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Gesundheit Die USA im Impfstreit

In den Vereinigten Staaten kann im anlaufenden Wahlkampf grundsätzlich alles zum Thema werden. Zum Beispiel die Masernimpfung.

Es ist eine amerikanische Grundsatzdiskussion: Wieviel Verantwortung trägt der Einzelne für die Gesellschaft – und andersherum: Wie stark darf sich der Staat ins Privatleben einmischen? Hier kollidieren von jeher die Meinungen von Republikanern und Demokraten. Jetzt wieder, wenn es um das Thema Masernimpfung geht.

104 offizielle Fälle gibt es seit Anfang des Jahres in den USA (Stand Januar 2015). Das ist nicht viel, gemessen an den 300 Millionen Menschen, die in Nordamerika leben. Und doch: Dass das Thema die Gemüter nun so erhitzt, liegt daran, dass in den USA die Masern fast ausgerottet waren.

Die USA als «Role Model»

Was sich derzeit in den Vereinigten Staaten abspielt, ist durchaus auch für die Schweiz interessant. Denn in den USA waren die Masern fast ausgemerzt, das Ziel, das auch in Europa verfolgt wird, so gut wie erreicht.

Masern

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Masern-Symptome sind Fieber, Hals- und Bauchweh, Bindehautentzündung, Entzündung der Mundschleimhaut mit weisslichen Flecken, Husten und Schnupfen. Gefürchtet sind die Komplikationen: Hirnentzündung (Risiko 1:1000), Mittelohr- oder Lungenentzündung (5 bis 15 auf 100 Fälle) und die Erkrankung des Zentralnervensystems (1 bis 10 auf 100‘000 Fälle).

Doch dann zeigte sich trotz guter Durchimpfungsquote ein gängiger Effekt: Je seltener die Masern auftreten, desto weniger dringlich empfinden viele Menschen die Impfung. Oder sie erachten sie gar als überflüssig.

Speziell in alternativeren Kreisen, unter gut Situierten, Gebildeten, sehr gesundheits- und umweltbewusst Lebenden sank die Impfquote gegen Mumps, Masern und Röteln drastisch – beispielsweise in vielen Gegenden Kaliforniens. Eltern schrecken vor zu viel Schulmedizin schon bei Babys zurück, fürchten den von der Wissenschaft längst verworfenen Autismus-Zusammenhang.

In manchen Schulen sind 50 Prozent der Kinder nicht geschützt. Und just dort traten nun auch seit langem wieder die ersten Masernfälle auf.

Präsident Barack Obama rät deshalb, die Kinder unbedingt wieder impfen zu lassen. Seine republikanischen Kontrahenten dagegen sind der Meinung, die Entscheidung liege rein bei Eltern, die Kindern gehörten nicht dem Staat, die Politik habe sich aus diesem Thema deshalb herauszuhalten.

Damit zeigt sich am Beispiel der USA ein Luxusproblem: Die Ausrottung einer Krankheit steht umso mehr auf der Kippe, je seltener die Krankheit auftritt – ein Paradoxon, mit dem auch die Schweiz zu kämpfen hat.

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