Das Alter, die erst gerade überstandene Verletzung, die Fitness: Christian Stucki wurde vor dem ESAF von vielen Experten nur mit Vorbehalten als Favorit genannt. Zu viele Ungewissheiten machten einen Triumph des 34-Jährigen unwahrscheinlich.
Womöglich war es genau das, was Stucki den Fokus behalten liess. Sein 42. Kranzfestsieg krönt ihn nicht nur zum ältesten Schwingerkönig, sondern auch eine einzigartige Karriere, in der nun kein grosser Meilenstein mehr fehlt.
Am ESAF stets im Schatten der Teamkollegen
Das Zeug zum König wurde dem Seeländer schon lange attestiert. Spätestens nach dem Sieg am Kilchberg-Schwinget 2008 als 23-Jähriger war er im erlauchten Kreis der Schwing-Elite angekommen. 9 Saisons später bestätigte er mit dem Triumph beim Unspunnen-Schwinget seinen Status.
Doch es brauchte Geduld. Am Eidgenössischen in Frauenfeld war er nahe dran, sah aber dabei zu, wie Verbandskollege Kilian Wenger aus dem Nichts zum Königstitel stürmte. 2013 in Burgdorf holte er sich zwar noch mehr Sympathien der Schwingergemeinde, musste im Schlussgang aber Matthias Sempach den Vortritt lassen. Und vor 3 Jahren in Estavayer gewann mit Matthias Glarner erneut ein anderer Berner.
Er hat wirklich die Entscheidung gesucht, das hat man sehr oft bei ihm vermisst.
Ist der Hunger gestillt?
Noch einmal sollte ihm in Zug keiner vor der Sonne stehen, auch nicht der 22-jährige Joel Wicki im Schlussgang. «Er hat wirklich die Entscheidung gesucht, das hat man sehr oft bei ihm vermisst», so SRF-Experte Jörg Abderhalden über Stuckis schnellen Sieg. «Er wusste: ‹Das ist vermutlich meine letzte Chance, die muss ich nutzen›.»
Wie lange kann die reich dekorierte Karriere Stuckis noch weitergehen? Attraktive Feste gibt es auch in den kommenden Jahren.
2020 feiert der Eidgenössische Schwingerverband sein 125-Jahr-Jubiläum in Appenzell. Und 2021 könnte Stucki gar noch einen zweiten Titel am Kilchberg-Schwinget anpeilen. Er wäre dann 36-jährig.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 25.08.2019, 07:30 Uhr