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Motorrad Titelkampf 2013: Lüthi vor dem Start zurückgebunden

Tom Lüthi verpasst die ersten beiden Rennen der Moto2-Weltmeisterschaft. Im Klartext heisst das für SRF-Kommentator Herbert Zimmermann: Den Titel muss der Schweizer abschreiben, bevor die Saison begonnen hat. Auch wenn er selbst das nicht wahrhaben will.

Man stelle sich vor: Tiger Woods tritt zu einem Turnier der PGA-Tour an, fängt aber mit 10 Strafschlägen an. Woods ist unbestritten einer der besten Golfer, welchen die Welt je gesehen hat. Doch ein solches Handicap gegen die anderen Profis aufzuholen, ist zwar nicht unmöglich, aber nicht sehr realistisch. Und genau so tritt Tom Lüthi 2013 zur Moto2-Saison an.

Reine Eigen-Motivation

«Wenn ich endlich eine Liegestütze machen kann, dann dauert es noch 2 Wochen, bis ich auch wieder körperlich fit für ein Rennen bin.» Das Lüthis realistische Einschätzung an der Medienkonferenz vor dem 1. GP. Also müsste der Emmentaler am Sonntag die 1. Stütz stemmen, damit er vielleicht am 2. GP in Austin antreten kann. Aktuell trainiert er den verletzten rechten Arm mit 4-kg-Hanteln. Da wird der Zeitplan sogar eng für das 3. Rennen, am 5. Mai in Jerez.

Herbert Zimmermann kommentiert für SRF Rennen der Motorrad-WM.
Legende: Hautnah dabei Herbert Zimmermann kommentiert für SRF Rennen der Motorrad-WM. SRF

Letztes Jahr gewann Marc Marquez den Moto2-Titel mit 324 Punkten. Das macht pro Rennen über 19 Punkte, in 2 Rennen stürzte er. Vorher hatten auch Stefan Bradl und Toni Elias (erst, als der Titel gewonnen war) in ihren WM-Jahren 2 Nuller. Lüthi dagegen zieht diese in den ersten 2 Rennen ein. Selbstverständlich darf er nicht denken: «Den WM-Titel hole ich eh nicht mehr.» Doch es kann nur noch darum gehen, die Favoriten zu ärgern, mit möglichst vielen Spitzenplätzen das Können zu beweisen und die treuen Sponsoren zufriedenzustellen.

Entwicklungspause bei der Maschine

Neben dem körperlichen und mentalen Handicap wiegt noch etwas schwer - ein solch schwerer Sturz kann auch im Kopf Narben hinterlassen. Lüthi ist als Nummer 1 mit einem Suter-Motorrad Taktgeber für die technische Evolution des Rahmens. Das kann Team-Chef Daniel M. Epp herunterspielen, so sehr er will. Während die starken Kalex-Piloten in den ersten beiden Grand Prix wie die Juweliere an ihren Diamanten schleifen und sie so auf Hochglanz bringen, bleibt Lüthis Suter unterdessen ein Rohdiamant. Ersatzpilot Sergio Gadea kann mit dem Team die Maschine ebenso wenig weiterentwickeln, wie ein Architekt ein fremdes Bauprojekt.

Damit das klar ist: Alle - ausser seine Gegner - würden Tom Lüthi ein glanzvolles Comeback und die wunderbare Geschichte eines WM-Titels unter widrigsten Vorzeichen wohl gönnen. Aber die Chancen sind - ganz nüchtern betrachtet - minim.

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