So weit muss man erst mal kommen. Der Wettkampf gelingt nicht, und man hält trotzdem mit den Besten mit. Die Sprinterin zum Beispiel verschläft den Start – und schafft es trotzdem aufs Podest. Der Skifahrer verhaut sein Rennen – und klassiert sich gleichwohl in den Top 10.
Das Schweizer Kunstturn-Team macht 6 Fehler in der Qualifikation – und ist dennoch im Final der besten 8 Nationen der Welt dabei. Genau so weit ist die STV-Riege gekommen. Das ist, genauso wie die grossartigen Resultate in jüngerer Vergangenheit, ein Ritterschlag für die Entwicklung der letzten Jahre.
Lange Gesichter und hängende Köpfe
Die Kunstturnerinnen und Kunstturner haben uns in den letzten Jahren mit vielen magischen Momenten beschenkt. Nicht so letzten Donnerstag. Nach dem Qualifikationswettkampf gab es lange Gesichter und hängende Köpfe. Zu viele Fehler. Keine Qualifikation für einen Einzelgerätefinal, vor allem, weil am Paradegerät Reck die beiden Europameister Pablo Brägger und Oliver Hegi keinen guten Auftritt hatten.
Aber erstens konnten sich die beiden Leader des Teams nach dieser saftigen Enttäuschung fangen und anschliessend solide durch den Mehrkampf turnen. Und zweitens waren da die anderen drei Turner. Meist stehen sie etwas im Schatten von Brägger und Hegi, aber diesmal haben sie das Team durch den Wettkampf getragen.
Die zweite Garde mit einem verlässlichen Trio
Eddy Yusof, Christian Baumann und Benjamin Gischard: Sie erst machen die aktuelle Turnergeneration zum Weltklasseteam.
- Die drei waren dabei, als die Schweiz an der EM in Bern erstmals überhaupt eine Teammedaille gewann.
- Sie waren mitverantwortlich, dass die Schweiz schon an den WM 2014 und 2015 den Teamfinal erreichte. Ein Erfolg, der dem Schweizer Kunstturnen noch 2006 und sonst in den letzten 40 Jahren nie gelang.
- Und sie waren auch diesmal 3 von 5 Stützen und damit wesentlicher Teil des Gesamtkonstrukts.
Insgesamt vermochte zwar das Schweizer Team für einmal das eigene Potenzial bei weitem nicht ausschöpfen. Das Quintett war aber trotzdem stärker als Deutschland, die Ukraine, Frankreich, Italien und 35 weitere Nationen. So weit muss man wahrlich erst einmal kommen.
Sendebezug: SRF zwei, «sportaktuell» 25.10.2018 22:40 Uhr