Gross war der Aufruhr in der Tenniswelt, als Cori «Coco» Gauff 2019 in Wimbledon bis in den Achtelfinal stürmte. Gerade einmal 15-jährig war die Amerikanerin damals und es brauchte schon eine Spielerin vom Kaliber Simona Halep, um den märchenhaften Lauf des «Super-Teenies» zu stoppen.
Das Warten auf den Major-Titel
Kein Wunder, wurde Gauff mit Lobeshymnen geradezu eingedeckt. Die Frage war nicht ob, sondern wie viele Grand-Slam-Turniere das Ausnahmetalent aus Atlanta gewinnen würde. Der erste würde nur eine Frage der Zeit sein und schon sehr bald kommen, so der einhellige Tenor im internationalen Blätterwald. Dass vier Jahre später auf dem Konto in dieser Sparte weiterhin eine «0» steht, hätten wohl die wenigsten gedacht.
Auch wenn der grosse Wurf noch fehlt, entwickelte sich Gauff in den letzten Jahren stetig weiter. 5 Turniere konnte die 19-Jährige in der Zwischenzeit gewinnen, im Vorjahr stand sie bei den French Open im Final. Ganz nebenbei erklomm die Frohnatur im Doppel den Weltranglisten-Thron. Im Einzelranking figuriert Gauff aktuell auf Platz 6, war aber auch schon als Nummer 4 klassiert.
Vier Gründe für den Coup
In New York deutet nun vieles darauf hin, dass Gauff den Grand-Slam-Bann brechen könnte. Die Gründe für den Optimismus im Gauff-Camp sind mannigfaltig:
- Die Form: Gauff gewann das Vorbereitungsturnier in Cincinnati und stellte im bisherigen Turnierverlauf nebst ihren spielerischen Qualitäten auch ihren Kampfgeist unter Beweis. Die Lokalmatadorin fühlt sich im grössten Tennisstadion der Welt pudelwohl und nutzt die positive Atmosphäre als Katalysator.
- Der Starcoach: Seit wenigen Wochen wird Gauff unter anderem von Brad Gilbert betreut. Der 62-jährige Amerikaner weiss, wie man Major-Titel gewinnt. Er trainierte unter anderem Andre Agassi, Andy Roddick und Andy Murray und ist Verfasser des Tennis-Bestellers «Winning Ugly».
- Das Tableau: Mit Iga Swiatek ist die Angstgegnerin von Gauff nicht mehr im Turnier vertreten. Die Polin, die im Achtelfinal die Segel streichen musste, hat 7 von 8 Begegnungen gegen Gauff gewonnen.
- Die Vorhand: Dass Gauffs Rückhand zu den besten auf der Tour gehört, steht ausser Frage. Selbiges kann man von ihrer Vorhand nicht behaupten. Doch die 19-Jährige hat zuletzt stark an diesem Defizit gearbeitet.
Ob das Gauff-Puzzle in New York final zusammengesetzt wird, entscheidet sich spätestens am Samstag. Im Halbfinal wartet mit Karolina Muchova aber bereits am Donnerstag eine äusserst gefährliche Spielerin. Die tschechische Weltnummer 10 stand jüngst im Final von Roland Garros und stellte mit der Final-Qualifikation in Cincinnati ihre gute Form ebenfalls unter Beweis.