«The Digital Swiss 5» – ein dezentral im eigenen Heim auf der Radrolle ausgetragener virtueller Wettstreit über 5 Tage – war ein sehr kurzfristig lancierter Versuchsballon. In der Corona-Not muss man erfinderisch sein, lautete das Credo der Macher. Also schlugen sie in der Zeit ohne Livesport neue Wege und gleich auch neue Pfeiler ein.
«Es war ein Wagnis unsereins», hält Olivier Senn nach Abschluss der Veranstaltung fest. Der Rennleiter ist in der hiesigen Radsport-Landschaft kein Unbekannter: Unter seinen Fittichen findet auch die Tour de Suisse statt. Das Fazit des Aargauers fällt erfreulich aus. «Für Schritt eins war das Projekt eine sehr gute Sache. Auf dieser Basis lässt sich aufbauen. Aber klar ist, dass wir uns verbessern müssen», so Senn.
Das Rennfeeling war wieder spürbar
Nach 2 Testrennen wurde am Mittwoch losgelegt. Den Schlusspunkt markierte am Sonntag Rohan Dennis mit der virtuellen Zieldurchfahrt in Disentis-Sedrun. Für die Verantwortlichen war es ein Kaltstart und ein ständiger Lernprozess. «Vor allem in technischer Hinsicht sind wir täglich neu gefordert worden», führt Senn aus.
Der Rennleiter zählt die positiven Faktoren der Premiere auf:
- «Alle Involvierten haben sehr gut und sehr eng zusammengearbeitet. Wir konnten die Probleme gemeinsam lösen.» Besonders tückisch war, dass man täglich die Verbindungen (inkl. Web Cams) zu den auf der ganzen Welt verstreuten Fahrern, die daheim auf sich alleine gestellt waren, aufbauen konnte.
- Senn streicht zudem das positive Echo in den Medien hervor. Mit dem Anlass habe man für die Sponsoren grosse Aufmerksamkeit generieren können.
- Und ganz wichtig: «Das Rennfeeling ist zurück.»
Senn spricht aber auch die negativen Punkte an, die es zu optimieren gilt:
- Es gäbe noch technische Baustellen aus dem Weg zu räumen.
- Und er ortet in der elektronischen Plattform Verbesserungspotenzial.
An diesen Punkt knüpft SRF-Radsport-Experte Sven Montgomery an, der an allen 5 Tagen aus dem Studio live mitkommentierte. Er plädiert dafür, dass künftig unbedingt das Windschatten-Fahren eine Rolle spielen müsse. «Denn das ist ein entscheidendes Element im Radsport. Sobald man Windschatten-Fahren einbaut, kann man als Team auch taktieren», sagt der Berner Ex-Profi.
Erfahren Sie im Video unten, welche Zukunftspläne verfolgt werden. Senn spricht dabei auch die in der Wirklichkeit wegen der Corona-Pandemie abgeblasene 84. Tour de Suisse an. Man möchte die Landes-Rundfahrt über 8 Etappen ab 1. Juni gerne 1:1 als digitales Rennen abbilden. Ein diesbezüglicher Entscheid fällt Mitte Mai.