Dominique Gisin blickt auf eine ungewöhnliche Karriere zurück. Während ihrer 10 Jahre im Weltcup erlebte sie zahlreiche Höhepunkte, aber auch unzählige Tiefschläge. Stellvertretend dafür kann rückblickend ihr erster Einsatz im Weltcup betrachtet werden. Im Dezember 2005 reiste sie erstmals nach Lake Louise, wo sie im 1. Abfahrtstraining überraschend die Bestzeit aufstellte. Im Rennen riss sie sich das Innenband im rechten Knie.
Dies war bei Weitem nicht ihre erste schwere Knieverletzung. Schon als Nachwuchsfahrerin hatte sie sich mehrfach am heiklen Gelenk verletzt. Diese Schwachstelle sollte sie ihre ganze Karriere über verfolgen. Doch die Engelbergerin ist keine, die schnell aufgibt. Sie habe viel aus diesen Situationen lernen können, sagte Gisin einst in einem Interview. «Ich danke meinem Knie.»
Der verbissene Kampf für Vail
Ein jüngstes Beispiel ihres ausserordentlichen Willens zeigte Gisin vor wenigen Wochen. Mitte Januar hatte sie sich beim Super-G in Cortina eine Schienbeinfraktur zugezogen; die WM in Vail/Beaver Creek rückte in weite Ferne. Doch die 29-Jährige arbeitete verbissen auf ein Comeback hin. Und tatsächlich stand sie beim WM-Riesenslalom am Start.
Damit dürfte Gisin die grosse Bühne mit einem guten Gefühl verlassen haben. Denn an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen hatte sie zuvor schwierige Momente durchgemacht. So stürzte sie bei der Olympiaabfahrt 2010 in Vancouver schwer.
Die goldene Entschädigung in Sotschi
Doch den wohl schönsten Tag ihrer Karriere erlebte sie ebenfalls an Olympischen Spielen. Unvergessen, wie sie in der Abfahrt von Sotschi 2014 zeitgleich mit der Slowenin Tina Maze zu Gold fuhr. Und wie sie mit ihrem Anruf an ihre Grossmutter im Zielraum wohl so manchem Zuschauer vor dem Fernseher eine Träne entlockte.
Der 12. Februar 2014 entschädigte die sympathische Gisin für viele Mühen. Und es war gleichzeitig ihre einzige Medaille an einem Grossanlass. Im Weltcup feierte sie 3 Siege und 4 weitere Podestplätze. Dies mag nach wenig klingen, relativiert sich aber in Anbetracht ihrer Verletzungsgeschichte.
Die begabte Pilotin und Physik-Studentin
Mit dem Rücktritt vom Skisport hat die ehemalige Sportmittelschülerin nun Zeit für ihre zahlreichen Hobbies, denen sie allesamt mit ebenso grossem Ehrgeiz nachging wie ihrer Skikarriere. So begann sie ein Physikstudium an der Universität Basel, machte den Pilotenschein und war kurz davor, erste Schweizer Kampfjet-Pilotin zu werden.
Dem Skizirkus dürfte die passionierte Golferin auch in Zukunft zumindest als leidenschaftliche Zuschauerin erhalten bleiben, sind ihre jüngeren Geschwister Marc und Michelle doch ebenfalls im Weltcup am Start.
Dominique Gisins Weltcup-Podestplätze
Datum | Ort | Disziplin | Rang |
---|---|---|---|
2.12.2011 | Lake Louise | Abfahrt | 3. |
9.1.2011 | Altenmarkt-Zauchensee | Super-G | 3. |
4.12.2010 | Lake Louise | Abfahrt | 3. |
7.3.2010 | Crans Montana | Super-G | 1. |
24.1.2009 | Cortina | Abfahrt | 1. |
18.1.2009 | Altenmarkt-Zauchensee | Abfahrt | 1. |
13.1.2007 | Altenmarkt-Zauchensee | Abfahrt | 2. |
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 18.03.15 11:00 Uhr