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Eltern am Limit «Laufe ich geradewegs in ein Eltern-Burnout und merke es nicht?»

Matthias Gysel, Marlene Held, Fabian Ludwig und Corinna Walter haben im «Puls»-Chat Ihre Fragen beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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Matthias Gysel
Dipl. Sozialarbeiter
Berater Elternnotruf Zürich

Marlene Held
Psychologische Psychotherapeutin
Oberpsychologin Privatklinik Wyss AG

Dr. Fabian Ludwig
Psychiater und Psychotherapeut
Oberarzt Luzerner Psychiatrie AG
Stellenleiter GiA Luzern Stadt

Dr. Corinna Walter
Psychiaterin und Psychotherapeutin
Oberärztin Zentrum für Affektive, Stress- und Schlafstörungen der UPK Basel

Chat-Protokoll

Guten Abend Wie läuft eine Erstbehandlung/Konsultation beim Arzt/Frauenarzt ab? Ich arbeite 30% und die Arbeit ist pure Erholung nebst dem Alltag zu Hause mit den Kindern . Wenn ich mich nun zum Arzt begebe mit einem Eltern-Burnout, werde ich da bei der Arbeit krankgeschrieben? Das will ich nämlich nicht. Wie läuft da eine Behandlung ab? Wie wird die Diagnose gestellt? Medikamente? Oder gehört eine Krankschreibung beim Arbeitgeber einfach dazu? Liebe Grüsse

Corinna Walter: Guten Abend. Im Erstgespräch beim Arzt schildern Sie zunächst Ihre Beschwerden, der Arzt frägt gegebenenfalls detaillierter nach. Anschliessend wird besprochen, wie er ihre Beschwerden einordnet bzw. welche weiteren Untersuchungen notwendig sind. Anschliessend kommt es zur Diagnosestellung und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten werden erklärt. Zur Behandlung eines Burnouts gehören u.a. Psychotherapie und Medikamente. Was aber genau indiziert ist, wird immer im Einzelfall diskutiert und auch auf die Vorerfahrungen, Wünsche des Betroffenen eingegangen. Bezüglich der Krankschreibung: auch diese erfolgt immer in Absprache mit dem Arzt, d.h. ein Burnout muss nicht zwangsläufig eine Krankschreibung zur Folge haben. Sollte keine Krankschreibung gewünscht sein, ist es wichtig, dies im Arztgespräch zu thematisieren.

Ich habe gerade ihre Puls Sendung gesehn und als coach und lebensberaterin, sehe ich immer wieder wie überlastet das Gesundheits System ist. Gerne würde ich zu einer Entlastung beitragen! Wo kann ich mich bewerben für die Unterstützung bei den überlasteten Familien? Ich freue mich sehr über ihre Antwort.

Marlene Held: Wunderbar! Das ist eine gute Idee, vielen Dank. Nun müssten diese Angebote auf einer Plattform gebündelt werden um die schweizweite Vernetzung von Helfenden und Hilfesuchenden zu ermöglichen. Oder aber Sie bauen selbst ein Dorf: wie können Sie Ihre Hilfe in Ihrer Region «inserieren»? Wenn Ihrer Idee viele Leute folgen, dann können viele Familie partiell entlastet werden und von einer «erweiterten Familie», einem «Dorf», profitieren.

Ein afrikanisches Sprichwort sagt: «Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind grosszuziehen»

Guten Tag Meine Tochter ist 9Jahre alt und eine Phlegmatikerin.Mein Sohn ist 11Monate alt.Sie hat sich sehr auf ihren Bruder gefreut und ich dachte dass sie mir ab und zu eine Hilfe ist. Ich erwarte von ihr nicht dass sie meine Arbeit übernimmt, aber ab und zu Mal füttern oder ein bisschen mit dem Kleinen spielen während ich Essen vorbereite, wäre sehr hilfreich für mich. Ihre Freundinnen fragen immer ob sie ihn füttern dürfen.Leider kommt von ihr nie ein Angebot.Wenn ich sie mal frage,macht sie es, aber nur weil sich gezwungen sieht und dann passiert als nur so halbherzig :-( was kann ich tun?

