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Technik Lawinengefahr: Mini-Sprengkapseln sollen das Überleben sichern

Jährlich sterben in der Schweiz zwischen 20 und 30 Menschen in Lawinen. Ski oder Snowboards wirken in der Lawine wie Anker und können dazu führen, dass man in der Tiefe verschüttet wird. Eine Notauslöse-Vorrichtung der Bindung soll diese Gefahr bannen.

Lawine: Was tun?

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  1. Sofort Ski und Stöcke abwerfen.
  2. Mit Schwimmbewegungen versuchen an der Lawinenoberfläche zu bleiben.
  3. Verlangsamt sich der Fluss der Lawine soll man eine geduckte, kugelige, «embryoartige» Stellung einnehmen und die Hände über Mund und Nase zu einer Atemhöhle wölben.

Es ist der Albtraum jedes Variantenfahrers. Ein peitschender Knall, und der Hang kommt ins Rutschen. Die Oberfläche verwandelt sich in einen fliessenden Strom und der Versuch, aus der Lawine hinauszufahren scheitert. In dieser Situation gilt es, möglichst an der Oberfläche zu bleiben um nicht verschüttet zu werden.

Doch die Skiausrüstung kann sich dabei fatal auswirken. Im fliessenden Schnee können die Ski oder das Snowboard wie Anker wirken und den Skifahrer nach unten ziehen.

Kombinierte Auslösung für Bindung und Airbag

Die Technische Universität München hat deshalb ein Notauslöse-System entwickelt, das mit den meisten Skibindungen kompatibel ist. Das Funktionsprinzip: Im Notfall aktiviert der Skifahrer über Funk eine pyrotechnische Notauslösung. Im Klartext: Eine kleine Sprengkapsel öffnet die Bindung.

Video
Veit Senner erläutert Notauslöser (SRF)
Aus Einstein vom 05.02.2014.
abspielen. Laufzeit 26 Sekunden.

Der Grund: «In Lawinen treten zunächst nur geringe Kräfte auf, welche die heutigen Skibindungen nicht zum Auslösen bringen», so Forscher Veit Senner von der TU München, der das System entwickelt hat. Und wenn die Schneemassen sich so weit verdichtet haben, dass die Kräfte auf die Bindung stark genug sind, um sie zu lösen, ist es für eine Befreiung meist schon zu spät.

Die Notauslösung der Ski könnte zudem einen zweiten Nutzen bekommen: Würde sie zeitgleich auch einen Lawinen-Airbag aktivieren, wären die Chancen, einer Lawine lebend zu entkommen, noch grösser.

Überlebenschancen verbessern

Die Überlebenschance steigen, je weiter oben man sich in der Lawine befindet. Das zeigt eine Untersuchung des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF. Ist die Person tief verschüttet, liegen sie nur noch bei 50 Prozent. Die Gründe: Eine Rettung erfolgt schneller an der Oberfläche, und oft besteht weiter oben noch eine Restversorgung mit Sauerstoff.

Das Notauslösesystem ist bereits pateniert. Entwickler Veit Senner will den Prototypen im nächsten Schritt zur Serienreife bringen. Im kommenden Winter sind dazu auch Tests mit «Dummies» in Lawinen vorgesehen.

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