Nicht gerade auf dem Sofa, aber ausserhalb des Rennbetriebs hat Corinne Suter den Super-G-Weltcup gewonnen. Durch die Absage des Weltcupfinals in Cortina steht der Gewinn ihrer zweiten Kristallkugel nach jener für den Abfahrtsweltcup fest.
Die 25-jährige Schwyzerin ist die erste Schweizerin seit Michela Figini vor 32 Jahren, die das Speed-Double gewinnt. Sie tritt auch in die Fussstapfen von Lindsey Vonn, der letzten «Speed-Queen» im Ski-Weltcup.
SRF Sport: Corinne Suter, welches Gefühl überwiegt bei Ihnen? Die Freude über den Gewinn des Super-G-Weltcups oder die Enttäuschung über die Absage des Weltcupfinals?
Corinne Suter: In erster Linie freue ich mich, dass ich die zweite Kugel holen konnte. Andererseits ist es ein bisschen schade, dass es jetzt keinen richtigen Abschluss gibt. Es wäre cool gewesen, das Rennen zu fahren und die Kugel zu erhalten, wie es sich gehört. Aber es ändert eigentlich nichts. Ich habe in jedem Rennen 100 Prozent Vollgas gegeben. Eine Kugel ist eine Kugel, sie wurde mir nicht geschenkt, ich habe sie mir hart erarbeitet. Alle hatten dieselbe Chance.
Aber die Emotionen fehlen schon etwas, oder?
Das ist so. Zuschauer hätte es in Cortina zwar wohl nicht gegeben, aber das Feiern mit den Leuten, die mir geholfen haben, fehlt natürlich. Ich werde versuchen, eine kleine Feier nach der Saison zu organisieren.
Als ich die ersten Gratulationen erhielt, glaubte ich an einen Irrtum.
Wie haben Sie von Ihrem Erfolg erfahren?
Ich war fest davon überzeugt, dass noch Speedrennen stattfinden, und habe mich entsprechend vorbereitet. Ich war gerade auf dem Weg ins Training ins Engadin, als ich Gratulations-Nachrichten zum Gewinn der 2. Kugel erhielt. Zuerst dachte ich an einen Irrtum. Erst als mein Trainer Roland Platzer angerufen und gesagt hat, die Absage sei offiziell, konnte ich es glauben.
Haben Sie eine Flasche Champagner geöffnet?
Nein, wir trainieren ja noch. Die Saison ist für mich noch nicht beendet. Ich bestreite noch den Riesenslalom in Are. Das ist für mich ein schöner Abschluss. Danach stehen Ski-Tests und Skitage mit Sponsoren auf dem Programm. Ich gebe noch einmal Vollgas, danach kann ich den Winter ausklingen lassen und die Erfolge feiern.
Das ist eine riesige Ehre für mich.
Ist Ihnen die historische Dimension Ihres Erfolgs bewusst?
Noch nicht wirklich. Ich hatte nicht gross Zeit, das zu verarbeiten. Im Training muss man genauso konzentriert sein wie im Rennen. Dass ich sozusagen Nachfolgerin von Michela Figini werde, kann ich noch gar nicht glauben. Es ist eine riesige Ehre. Ich kenne ihren Namen nur vom TV und von Zeitschriften her.
Ihr Aufstieg war rasant: Letztes Jahr zwei WM-Medaillen, jetzt zwei Kristallkugeln. Wie erklären Sie sich diese Leistungsexplosion?
Genau erklären kann ich es nicht. Das erste WM-Podest war wie eine Befreiung. Der Druck ist seither von mir weg. Jedes einzelne Rennen macht mir enorm Spass. Ich bin einfach glücklich, am Berg stehen und die Piste runterfahren zu können.
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Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 6.3.2020, 22:40 Uhr