Kein Livesport weit und breit. Das Sportherz blutet seit fast 2 Wochen – die Langeweile wächst. Kein Livesport? – Nicht ganz! Es gibt ja noch E-Sport. Und zwar so viel, wie wohl noch nie.
«La Liga» und Formel 1 als Pioniere
Neben den bestehenden Turnieren der Profi-E-Sportler mischen nämlich im Moment ganz viele Player im Konzert der virtuellen Spiele mit. Kaum ruhte die Fussball-Meisterschaft in Spanien, organisierte beispielsweise die spanische Liga ein Benefizturnier mit Profis im Fussballspiel Fifa 20.
Aber auch die Formel 1 ist kreativ geworden. Kurzerhand wurde für den GP von Bahrain ein virtueller Ersatz-GP organisiert. Am Steuer waren Motorsport-Profis und Promis. Am vergangenen Wochenende wurde auf der Strecke von Melbourne nachgelegt. Und so soll es nun weitergehen, bis zum Ende der Corona-Krise.
Wir stossen mit Konzepten jetzt auf offene Ohren, bei denen vor einem halben Jahr kein Interesse bestand.
Doch profitiert auch der professionelle E-Sport?
Für den Projektleiter des Schweizerischen Fussballverbandes, René Merkli, ist klar: «E-Sport ist schon lange da und wird immer grösser. In Deutschland werden bereits Stadien gefüllt. Und in der grössten Liga der Welt, der Electronic Sports League, haben sich die Zuschauerzahlen verdoppelt.»
Das Interesse ist also nicht nur während der aktuellen Corona-Krise gross. Doch im Moment ist die Nachfrage nach Unterhaltung spürbar. Dies bestätigt auch E-Sport-Profi Luca Boller, Fifa-Spieler beim FC Basel: «Die Projekt- und Sponsorenanfragen sind klar gestiegen. Man verliert schon fast den Überblick.» Und auch bei Merkli tönt es ähnlich: «Wir stossen mit Konzepten jetzt auf offene Ohren, bei denen vor einem halben Jahr kein Interesse bestand.»
Es gibt sicher Leute, die neu beginnen werden mit Spielen. Aber ich erwarte keinen Riesenboom.
Vincent Kögler, ehemaliges Vorstandsmitglied des Schweizer E-Sport-Verbandes, erklärt das Interesse so: «Für Sportarten, bei denen es eine virtuelle Version gibt, ist E-Sport eine ideale Gelegenheit.» Und er relativiert bezüglich dem langfristigen Effekt sogleich: «Es gibt sicher Leute, die neu mit Spielen beginnen werden. Aber ich erwarte keinen Riesenboom.»
Die Frage nach dem Sport und den Emotionen
Ob E-Sport eine Sportart ist, bleibt ein Streitpunkt. E-Sportler Boller sieht es so: «Es ist sicher kein Ausdauersport, ich könnte wohl keine 90 Minuten voll rennen. Es ist aber vor allem ein Sport, der mental sehr fordernd ist.» Leuten, die E-Sport nicht als Sport einordnen, sei er darum nicht böse.
Vielen fehlen zudem die Emotionen im E-Sport. Doch auch im virtuellen Sport gibt es Emotionen, sei es wenn die Gamer jubeln oder aber, wenn der Kommentator jubelt.