Fabian Ludwig: Die Geburt eines kleinen Geschwisters ist in jedem Alter herausfordernd, und Kinder reagieren ganz verschieden darauf. Die Art, wie Ihre Tochter reagiert, ist ganz im normalen Rahmen. Es ist völlig normal und gesund, wenn bei Ihrer Tochter die Prioritäten im Moment anders sind.

Meine Tochter ist in letzter Zeit sehr oft krank und am Anschlag. Sie ist berufstätig, hat 3 Kinder, der Mann arbeitet auch Teilzeit und bringt sich sehr ein im Haushalt. Sie engagiert sich auch viel an ihrem Wohnort, politisch, Freiwilligenarbeit, Kirche. Ich habe das Gefühl, es ist zu viel, aber sie braucht das persönlich. Wie kann ich als Grossmutter am besten helfen?

Marlene Held: Schön, dass Sie sich kümmern. Fragen Sie gerne ihre Tochter / die Familie direkt: «Ich sehe, dass ihr so viel Engagiertes macht und sehe auch, dass ihr auch erschöpft seid. Wie kann ich euch unterstützen, was würde dir/ euch gut tun?» In der Erschöpfung sind Pausen wichtig. Sich lernen zu spüren: «Wie geht es mir? Wann brauche ich eine Pause?», das ist die hohe Kunst. Und wenn ich es spüre, dann sorge ich dafür, dass ich zu einer (kleineren oder grösseren) Pause komme. Eine kreative Idee wären kleine «Mantras»:

Ich liebe dich. Es tut mir leid. Danke.

Ich nehme an, was ist.

Ich bin gut genug.

Ich übernehme die Verantwortung für meine Gefühle.

Ich achte auf mich und gönne mir Erholung.

Auch ich darf Pause machen.

Meine Kinder verhalten sich einfach nur wie Kinder.

Mir fallen kreative Lösungen ein.

Kinder brauchen keine perfekten Eltern.

Ich nehme mir Zeit für mich selbst.

Ich vertraue dem Leben.

Liebe erfüllt mein Leben.

Auch ich bin noch am lernen.

Es ist alles nur eine Phase.

Morgen ist auch ein Tag.

Warum nicht?

Ich bin neugierig.

Gemeinsam mit meinem Kind kann ich wachsen.

Ich bin behütet.

Ich bin in Sicherheit.

Jeden Tag fällt es mir leichter, mein Kind so anzunehmen, wie es ist.

Einatmen, ausatmen.

Jänu.

Guten Abend ich bin Mutter von zwei Mädchen (2 & 4 Jahre alt). Grundsätzlich haben wir es gut zusammen, wenn da nicht die fast täglichen Ausraster meiner älteren Tochter wären, die mich immer wieder ans Limit bringen und die die ganze Familie belasten. Auslöser für ihre Trotzanfälle sind meistens Kleinigkeiten, irgend etwas ist nicht ganz so, wie sie es wollte/will, manchmal Dinge die sich nicht rückgängig machen lassen. Sie beginnt dann zu schreien und von da kann alles was geschieht den Anfall verstärken. Wenn es ganz arg ist, schreit sie dann bis fast eine Stunde und ist dann auch aggressiv. Ich habe bis jetzt nicht herausgefunden, wie ich sie aus diesem Strudel rausholen kann. Manchmal habe ich das Gefühl sie würde selbst gerne aufhören zu schreien und zu toben, aber sie findet den Weg nicht mehr raus. Haben sie mir irgend einen Tipp? sonnige Grüsse

