Vor zwei Jahren hatte Daniel Yule am Ganslernhang in Kitzbühel als erster Schweizer seit 52 Jahren wieder einmal einen Slalom gewonnen. Und auch in Wengen beendete er das lange Warten der Schweizer Skifans auf einen Podestplatz im Stangenwald. Nach Michael von Grünigen 1999 wurde auch der Walliser Zweiter.
Und das notabene zum ersten Mal in seiner Karriere: Vier Siege und sechs 3. Plätze hat er schon gesammelt, «aber ich war noch nie 2. im Weltcup. Es geht jedoch eher um den Podestplatz an sich, das ist für mich wichtig».
Murisier mit heilsamem Anstoss
Nach einer verknorzten letzten Saison musste Yule fast zwei Jahre Geduld haben, bis er wieder aufs Treppchen steigen konnte. In Schladming 2020 hatte es zum letzten Mal geklappt. «In letzter Zeit war es nicht immer einfach, auch abseits der Piste. So ein Resultat herauszuholen, tut richtig gut», zeigte sich der 28-Jährige entsprechend erleichtert. Auch im Hinblick auf die bald beginnenden Olympischen Spiele sandte er ein starkes Zeichen aus.
Justin hat mich zusammengestaucht.
Und er verriet, dass sein Schweizer Teamkollege und Freund Justin Murisier einen entscheidenden Einfluss auf diesen Exploit hatte: «Justin hat mich gestern ein bisschen zusammengestaucht. Ich glaube, das hat mir richtig gut getan, damit ich wieder aufs Gaspedal drücke.» Murisier habe mit seinen eindringlichen und wohl nicht ganz jugendfreien Worten bereits bei früherer Gelegenheit als entscheidender Motivationsfaktor gewirkt.
Braathens Genugtuung im Berner Oberland
Das Fahren ohne den Rechnungsschieber nahm sich definitiv auch Sieger Lucas Braathen zu Herzen. Der Norweger, der von Platz 29 auf 1 vorgeprescht war und mit Abstand Laufbestzeit im 2. Durchgang aufgestellt hatte, konnte sein Glück im Interview kaum fassen. «Ich habe keine Worte. Ich dachte nicht, dass das möglich ist. Es ist crazy», so der 21-Jährige, für den mit dem Sieg, seinem 2. auf Weltcup-Stufe, eine lange Leidenszeit endete. 2021 war er in Adelboden schwer gestürzt und musste sich mühsam zurückkämpfen.
Die Beziehung zum Berner Oberland sei deshalb eine besondere, lachte Braathen, der zuvor noch ein paar Tränen verdrückt hatte. «Das war heute eine gute Revanche für die Verletzung. Wengen ist eines meiner Lieblingsrennen im Weltcup, mit diesem Publikum.» Nach diesem Wochenende dürfte der junge Norweger jedenfalls mit Freude an den Fuss des Lauberhorns zurückkehren.