Beim Slalom in Flachau hatte Luca Aerni endlich wieder einmal Grund zum Strahlen. Der 27-Jährige fuhr mit dem 6. Platz sein bestes Slalom-Resultat im Weltcup seit dem 4. Januar 2018 in Zagreb (5. Rang) heraus. Für Aerni eine Genugtuung, waren die vergangenen Jahre doch mehrheitlich von Frust geprägt. Im Interview mit SRF Sport blickt er auf die schwierige Zeit zurück und erklärt, warum wir ihn in Zukunft wohl wieder häufiger ganz oben im Klassement antreffen werden.
SRF Sport: In Flachau hat sich der Knoten gelöst, Sie fuhren 2 Mal in die Top 10. Worauf führen Sie diese Steigerung zurück?
Luca Aerni: In Adelboden habe ich gemerkt, dass es funktioniert, wenn die Piste gut ist. Dort habe ich ein gutes Ergebnis herausgefahren und wichtige FIS-Punkte gesammelt. In Flachau hatte ich dann nichts mehr zu verlieren und konnte befreit Skifahren.
Es waren die ersten Top-10-Plätze im Slalom seit Januar 2018 (5. in Zagreb). Warum hat es so lange gedauert?
Ich habe mich ein bisschen verloren. Als die Resultate nicht mehr stimmten, kam ich ins Grübeln. Der Skiwechsel, den ich letztes Jahr vorgenommen habe, war ein Befreiungsschlag und ich konnte wieder lockerer fahren.
War der Druck nach dem WM-Titel in der alpinen Kombination 2017 zu gross?
Das würde ich nicht behaupten, denn die darauffolgende Saison war im Slalom meine beste, ich fuhr in Madonna di Campiglio erstmals aufs Podest und wurde in der Disziplinenwertung Siebter. Aber vielleicht wollte ich dann etwas zu viel, statt mich ein bisschen zurückzuhalten.
Hat sich im Umfeld etwas geändert, damit sie die Lockerheit auf der Piste wiedergefunden haben?
Eigentlich nicht. Die Freundin ist immer noch die gleiche, auch die Familie unterstützt mich weiterhin gut. Aber ich muss sagen, dass der Corona-Lockdown auch etwas Gutes hatte. Vor dem Lockdown konnte ich die neuen Ski testen und danach lief zwei Monate einfach nichts. Das war gut, um abzuschalten und dann neuzustarten. Das hat mir wirklich gutgetan.
Kommen wir noch zum Skiwechsel, den Sie vorgenommen haben – von Salomon zu Fischer. Ihr Vater arbeitet für Salomon. Hat dieser Wechsel für Sie Überwindung gebraucht?
Nach diesen 3 schwierigen Saisons war das so etwas wie der letzte Ausweg. Mein Vater hat mich dabei auch unterstützt.
Das hat sich prompt ausgezahlt. Aber haben sich vor dem Wechsel Zweifel breitgemacht? Oder blendet man die Möglichkeit, dass es schiefgehen könnte, aus?
Ja, das konnte ich gut ausblenden, denn ich hatte nichts mehr zu verlieren. In den letzten Jahren lief es dermassen schlecht, dass ich praktisch nur gewinnen konnte. Zudem konnte ich mich im Team mit Daniel Yule und Tanguy Nef über die Marke austauschen, auch das hat mir geholfen.
Von der Persönlichkeit her, wie sind Sie in den letzten Jahren gereift?
Ich bin geduldiger geworden, aber ich blieb immer positiv. Ich habe mich auf den Ski in den letzten Jahren nicht mehr wohlgefühlt. Der Wurm war drin. Aber ich wusste auch, wenn ich das wegbringe, kann es sehr schnell wieder vorwärts gehen.
Mit den zuletzt guten Resultaten steigen Erwartungshaltung und Druck wieder. Wie gehen Sie heute damit um?
Ich möchte locker bleiben und so weitermachen, wie ich im Sommer gearbeitet habe – auch im Kombi-Bereich.
Jetzt steht Schladming vor der Tür. Was ist dort Ihr Ziel?
Das Ziel wird sein, locker Ski zu fahren, anzugreifen und schon in den ersten Toren reinzukommen. Sonst nehme ich mir nicht viel vor. Die Piste muss gut sein und dann reicht es nach vorne.
Was muss noch passieren, dass Sie am Ende der Saison sagen können: «Das war endlich wieder einmal eine gute Saison»?
Ich möchte so weiterziehen wie bis jetzt, konstant bleiben. Ich denke aber, dass ich in der bisherigen Saison vieles richtig gemacht habe und bin überzeugt, dass es so weitergeht.