Fabian Ludwig: Das klingt sehr anstrengend, was Sie schreiben, und ist gleichzeitig auch völlig im normalen Rahmen für eine 4-jährige. Das Temperament der Kinder ist sehr unterschiedlich, und so auch die Strategien, die in diesem «Strudel» helfen. Manche Kinder brauchen Hilfe beim Verbalisieren ihrer Gefühle, manchen Kinder ist es eine Hilfe, wenn sie sich zurückziehen und den «Sturm» vorbeiziehen lassen können. Vielleicht können Sie sogar in einem ruhigen Moment Ihre Tochter fragen, was ihr am besten helfen würde. Und: Manche Kinder geraten viel heftiger in einen solchen Strudel, wenn sie hungrig sind, also manchmal hilft auch rechtzeitiges Füttern. ;-)

Was kann ich als Elternteil tun, dass ich überhaupt nicht in solch eine Elterndepression falle?

Matthias Gysel: Guten Tag Ich empfehle Ihnen, sich, wenn Sie unsicher sind, an Ihre Hausärztin, an ihren Hausarzt zu wenden und Ihre Situation mit ihm zu besprechen und zu schauen, welche Unterstützung für Sie hilfreich sein kann. Wichtig kann auch sein, sich mit Personen in Ihrem Umfeld auszutauschen und sich bei Bedarf unterstützen zu lassen. Manchmal ist es nicht einfach, über eine schwierige familiäre Situation zu sprechen. Durch die Kontaktaufnahme in diesem Chat haben Sie aber einen ersten wichtigen Schritt getan. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Guten Abend Ich bin gut ausgebildet, berufstätig und brauche diesen Ausgleich auch. Bin aber auch im Job gefordert. Ich arbeite 60%, mein Partner 100%. An mir hängt zusätzlich die meiste Haushaltsarbeit, Planung, Organisation, Mental Load.. Die Kinder (4 + 1) gehen in die Kita. Wir sind alleine, haben keine Eltern, Freunde.. Ich sehe andere Familien welche Grosseltern haben, Familienangehörige.. Wenn wir einmal eine Auszeit wollen, zahlen wir dafür (was wir uns nicht viel leisten können). Ich merke, ich bin regelmässig am Limit. Fühle mich überlastet resp. kümmere mich um alles und probiere allem gerecht zu werden, was ich schlussendlich nicht schaffe und mich dann frustriert. Zusäztzlich haben wir schlechte Schläfer. Der Grössere schläft mit 4 langsam besser. Beim Kleineren stehe ich jede Nacht z. t. stündlich auf. Seit Monaten. Vorher 3 Jahre mit dem älteren dasselbe. (wurde alles zusammen mit Fachpersonen abgeklärt). Ich weiss nicht was ich noch machen soll und habe Angst irgendwann zusammenzubrechen. Mein Partner ist leider keine grosse Hilfe..

Corinna Walter: Guten Abend. So wie sie es beschreiben, müssen Sie gerade ganz verschiedenen Rollen und ihren Anforderungen gerecht werden. Dabei ist es aber genauso wichtig, dass sie auch sich die angemessene Fürsorge zuteil kommen zu lassen. Das kann bedeuten, «Ruheinseln» einzuplanen oder aber auch wohlwollend mit sich selbst umzugehen, den inneren Kritiker gegen einen wohlwollenden Begleiter auszutauschen ("wow, das war gerade eine anstrengende Situation und nicht ganz einfach» statt «wieso hab ich das nicht geschafft ? Nun habe ich schon ich wieder versagt."). Es hat sich gezeigt, dass ich solch ein Verhalten auch auf das ganze System auswirkt und beispielsweise die Kinder auch entspannter sind.

Dies ist leichter gesagt als getan und Zeit ist knapp: daher ein paar Ideen für eine Mini Auszeit: Power-NAP, dies ist ein kurzer Schlaf von wenigen Minuten (! Stellen Sie sich einen Wecker, dann haben sie keinen Zeitdruck in der können sich völlig entspannen). Oder aber eine kleinen Atemmeditation (hier atmen sie z.B. 5-mal bewusst tief ein und doppelt so lang aus).

