Gut möglich, dass Jennifer Brady auch etwas mit dem Schicksal haderte. Da ist sie zum zweiten Mal in den letzten drei Grand-Slam-Turnieren in der Schlussphase noch dabei. Bei ihrer 13. Teilnahme in einem Major-Hauptfeld hatte die 25-Jährige letzten September den Halbfinal bei den US Open erreicht.
Aktuell ging es am Yarra River sogar noch eine Stufe weiter: Die Nummer 22 der Setzliste steht im Endspiel. Erst in ihren letzten beiden Partien musste sie je einen Satz abgeben – und kämpfte sich in der Rod Laver Arena beide Male nach einem 4:6-Fehlstart überzeugend zurück.
Nun aber bekommt es Brady wie schon bei ihrem bisherigen Karriere-Meilenstein in New York vor fünf Monaten mit der Weltnummer 3 Naomi Osaka zu tun. Die Japanerin zählt zu den ausgewiesensten Hartplatz-Spezialistinnen der Gegenwart. Fluch oder Segen?
Letztes Aufeinandertreffen war ein Fight
Die Amerikanerin zog in den beiden letzten Direktduellen den Kürzeren. Dass sie 2014 Osaka schon einmal hat bezwingen können, fällt in eine andere Zeitrechnung. Für Brady sprechen dennoch zwei Argumente:
- Zuletzt im US-Open-Halbfinal übte sie während 2:08 Stunden mächtig Druck auf Osaka aus. Sie verlor den 1. Satz erst im Tiebreak, glich dann nach Sätzen aus, ehe sie doch ein 6:7 (1:7), 6:3, 3:6 hinnehmen musste. Gerade einmal 2 Aufschlagverluste hatte es im gesamten Spiel gegeben. Zur Neuauflage bringt Brady bereits mehr Grand-Slam-Erfahrung mit.
- Seit 2016 gewann stets eine andere Spielerin das 1. Grand-Slam-Turnier des Jahres – der Reihe nach Angelique Kerber, Serena Williams, Caroline Wozniacki, Naomi Osaka und Sofia Kenin. Die logische Folge wäre, dass nicht die Asiatin nach 2019 nachdoppeln würde. Stattdessen wäre in der Theorie Brady am Zug. Kommt dazu, dass für Kenin, Wozniacki und Kerber Melbourne ein erfolgreiches Premieren-Pflaster war, und die drei «down under» jeweils ihre erste Major-Trophäe eroberten.
Osaka ab dem Viertelfinal unschlagbar
Ein anderer Statistikwert, der Brady hingegen wieder weniger Mut macht, ist folgender: Die 3-fache Grand-Slam-Championne Osaka (zusätzlich zu Melbourne 2019 gewann sie die US Open 2018 und 2020) spielte sich noch jedes Mal, wenn sie in einen Major-Viertelfinal vorgestossen war, bis zum Titel durch.