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Weltcup Männer Russi: «Janka hat zuviel getüftelt und zuwenig trainiert»

Das zuletzt arg in der Kritik gestandene Schweizer Speed-Team erhält am Wochenende in Gröden in der Abfahrt und im Super-G die Chance auf Rehabilitation. SRF-Ski-Experte Bernhard Russi erklärt im Interview die Probleme der Schweizer und verrät, wen er auf dem Treppchen sieht.

Bernhard Russi, die Schweizer Speedfahrer mussten sich zuletzt einige Kritik anhören. Was läuft derzeit schief im Männer-Speedteam?

Russi: Die Hälfte der Leistungsträger kommt von Verletzungen zurück. Bei einigen geht es schneller, bei anderen weniger. Nichtsdestotrotz haben wir mit Didier Défago und Carlo Janka zwei Olympiasieger und damit zwei grosse Trümpfe im Team. Bei Didier darf man nicht vergessen, er befindet sich erst im 2. Jahr nach seiner Verletzung. Er war noch nie ein Schnellstarter. Mit dem Wegfall von Beat Feuz verloren die Fahrer in den Trainings auch einen Gradmesser. Und bei Carlo konnte man überall von den Abstimmungsproblemen lesen. Für meine Begriffe hat er dadurch wohl zuviel getüftelt und zuwenig trainiert.

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«Ich halte nicht viel von solchen Schnellschüssen.»

Männer-Chef Osi Inglin sorgte mit der Nomination von Didier Cuche als Berater selbst für einige Unruhe. Wie beurteilen Sie die Massnahme, ihn an einzelnen Rennen den Athleten zur Seite zu stellen?

Ich halte grundsätzlich nicht viel von solchen Schnellschüssen. Das hat nichts mit der Person Didier Cuche zu tun. Osi verunsichert damit nur sein Umfeld und diskreditiert seine Trainer. Wenn wir schon von Cuche sprechen, dann würde ich es begrüssen, wenn er die Zügel übernehmen würde, denn ich bin davon überzeugt, dass Didier ein hervorragender Trainer sein könnte. Aber dann müsste er permanent beim Team sein.

Nun folgt am Wochenende der Klassiker in Gröden. Die Schweizer Bilanz lässt sich sehen. In den vergangenen 8 Jahren stieg im Super-G oder in der Abfahrt immer ein Schweizer mit aufs Podest. Reist heuer die Serie oder finden die Speed-Cracks zum Siegen zurück?

Ich weiss, dass man im Skisport mit Prognosen vorsichtig sein muss. Wir haben mit Défago und Patrick Küng Fahrer, die schnell sein können. Gerade Küng hat ein Zeichen gesetzt (10. Rang im Super-G von Lake Louise, Anmerk. d. Red.). Wer im Weltcup 10. wird, kann auch auf das Podest fahren, da wäre ich nicht überrascht. Man darf aus Schweizer Sicht zwar hoffen, wenn ich es aber in Prozenten ausdrücken müsste, sehe ich die Chance nicht grösser als 20 Prozent.

Welchem Schweizer liegt diese anspruchsvolle Strecke am meisten?

Am ehesten kommen da wohl Patrick Küng und Marc Gisin als gute Gleiter in Frage. Aber wir haben mit Silvan Zurbriggen ja einen Gröden-Sieger im Team. Ihm müsste die Saslong also auch liegen. Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass Gröden ein ganz heikles Rennen ist. Theoretisieren bringt hier nichts. Das Resultat ist abhängig von den Verhältnissen, der Startnummer und vom Material. Diese drei Punkte sind fast wichtiger als die Technik.

Was können Sie über die Eigenheiten der berühmten Passage Ciaslat sagen?

Es ist ganz klar: Wenn man das Rennen gewinnen will, dann muss man eine perfekte Ciaslat fahren. Aber wenn man bis zur Einfahrt in diese kurvenreiche und mit vielen Bodenwellen gespickte Passage schon zwei Sekunden Rückstand eingefangen hat, dann nützt auch eine perfekt gefahrene Ciaslat nichts mehr.

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«Svindal reitet auf einer Erfolgswelle»

Wer sind für Sie die Top-Favoriten in Gröden? Aksel Svindal hat mit seinem Doppelsieg in Lake Louise überzeugt und Christoph Innerhofer, der die Abfahrt in Beaver Creek gewinnen konnte, startet zu seinem Heimrennen...

Im Skisport macht man es sich in der Regel einfach: Man nimmt die letzten beiden Sieger und das sind dann die Top-Favoriten. Svindal reitet auf einer Erfolgswelle und ist sicher heiss. Innerhofer würde ich in Gröden aber nicht zu den Favoriten zählen, da der Charakter der Saslong völlig anders ist als bei den Pisten in Nordamerika. Ich könnte mir vorstellen, dass Klaus Kröll sehr stark fahren wird, denn das ist eigentlich sein Gelände.

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