Neben oben genannten Ideen, kann es aber auch hilfreich sein, sich kurzzeitig professionelle Unterstützung zu suchen. Nicht, um alles zu lösen, da es Variablen gibt, die nicht veränderbar sind, sondern, um gemeinsam mit einem Aussenstehenden die Situation aus einer Art Vogelperspektive zu betrachten und veränderbare Variablen zu finden.

Meine Tochter ist fast 4 Jahre alt und hat seit Geburt ein sehr starkes Saugbedürfnis. 14 Monate gestillt, dann auf Flasche umgestiegen, erst Milch, dann Wasser. Als auch das Wassertrinken zu viel wurde (nächtlich bis zu 3 mal Windeln wechseln nötig), habe ich ihr den Nucki gegeben, weil alles andere nur dazu führte, dass sie entweder am Daumen nuckelte oder an den Fingernägeln kaute. Zu dem Zeitpunkt war sie bereits 3. Den Nucki abzugewöhnen erweist sich als extrem schwierig. Mehrere Versuche sind gescheitert. Nun möchte ich es durchziehen, da sie ihn fast permanent, auch tagsüber trug ,und die Zähne bereits eine Schiefstellung aufweisen. Doch es fällt meiner Tochter extrem schwer, auf ihn zu verzichten. Sie beteuert selbst immer wieder, dass sie etwas zum Nuckeln braucht, um sich zu beruhigen und vor allem zum Schlafen. Ich frage mich,ob der seelische Schaden, den sie durch Fehlen des Nuckis erleidet nicht schlimmer ist, als die schiefen Zähne. Ich erhoffe mir eine verständnisvolle Antwort im Bezug auf das natürliche in diesem Falle sehr stark ausgeprägte Saugbedürfnis. Es gibt ihr Sicherheit.

Fabian Ludwig: Ich kann Ihre Abwägungen gut verstehen, und man merkt, dass Sie Ihre Tochter und ihre Bedürfnisse gut wahrnehmen. Ehrlich gesagt würde ich Ihnen, so wie Sie die Situation schildern, raten, sich mit der Nuggi-Abgewöhnung etwas Zeit zu lassen und sich davon nicht zu fest in einen Stress bringen zu lassen. Vielleicht nehmen Sie in ein paar Monaten nochmals einen Anlauf. Vielleicht finden Sie eine Lösung, dass Ihre Tochter einfach zu bestimmten festgelegten Zeiten oder in bestimmten festgelegten Situationen (z.B. zum sich abends Beruhigen und zum Einschlafen) den Nuggi einsetzt. Und vielleicht lohnt es sich, jetzt noch eine Zahnversicherung bei der Krankenkasse abzuschliessen. :-)

Guten Abend Ich bin 100% Mutter und Hausfrau. Kinder 5 und 2 jährig. Habe 2 sehr willensstarke Kinder. Älteres Kind zeigt auch Tendenz zu ADHS und emotionale Entwicklungsstörung. Die Tage sind sehr anstrengend. Ich bin oft ausgelaugt und habe nicht viel Geduld und Nerven. Unterstützung von Grosseltern habe ich. Aber was raten sie mir, was kann ich tun, um meine Psychische Gesundheit zu stärken? Da wir schon viele Konflikte ausserhalb der Familie mit Gspändli und Kindergartenkollg/innen bzw. deren Eltern sowie Lehrpersonen hatten etc. auf Grund des Verhaltens meines älteren Kindes. Ist mein Selbstvertrauen sehr angekratzt und ich weiche oft bestimmten Situationen aus oder bin dann völlig fertig, wenn wir wieder einen solchen Konflikt durchleben mussten. Wie kann ich mich stärken und auch wieder in eine wertschätzende Beziehung zu meinen Kindern kommen? Ich habe auch eine Elternberatung beigezogen, aber leider sind die Kosten dafür extrem Hoch. Gibt es so etwas auch evtl. gratis? Oder bezahlbar?

