Lea Sprunger und ihre Nervenstärke. Sie weiss damit zuweilen gar ihren Trainer zu überraschen. «Ihre Fähigkeit, sich unter Druck zu steigern, beeindruckt mich», staunte Laurent Meuwly. Und tatsächlich: In einer durchzogenen Saison hatte Sprunger vor der WM die 400 m Hürden nie unter 55 Sekunden bezwungen.
In Doha dann die grosse Steigerung: 54,98 Sekunden in den Vorläufen, 54,52 Sekunden im Halbfinal. Es liegt auf der Hand, dass Anita Prottis Landesrekord von 1991 (54,25) wackelt. Liegt gar Edelmetall für die Waadtländerin drin? Die grossen Favoritinnen kommen aus den USA, heissen Sydney McLaughlin und Dalilah Muhammad und sind in diesem Jahr schon deutlich unter 53 Sekunden gelaufen. «Dahinter ist das Feld weit offen», prognostiziert Meuwly.
Da gibt's kein Taktieren, sie kann ihr Rennen laufen.
Um im Kampf um Bronze mitzureden, müsste Sprunger dennoch ein veritabler Exploit gelingen. 53,9, vielleicht 54 Sekunden – langsamer dürfe man nicht sein, so Meuwlys Schätzung.
Als Vorteil sieht er, dass sie auf der Aussenbahn startet: «Da gibt's kein Taktieren, sie kann ihr Rennen laufen. Ausserdem kommt es ihren grossen Schritten entgegen.» Der frühere Zehnkämpfer erinnert sich zudem an 2016: Dort habe Wayde van Niekerk über 400 m flach mit Weltrekord Olympia-Gold geholt – auf der Aussenbahn notabene.
Die Staffel schielt nach Tokio
Ebenfalls am Freitagabend im Einsatz steht die 4x100 m Staffel. Die Zielvorgabe für Mujinga Kambundji, Sarah Atcho, Salomé Kora und Ajla del Ponte ist klar: Finaleinzug. Denn dieser wäre gleichbedeutend mit einem Ticket für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.
3 der 8 Teams im Heat qualifizieren sich für den Final. Schwer zu schlagen dürften unter normalen Umständen die USA und die Niederlande sein. Doch dahinter stehen dem Schweizer Quartett, angeführt von einer frischgebackenen Medaillengewinnerin, alle Türen offen.
Sendebezug: sportlive auf SRF info vom 02.10.2019 um 19:00 Uhr