Meeting in Oslo auf Rang 2 , die Zeiten aber versprühen keinen Glanz. Am Sonntag erlitt sie in Rabat in 2.02,20 Minuten einen Rückschlag, nachdem ihr auf der zweiten Runde die Kräfte ausgegangen waren. Ihr Fazit: «Es ist ein schlechter Saisonstart, noch etwas schlechter als 2018. Eine Erklärung dafür gibt es nicht. Ich gehe nun zurück ins Training und hoffe, es in den Griff zu bekommen.»
- Mujinga Kambundji: In der Warteschlaufe
Die Berner Sprinterin hat 2019 noch keinen Outdoor-Wettkampf absolviert. Stattdessen ist Kambundji an ihrer neuen Trainingsbasis in London fleissig. Nächstes Wochenende ist ein Start in Nancy vorgesehen.
- Alex Wilson: Der Langsamstarter
Der EM-Zweite über die halbe Bahnrunde blieb krankheitshalber bislang der grossen Bühne fern. Wilsons Zeiten in der Schweizer Provinz zwischen 10,38 und 10,54 Sekunden (über 100 m) bzw. 20,63 (über 200 m) zeugen von viel Aufholbedarf.
- Fabienne Schlumpf: Die Leidtragende
Die Zürcher Steeplerin wurde schon früh im Jahr zurückgeworfen: Zwei grosse Blasen am Fuss verunmöglichten ihre Feuertaufe auf der Marathondistanz. Mittlerweile schlägt sich Schlumpf mit einem Knochenmark-Ödem am Knie herum. Die EM-Silbermedaillengewinnerin muss deswegen den Aufbau der WM-Saison neu angehen.
- Kariem Hussein: Die Geduldsprobe
Die 50,47 Sekunden, errungen am Wochenende in Genf, bedeuten über 400 m Hürden Saisonbestwert. Dennoch sind sie meilenweit entfernt von seiner Bestleistung (48,45), herausgelaufen in der Saison nach seinem Gold-Coup bei der Heim-EM und bestätigt im Jahr 2017. Nach einem Seuchenjahr ist der Tritt aber natürlich noch lange nicht gefunden.
Sendebezug: srf.ch/sport, Web-Only-Livestream, 16.6.2019 20:00 Uhr