Marlene Held: Willensstarke Kinder sind in der Erziehung anspruchsvoll und manchmal ist die eigene Energie aufgebraucht. Jedoch kann Willensstärke als andere Seite der Medaille eine grosse Ressource sein in der Welt: Ihre Kinder spüren was ihnen gut tut und stehen dafür ein. Das ist gut! Besprechen Sie den Konflikt, lassen sie ihn los. Und schauen Sie, dass sie immer wieder tolle gemeinsame Ressourcen geniessen können. Zum Beispiel die Natur. Die Natur ist unsere «Wiege», von da kommen wir. Natur tut uns gut, darum geh so oft als möglich in die Natur. Die vielfältigen Sinneseindrücke in der Natur, wie bspw. das Zwitschern der Vögel und der Geruch von Tannennadeln stimulieren die Aktivität unseres Regenerations-Systems, des parasympathischen Nervensystems. Die Forschung zeigt: Waldluft enthält 90 Prozent weniger Staubteilchen als Stadtluft und die Stoffe der Waldluft wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus. Die Natur enthält zudem viele «losen Teile» mit denen die Kinder kreativ sein können: Steinchen, Stöcke, Blätter, Erde etc. Über Feld und Wiese zu laufen lässt den Blick in die Weite schweifen. Überall ist Leben, ist Veränderung, Bewegung in ruhigem Takt. Die (kleinen) Kinder lieben die Natur auch bei Regen (sobald wir es mal nach draussen geschafft haben)! Macht Feuer und Stockbrot. Oder sucht euch eine andere Ressource aus, bei der ihr alle gemeinsam Atem holen könnt und gemeinsam regeneriert von den Anforderungen des Alltags.

Zum Aufbau des Selbstvertrauens gibt es bei Bedarf gut ausgebildete psychologische und ärztliche Psychotherapeutinnen/ Psychotherapeuten: www.psychologie.ch (neu in der Grundversicherung abrechenbar) oder www.doctorfmh.ch (wie bisher in der Grundversicherung abrechenbar) mit Fachgebiet Psychotherapie. Auch alternative Therapiemethoden können individuell sehr hilfreich sein, wenn Sie gut darauf ansprechen.

Wir sind beides 100% arbeitende Eltern eines jährigen Sohnes. Uns stresst es am meisten, wenn unser Sohn krank wird und ohne Ankündigung die Kita anruft dass wir ihn abholen müssen. Ich habe nur 20 Tage im Jahr Ferien. Ich muss dann sofort nach Hause und ein bis zwei Tage Ferien beziehen. Wo kann ich im Kanton Basel-Landschaft Hilfe holen? Jemand, der für ein paar Tage während unserer Arbeitszeit auf unserer Sohn aufpassen könnte.

Fabian Ludwig: Wenn Sie wegen Krankheit des Kindes nicht arbeiten können, dann dürfen Sie arbeitsrechtlich pro Krankheitsfall bis zu 3 Tage zu Hause bleiben, um das Kind zu betreuen (wenn es Ihr Arbeitgeber verlangt, dann müssen Sie über den Kinderarzt ein Arztzeugnis verlangen, welches die Krankheit des Kindes bestätigt). Sie müssen hierfür keine Ferien beziehen. Für Betreuungsnotstände gibt es Entlastungsangebote vom Roten Kreuz (z.B. hier: www.srk-baselland.ch/fuer-sie-da/entlastung/familienentlastung), wo Sie sich telefonisch über die Angebote informieren können. Womöglich kennt die Mütter- und Väterberatung von Ihrem Kanton noch weitere Anlaufstellen und Hilfsangebote.

Guten Abend Mein Sohn 12 jährig ADHS bringt mich oft an meine Grenzen. Ich selber gehe in eine Therapie mein Sohn hat einmal eine Therapie angefangen aber es brachte nicht viel…Er möchte nicht noch einmal eine Therapie starten. Was raten Sie mir? Kennen Sie einen Kinderpsychiater Raum Bern? Diese sind auch sehr ausgelastet und haben Wartezeiten.

