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Mensch Was tut Big Pharma für die ärmsten Patienten?

Jeder dritte Patient weltweit hat keinen Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten. Die Arzneien sind zu teuer, nicht erhältlich oder werden gar nicht erst entwickelt. Eine neue Rangliste zeigt das Verhalten von 20 Pharmafirmen.

Der Sieger heisst: GlaxoSmithKline (GSK). Die britische Pharma-Firma forscht intensiv an Krankheiten, die für Entwicklungsländer von grosser Bedeutung sind und bietet Arzneien in armen Ländern zu reduzierten Preisen an.

Auch das Bonus-System von GSK überzeugt die Macher der Rangliste der Access to Medicine Foundation: «Die zuständigen Manager erhalten ihren Bonus je nach Menge an Medikamenten, die sie verkaufen, und nicht nach Profit», sagt David Sampson von der niederländischen Stiftung «Access to Medicine Foundation». «Das fördert die Verfügbarkeit von Arzneien in armen Ländern».

Verbesserung verzeichnet

Insgesamt ziehen Sampson und seine Kollegen ein positives Fazit im Vergleich zur letzten Erhebung 2010. So seien etwa die Preise wichtiger Medikamente gesenkt worden. Auch investierten heute mehr Unternehmen in die Erforschung vernachlässigter Tropenleiden wie Leishmaniose oder Chagas-Krankheit.

Patienten werden zu Versuchskaninchen

Trotzdem enthält der Bericht klare Aussagen – etwa zu klinischen Studien. Immer mehr dieser Patiententests werden in Ländern wie Indien oder China durchgeführt. Dort sind die Kosten tiefer, und es gibt weniger Auflagen von den Behörden. So steigt jedoch das Risiko, dass die Patienten als menschliche Versuchskaninchen herhalten.

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Wie die Pharma-Riesen den Ärmsten (nicht) helfen
aus Wissenschaftsmagazin vom 09.12.2012. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 5 Sekunden.

Durchgeführt werden diese Tests von spezialisierten Unternehmen, von so genannten «Contract Research Organisations». Diese CROs würden von den Pharmafirmen zu wenig überwacht, kritisiert der Index-Experte David Sampson: «Zwar haben viele Firmen ethische Richtlinien für diese CROs, aber die wenigsten pochen darauf, das sie tatsächlich umgesetzt werden.»

Wieviele Verstösse gegen solche Richtlinien geschehen, weiss niemand. 2011 sorgte eine Studie in Indien für Aufsehen, die im Auftrag der NGO PATH durchgeführt wurde. Indische Mädchen wurden dabei gegen Gebärmutterhalskrebs geimpft – die obligatorische Einwilligungserklärung wurde jedoch von den Schulleitern unterschrieben, statt von den Eltern. «Da ist etliches schief gelaufen», sagt Jörg Schaaber von Buko.

Schweiz im Mittelfeld

Die zwei Schweizer Pharma-Riesen Novartis und Roche schneiden in der Rangliste der «Access to Medicine Foundation» unterschiedlich gut ab. Novartis liegt auf Platz 7 von 20 und befindet sich damit im vordersten Feld. «Novartis ist klar eine der führenden Firmen», sagt David Sampson. Das liege etwa an der gut gefüllten Entwicklungspipeline für Tropenkrankheiten wie Dengue-Fieber.

Roche schneidet etwas schlechter ab – die Firma belegt Platz 10 und liegt im Mittelfeld. Zwar biete Roche etwa HIV-Mittel zu reduzierten Preisen an, so Sampson. Doch ihre Forschungspipeline richte sich vor allem nach den Bedürfnissen der Industrieländer. Roche sieht das anders: Auch Krebs, einer der Schwerpunkte der Firma, werde in den Entwicklungs- und Schwellenländern immer wichtiger, sagt Firmensprecher Daniel Grotzky. 

Die Pharma-Rangliste soll 2014 neu aufgelegt werden. Finanziert wird das Vorhaben unter anderen durch die «Bill & Melinda Gates Foundation» sowie durch das britische und das niederländische Entwicklungsministerium.

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