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Grand-Slam-Turniere Die (Tennis-) Tour down under

Das Doping-Geständnis von Lance Armstrong hat auch an den Australian Open hohe Wellen geschlagen. Der Tennissport bleibt praktisch frei von Dopingskandalen - was aber dennoch ein ungutes Gefühl hervorruft, wie SRF-Kommentator Stefan Bürer meint.

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Stefan Bürer kommentiert seit Jahren die Tennis-Übertragungen auf SRF. Derzeit ist in Melbourne an den Australian Open als Kommentator im Einsatz.

DAS Thema der ersten Woche Australian Open? Lance Armstrong, of course! Nicht, dass beim Tennis nichts los gewesen wäre. Aber Armstrongs Beichte füllte auch down under viel Sendezeit und unzählige Zeitungsseiten. Das ist zwar nicht erstaunlich, dennoch schliessen die meisten Kommentare und Artikel in etwa so: Was genau haben wir denn nun NEUES erfahren? Eben.

Kritik von Tennisspielern

Natürlich wurden auch die Tennisspieler zu Armstrong befragt. Roger Federer meinte, es sei traurig, dass jemand seinem Sport einen solchen Schaden zugefügt habe. Serena Williams bekräftigte, das sei ein trauriger Tag für alle Sportler. Am klarsten äusserte sich Novak Djokovic: «Es ist eine Schande für den Sport, einen solchen Athleten zu haben.»

Mehr Doping-Tests im Tennis?

Da hat er sicher recht. Und Djokovic ist klug genug, nicht einfach nur auf jemanden einzuprügeln, der ohnehin schon rücklings auf dem Boden liegt. Er fordert gleichzeitig mehr Bluttests im Tennis – im Wissen, dass sein Sport unmöglich eine dopingfreie Insel sein kann.

Angesichts der Preisgeldsummen, die im Tennis verteilt werden, erstaunt viel mehr die Anzahl der momentan wegen Dopingmissbrauchs offiziell gesperrten Tennisprofis: es sind gerade mal deren zwei. Und wenn Federer sagt, gefühlsmässig werde er heute weniger getestet als vor sieben, acht Jahren, hinterlässt das, um es gefühlsmässig auszudrücken, ein ungutes Gefühl, was das Thema Doping im Tennis betrifft.

Tennisverband gibt sich bedeckt

Dieses ungute Gefühl wird nicht gerade besser, wenn man sich Zahlen aus dem Jahr 2011 anschaut. Da gabs im internationalen Tennis 2150 Dopingtests. Das hört sich nach viel an, ist aber über sechsmal weniger als beispielsweise im vielgescholtenen Radsport. Der internationale Tennisverband gibt sich zum Thema Doping wie fast alle Sportverbände bedeckt.

Das ist nachzuvollziehen, wer redet denn freiwillig schon gerne das eigene Produkt schlecht. Trotzdem würden mehr Kontrollen und mehr Transparenz auch im Tennis sicher nicht schaden. Ob das tatsächlich passieren wird? Keine Ahnung. Aber hoffen, der Fall Armstrong löse etwas aus, ist ja erlaubt.

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