Matthias Gysel: Guten Tag Sie schreiben über Ihren 12-jährigen Sohn, der ADHS hat und Sie an die Grenzen bringt. Sie nehmen für sich therapeutische Unterstützung in Anspruch, was ich anerkennenswert finde. Ihr Sohn, sagen Sie, möchte keine Therapie mehr starten.

Im Raum Bern kann ich Ihnen gerne folgenden Kontakt geben: www.bernergesundheit.ch Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn alles Gute.

Mein Sohn 14 hat ADHS. Er nimmt Medis gemäss der Verschreibung der Ärztin. Ich habe ihm vom schulpsychologischen Dienst abklären lassen. Er ist leicht überdurchschnittlich intelligent. Er macht nie Hausaufgaben von sich aus, stört die Schulstunden. Er war beim Psychiater dort will er nicht mehr hin. Wenn ich ihm sage, er soll Hausaufgaben machen mit oder ohne mich, gibt es immer nur Streit. Ich will ihm helfen, da ich weiss, was er eigentlich könnte, er schreibt aber viele schlechte Noten, da er nichts für die Schule machen will. Ich bekomme fast täglich Beschwerdemails von der Schule. Ich arbeite recht viel und habe wegen ihm mein Pensum reduziert, damit ich bei ihm sein kann, aber es stresst mich an der Arbeit und zu Hause bringt es auch nichts. Was kann ich machen? Es macht mich einfach fertig.

Marlene Held: Eine Beratung bei Elpos wäre evtl. hilfreich. Elpos ist die ADHS-Organisation Schweiz: www.adhs-organisation.ch Kinder mit ADHS funktionieren sehr interessengeleitet, durch gute emotionale Beziehung zum Lehrer/ zur Lehrerin, Bewegung und in der Natur. Mehr Bewegungsoptionen, z.B. Mini-Trampolin im Klassenzimmer / Hüpfball zum sitzen anstelle eines Stuhls? Kleinere Klassen und Unterricht draussen in der Natur wären perfekt, ist jedoch nur selten die Realität..

Guten Abend ich bin gelernter Fachmann Betreuung Kind & Papa von 2 Mädchen. Die kleine momentan 4 Jahre alt ist momentan sehr nervenaufreibend immer Nein wenn ich etwas sage, & wenn sie nicht das bekommt was sie möchte schreit sie einfach oder wirft Spielsachen herum. Ich bin sehr belastbar von meinem gelernten Beruf auf dem ich 10 Jahre gearbeitet habe aber ich weiss nicht was ich momentan noch machen kann oft ignoriert sie auch einfach wenn ich etwas sage. Ist das einfach eine Phase oder kann man da etwas machen. Ah & ich bin der Hausmann & zuhause mehrheitlich für die Erziehung verantwortlich meine Frau arbeitet 80%.

Fabian Ludwig: Es klingt nach einer strengen Zeit, die Sie durchmachen, und auch als Fachmann ist man nicht davor geschützt, in diesem Alter der Kinder an die Grenzen zu kommen. Mit 4-jährig werden viele Kinder noch oft von ihren Gefühlen überschwemmt und haben noch nicht die Strategien, um anders zu reagieren. Wenn sich die Situation «verhärtet» und immer wieder die gleichen festgefahrenen Verhaltensmuster zwischen Ihnen und Ihrer Tochter auftreten, dann macht es Sinn, sich an die Mütter- und Väterberatung oder eine andere Beratungsstelle zu wenden.

Guten Abend Ich selber bedfinde mich seit einigen Wochen im Ausnahmezustand mit auf und abs, ich habe seit meinen 12. Lebensjahr mit psychischen Problemen zu kämpfen. In der derzeitigen Krise habe ich schon meine Hausärztin kontaktiert, war bei der Mütterberatung ohne irgendwelche konkreten Hilfeangebote vermittelt bekommen zu haben. Deshalb möchte ich gerne anfragen, welche Stellen es noch gibt. Eine von mir selber gefundene Privatberatung kostet 130 Franken/h, was finanziell schlichtweg nicht tragbar ist. Falls Sie Zeit finden, mir zu antworten, bin ich Ihnen zutiest dankbar.

