Als die Schweizer Leichtathleten 2016 bei der Europameisterschaft in Amsterdam mit 5 Medaillengewinnen abräumten, versetzte dies Jason Joseph zu Hause auf dem Sofa ins Staunen. Nicht aber ins Träumen. Denn eine EM-Teilnahme war bei ihm nicht auf dem Radar. «Ich trainierte bloss 3 Mal in der Woche, ging zur Schule und lebte in den Tag hinein», fasst er zusammen.
In 14,06 Sekunden schaffte es das Mitglied des LC Therwil damals im Spätherbst über die allerdings noch rund 7 cm tieferen Hindernisse (99,1 cm). Vor knapp 4 Wochen senkte Joseph an den Landesmeisterschaften seine persönliche Bestleistung auf 13,39 – und entriss Andreas Kundert den 10 Jahre alten Schweizer Rekord.
Keine Zeit zur Akklimatisation
Nach EM-Gold 2017 bei den U20-Jährigen im vergangenen Sommer entwickelte sich der Hürdensprinter, dessen Vater von der Karibikinsel St. Lucia stammt, fast schon kometenhaft. Erklären kann er seine Entwicklung nur bedingt. Stattdessen meint er nur: «Ich geniesse und lebe im Moment.»
Ich werde schon etwas ins kalte Wasser geworfen.
Am Freitag erlebt der Baselbieter 2 Monate vor seinem 20. Geburtstag bei den European Championships in Berlin seinen Einstand bei Titelkämpfen der Elite. Als Nummer 11 des europäischen Rankings über 110 m ist er direkt im Halbfinal gefordert – Anlaufzeit ist also Fehlanzeige.
Joseph geht seine Herausforderung pragmatisch an: «Ich werde schon etwas ins kalte Wasser geworfen. Jeder muss es irgendwann lernen!» Sein Wunsch: Nur nicht verkrampfen und sich von der Stimmung überwältigen lassen.
Ruckstuhl: Ohne Siebenkampf an die EM
Anders die Ausgangslage bei der Siebenkämpferin Géraldine Ruckstuhl. Die 20-Jährige hat eine unerschrockene Grossanlass-Premiere hinter sich, war vor einem Jahr bei der WM in London 14. geworden. Hören Sie im Video, was sie sich für Berlin vornimmt.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung zu den European Championships