Simon Ammann will in Sotschi seine Olympia-Medaillensammlung erweitern. In den Trainings und in der Quali auf der kleinen Schanze gehörte er zwar nicht zu den Besten, dennoch ist seine Zuversicht vor dem Final gross. «Man weiss nie, ob Simon blufft», sagt Sylvain Freiholz. Der 39-jährige Romand muss es wissen, war er doch 2002 bei Ammanns erstem Doppel-Olympiasieg dessen Teamkollege.
Ammanns Stärke sei, dass er sich wie kein anderer fokussieren könne, erklärt Freiholz, der für das Westschweizer Fernsehen als Experte arbeitet. «Er konzentriert sich an Olympia genau auf 2 Tage: auf die beiden Wettkämpfe. Alles andere kümmert ihn nicht.»
Medaillenkandidat Deschwanden
Einen besseren Eindruck als Ammann hat in den Trainings Teamkollege Gregor Deschwanden hinterlassen. Freiholz zählt ihn gar zu den Top-3-Kandidaten, befürchtet aber: «Ich glaube, er hat gar nicht kapiert, dass er Medaillenchancen hat.»
So hätte sich der viermalige Olympia-Teilnehmer von Deschwanden in den Trainings auf den letzten 20 Flugmetern und bei der Landung mehr «Wettkampf-Härte» gewünscht. «Denn eines ist sicher, wer Gold will, muss zwei perfekte Telemark-Landungen setzen.» Diese sollte man schon im Training wettkampfmässig üben, aber weder Deschwanden noch Ammann hätten dies getan.
Viele Anwärter, einer sticht heraus
Das Feld der Medaillenanwärter ist gross. Neben den beiden Schweizern traut Freiholz einem guten Duzend eine Podiumsklassierung zu. Dazu zählen die im Training kollektiv starken Deutschen, die Slowenen Peter Prevc und Robert Kranjec, die Österreicher Michael Hayböck, Thomas Diethart und Gregor Schlierenzauer sowie Kamil Stoch (Pol), Rerui Shimizu (Jap) und Anders Bardal (No).
Auf Freiholz hat von diesen Top-Springern Stoch den besten Eindruck hinterlassen: «Er ist der Favorit. Er hat geniale Trainingssprünge gezeigt.» Der Pole habe gar noch Luft nach oben, denn: «Er ist am Schanzentisch noch zu spät.»