Matthias Gysel: Guten Abend Ich finde es anerkennenswert, dass sie über Ihre Situation schreiben. Sie befinden sich seit langer Zeit in einem Ausnahmezustand und kämpfen mit psychischen Schwierigkeiten. Sie haben sich an die Hausärztin und die Mütterberatung gewandt und schreiben, dass Sie keine konkreten Hilfsangebote erhalten haben. Sie fragen nach weiteren Angeboten oder Stellen. Ich kann Ihnen anbieten, dass Sie sich telefonisch oder schriftlich an den Elternnotruf wenden – www.elternnotruf.ch. Bei einem ersten Telefonkontakt können wir Ihre Situation vertieft anschauen und gemeinsam besprechen, was für Sie in Ihrer Situation hilfreich sein kann. Sie können sich jederzeit auch anonym an uns wenden. Nebst der Telefongebühr entstehen für Sie keine weiteren Kosten. Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Kraft.

Guten Abend Unser Sohn ist im September zwei Jahre alt geworden. Wir wissen, dass Temperamente individuell sind und die Trotzphasen je nach Charakter eines Kindes somit unterschiedlich ausgeprägt. Unser Kleiner beisst, kratzt oder schlägt aber auch schon mal wenn er auf dem Spielplatz etwas zurückgeben muss und lässt sich kaum mehr beruhigen. Wenn er etwas nicht will, z.B. Jacke anziehen, fängt er direkt an zu schreien. Ist das noch eine Trotzphase oder sollten wir dies genauer abklären lassen? Vielen Dank!

Fabian Ludwig: Was Sie schildern, klingt nach einer normalen Trotzphase. Kinder in diesem Alter werden von ihren Gefühlen oft überschwemmt und haben gleichzeitig noch wenig Strategien, solche Situationen anders zu bewältigen. Es ist z.B. oft hilfreich:

  • dem Kind zu helfen, Gefühle und Bedürfnisse zu verbalisieren, und gleichzeitig klar zu kommunizieren, welches Verhalten Sie nicht o.k. finden schlagen, beissen, kratzen),
  • pick your battles»: greifen Sie klar ein in Situationen, wo es um etwas geht, was für Sie wirklich wichtig ist; und bleiben Sie da flexibel, wo sich «Machtkämpfe» vermeiden lassen (z.B. Jacke mitnehmen statt anziehen).
  • Behalten Sie im Hinterkopf: Es ist eine strenge Zeit, es geht vielen Eltern so, und diese strenge Zeit ist begrenzt.

Wir haben weder Unterstützung der Grosseltern noch von Freunden. Ich ziehe mich seit einiger Zeit total zurück und vermeide soziale Kontakte. So habe ich genug Energie für die Familie, Haushalt und Arbeit. Ist das Gesund?

Corinna Walter: Teils, teils. Es hängt davon ab, ob der Rückzug/das Vermeiden sozialer Kontakte die eigenen Ressourcen schont und gewollt ist (i.S. Selbstfürsorge mit kurzfristiger Priorisierung der zur Verfügung stehenden Zeit) oder ob der Rückzug/das Vermeiden unbewusst erfolgt und nicht wirklich gewollt ist. Bei Letzterem kommen manchmal noch Lustlosigkeit, Schlafstörungen, Unruhe/Angespanntheit, Gereiztheit hinzu. Die sind dann schon kleine «Alarmzeichen», bei denen man, wenn sie länger anhalten, Unterstützung in Anspruch nehmen sollte.

