1. Der Formstand
Der letzte Vergleich der Teams fand im polnischen Torun anlässlich der EM statt. Dabei landeten die Schweizer auf dem undankbaren 4. Platz, nachdem sie im Halbfinal gegen die Topnation Frankreich verloren hatten und sich anschliessend im Kampf um Bronze auch den Ukrainern geschlagen geben mussten. Die Resultate im Einzel von Max Heinzer, Fabian Kauter, Benjamin Steffen und Peer Borsky in der jüngeren Vergangenheit lassen aber hoffen, 3 Athleten des Schweizer Quartetts befinden sich in der Weltrangliste unter den Top 13. Nur Frankreich steht in dieser Hinsicht noch besser da.
2. Die grössten Konkurrenten
- Frankreich (Weltnummer 1): Die Franzosen sind im Degenfechten das Mass aller Dinge. Die letzten beiden Olympiasiege im Team gingen auf ihr Konto, zudem sind in der Weltrangliste 3 Franzosen in den ersten 6 klassiert, darunter die klare Weltnummer 1, Gauthier Grumier.
- Ukraine (Weltnummer 2): Die amtierenden Weltmeister haben zwar in der Einzel-Weltrangliste nur einen Fechter in den Top 20, sind aber als Team brandgefährlich.
- Italien (Weltnummer 3): Die grosse Fechtnation muss man immer auf der Rechnung haben, auch wenn sie in den letzten Jahren an Grossanlässen etwas schwächelte. Mit Silber an der EM in Torun haben die Italiener ihre Ambitionen angemeldet.
3. Das stimmt mich zuversichtlich
Mit der Qualifikation für Rio (der ersten im Team seit 28 Jahren!) ist schon ein erster grosser Schritt in Richtung Medaillen geschafft. Denn es sind nur 9 Teams am Start, und die Schweiz steht als Weltnummer 6 bereits im Viertelfinal (Gegner: Italien). Für eine Medaille braucht es also «nur» zwei Siege.
Und obwohl von Olympia 2012 in London das frühe Aus im Einzel in Erinnerung bleibt (der Teamwettkampf war damals nicht im Programm), haben die Schweizer in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass sie an Grossanlässen über sich hinauswachsen können. So gab es seit 2011 total 8 Mal Edelmetall (3 x EM-Gold, 1 x EM-Silber, 3 x WM-Bronze und 1 x EM-Bronze).
4. Das könnte schieflaufen
Im Fechten kann grundsätzlich sehr viel schieflaufen: Eine schlechte Tagesform, ein Gegner, der dem eigenen Fechtstil nicht entgegen kommt, oder ein Ausfall im dümmsten Moment – wie beim Weltcup im Mai in Paris, als Heinzer wegen Magenproblemen gar nicht antreten konnte und sich Kauter während des Wettkampfes verletzte. Das grösste Fragezeichen befindet sich aber im Kopf der Athleten: Wie haben sie die schlechten Erinnerungen an London verdaut? Können sie mit dem Druck, der bei Olympia so gross ist wie sonst nie, wirklich umgehen?
5. Medaillenchance
60 Prozent.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung Olympische Spiele