Der eine Fahrer im «Maillot jaune», der Kronfavorit dahinter in Lauerstellung. Die Phalanx abgesichert durch Edelhelfer wie Michal Kwiatkowski oder Egan Bernal. Die Ausgangslage des Sky-Teams könnte bei der 105. Tour de France nach der 15. von 21 Etappen kaum besser sein – auf den ersten Blick. Das Problem: Der Führende heisst Geraint Thomas, nicht Chris Froome.
Weitere Wolken am vermeintlich blauen Sky-Himmel:
- In Folge der anhaltenden Dopingvorwürfe werden die Fahrer des britischen Teams bei jeder Gelegenheit ausgebuht. Froome muss sich gar gegen Schubser von Zuschauern wehren.
- Helfer Gianni Moscon wurde von der Tour ausgeschlossen. Der skandalträchtige Italiener hatte mit der Hand gegen den Kopf des hinter ihm fahrenden Elie Gasberts geschlagen.
Wir treffen die Entscheidungen dann, wenn wir müssen.
Thomas betont, die Anfeindungen würden ihn nicht tangieren. Schliesslich sei die Tour kein Beliebtheits-Wettbewerb. Nun fragt sich die Radwelt aber: Darf der Waliser die Tour gewinnen? Lässt Sky zu, dass ein Fahrer aus dem eigenen Stall Triumphator und Captain Froome vor der Sonne steht?
Der Wind scheint sich leicht gedreht zu haben. Das fast mantraartig wiederholte «Froomey ist unser Leader» ist gewichen. «Wir warten ab, wie sich das Rennen entwickelt. Wir treffen die Entscheidungen dann, wenn wir müssen», meinte etwa Skys sportlicher Leiter Servais Knaven. Thomas hat Lunte gerochen – wenngleich er dies nie öffentlich zu sagen wagte.
4 Szenarien für 6 Etappen
Wie also geht es weiter im Kampf ums «Maillot jaune»? Wir haben für die letzten 6 Etappen 4 mögliche Szenarien:
Szenario 1: Thomas zieht durch
Revolution: Der Hierarchie zum Trotz lässt sich Thomas das Gelbe Trikot nicht mehr nehmen. In den Bergen ist der 32-Jährige seinem Captain ebenbürtig. Im Zeitfahren auf der vorletzten Etappe liegen die Vorteile klar beim aktuellen Leader der «Grande Boucle».
Szenario 2: Thomas bricht ein
Einbruch: In den Pyrenäen geht Thomas die Kraft aus. Froome ist zur Stelle. Anschliessend ist der 5. Triumph an der Frankreich-Rundfahrt nur noch Formsache für den Briten, der als erster auf die Champs-Élysées einfährt.
Szenario 3: Sky bindet Thomas zurück
Stallorder: Das Team besinnt sich doch zurück auf das lange so sakrosankt wirkende Motto: «Froome ist Chef». Thomas «muss» sein Polster von 1:39 Minuten auf seinen Captain einbüssen und zeigt beim Zeitfahren auf der 20. Etappe eine unerwartet schwache Leistung.
Szenario 4: Die anderen Teams schlagen zu
Zugegeben: Wetten gegen das Sky-Team sind nicht gerade populär. Völlig abwegig ist es indes nicht, Tom Dumoulin (Sunweb) und Primoz Roglic (Lotto NL) auf dem Radar zu behalten. Der Niederländer gehört zu den besten Zeitfahrern. Und Roglic glaubt längst keiner mehr, wenn der ehemalige Skispringer erklärt, er wolle nur Spass haben und um Etappensiege fahren.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, Berichterstattung Tour de France
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