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Sie stehen in der Kantine vor den Menüs. Zur Auswahl stehen Rumpsteak mit Pommes oder Reis mit Gemüse. Die Pommes und das Fleisch duften herrlich. Zudem hatten Sie bereits gestern Abend Reis. Also greifen Sie zu und wählen das Rumpsteak. War das eine freie Entscheidung?

Nein. Ich hätte mich nämlich gar nicht anders entscheiden können. Meine Vorlieben, Erfahrungen und Überlegungen zum Zeitpunkt der Entscheidung liessen mir keine Wahl. Bei diesen Ausgangsbedingungen konnte ich nicht anders, als mich für das Rumpsteak zu entscheiden. Meine Entscheidung war also nicht frei.
Die Ausgangsbedingungen legten meine Wahl zwar fest, aber dennoch war meine Entscheidung frei. Schliesslich wollte ich ja das Rumpsteak mit Pommes.
Ich hätte mich auch anders entscheiden können. Ich hätte ein Veto gegen meine Vorlieben einlegen und mir die Sache noch einmal überlegen können. Darum war meine Entscheidung frei.

Paul ist Raucher. Etwas in ihm verlangt nach der Zigarette und er kann dem starken Drang kaum widerstehen. Eigentlich möchte er aber davon loskommen. Er möchte nicht abhängig sein. Anders als Peter. Er ist auch Raucher. Ihn stört das aber nicht. Er gibt dem Verlangen gerne nach. Die Frage ist: Wer ist freier?

Peter ist freier, denn er kann hinter seinem Bedürfnis stehen. Er ist mit sich und seinen Bedürfnissen im Einklang.
Beide sind unfrei, denn beide sind abhängig und somit Sklaven körperlicher Bedürfnisse.
Paul ist freier, denn er kann noch vernünftig denken und sich zurückhalten, auch wenn ihm das sehr schwer fällt.

Unmöglich. In der Welt gibt es viele Zufälle, die nach keinen Gesetzen vorhersagbar sind. Zudem sind wir Menschen freie Wesen und können die Zukunft so oder anders gestalten.
Ja, man könnte die Zukunft ausrechnen. Das wäre zwar hochkompliziert, aber prinzipiell möglich. Da für alles und jedes strikte Naturgesetze gelten, legt der momentane Zustand des Universums jeweils fest, wie es weitergeht. Wenn dem aber so ist, dann ist seit dem Urknall festgelegt, dass ich jetzt gerade diesen Selbsttest löse. Ich bin also nicht frei.
Die Welt folgt zwar strikten Gesetzmässigkeiten, aber wir können dennoch frei sein. Frei sein heisst nur, dass ich tue, was ich will. Ob die Welt und mein Wille determiniert ist, spielt dabei keine Rolle.

Völlig richtig!
Falsch. Es ist unwichtig, wie und wodurch mein Ich geformt wurde. Wichtig ist für meine Freiheit nur, dass ich nicht aus fremden, sondern aus eigenen Antrieben und Überlegungen handle. Gene, Erziehung und Erfahrung haben meinen Willen zwar geformt, aber es ist dennoch mein eigener Wille. Und nur das zählt für die Freiheit.
Frei bin ich nur, wenn ich mich über meine Anlagen und Prägungen hinwegsetzen kann. Das mag schwer sein, aber es ist jederzeit möglich. Darum bin ich frei.

Nein, schliesslich bleibt mir ja keine echte Wahl. Mein Wille ist eine blosse Marionette des Neurowissenschaftlers.
Marionetten sind wir auch ohne einen bösen Neurowissenschaftler: Unser Wille wird gesteuert von unserer Biologie, von Erziehung, von der Gesellschaft und von Werbung. Freiheit ist eine Illusion.
Wenn sich die Lust nach einem Bier nicht fremd anfühlt und ich ihr zustimmen kann, dann bin ich weiterhin frei, auch wenn ich einen Chip im Kopf habe. Schliesslich kann ich meine Wünsche auch ohne Chip nicht selbst wählen; sie entstehen ohne mein Zutun. Wichtig ist für meine Freiheit nur, wie ich zu meinen Wünschen stehe.