Liebes Team Mich würde es sehr interessieren wie sich die einzelnen Phasen von einer Überlastung bis zu einem Burnout zeigen. Und wann welche Symptome vorkommen. Ich, weiblich, 36, mit 2 Mädchen im Alter von 4 und 3, eigenes EFH mit Partner(Vater der Kinder) mit Beziehungsproblemen. 50% Job mit bald leitender Funktion. Perfektionistisch unterwegs. überall am optimieren. liege abends oft ausgelaugt ab 20.00 uhr im Bett und geniesse die Ruhe. Mein Tag ist strukturiert, jedoch auch mal flexibel und anpasspar. Zu oft werde ich laut gegenüber den Mädchen, vorallem wenn sie nicht vorwärts machen. Zeit für mich fordere ich nun zwar ein, aber noch zu wenig. da bin ich dran. Hilfe aus dem Umfeld gibt es, aber auch da könnte ich mehr einfordern. Eine zusätzliche Putzhilfe wäre ein Traum, den ich mir gönne sobald ich 60% arbeite-Ziel gesteckt. Bin ich einfach nur gut beansprucht und zwischendurch überbeansprucht oder laufe ich geradewegs in ein Burnout und merke es nicht? Ich frage mich oft ob ich einfach Balast abwerfen soll. aber was? Haus, Kinder, mein Partner? Was mir hilft ist rigoros ausmisten. das befreit. Ich kann von mir behaupten, dass ich mich gut kenne. Bin aber trotzdem am zweifeln und oft einfach nur müde

Marlene Held: Sie befinden sich in der Rush Hour des Lebens: in dieser Lebensphase alles unter einen Hut zu bringen ist sehr anspruchsvoll und immer wieder mal zu viel.

Setze Prioritäten! Im Austausch mit der Innenwelt und Aussenwelt ist es wichtig authentisch zu sein und Prioritäten zu setzen: wann ist es mir zuviel und ich sage «nein» bei einer Anfrage? Und wann habe ich genug Energie für ein «ja»? Dafür muss ich kurz innehalten um zu spüren: wie geht es mir gerade? Bin ich in der Kraft und sage «ja»? Oder heute sage ich lieber «nein» zu einer Anfrage? Das kann mannigfaltig sein: hüten können (oder nicht), Kuchen selbst backen (oder kaufen), unglaublich aufwändige Geburtstagsgeschenke basteln (oder nur die Karte selbst gestalten und Geschenk kaufen), eine Zusatzschicht leisten können bei der Arbeit und dafür die Kinder zum hüten geben (oder nicht). Immer wieder hineinspüren und priorisieren! Zuerst müssen die Grossen Steine (das Wichtige) in ein Glas gefüllt werden, dann erst die kleinen Steine (das weniger Wichtige), umgekehrt funktioniert es nicht, resp. ich vernachlässige meine wichtigen Dinge (z.B. Zeit in der Natur oder mit den Kindern). Das kann sein beim Thema Haushalt: Hygiene ja, übermässiges putzen oder übermässiges aufräumen nein. An was erinnern sich die Kinder: Mama/ Papa hat mit mir gespielt/ interagiert oder Mama/Papa hat immer schön aufgeräumt? Kuschle mit den Kindern und lache mit den Kindern und dem Partner / der Partnerin.

Der Selbsttest kann hilfreich sein (Quelle Fritz und Fränzi Magazin): https://www.elternnotruf.ch/themen/eltern-burnout?gclid=Cj0KCQjwteOaBhDuARIsADBqRejVWKVdbKFdMi9A8Qn2sVZ9mpOcDgf4zaXEfg8ot4Rfpo5kMI9L4tUaAucJEALw_wcB

Generell hilfreiche Bücher zu diesem Thema sind folgende: «Stark gegen Stress, mehr Lebensqualität im Alltag» von Bodenmann & Klingler (2013) zum Thema Umgang mit Stress. «Im Alltag Ruhe finden, Meditationen für ein gelassenes Leben» von Jon Kabat Zinn (2019).

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Ich habe keine Frage aber eine Adresse für Entlastung die nach Einkommen berechnet wird: Schweizerisches Rotes Kreuz Zürich Kinderbetreuung zu Hause 044 360 28 54 Gibt es bestimmt auch in anderen Kantonen. Ich hatte auch eine sehr belastende Situation mit krankem Mann und Kind das sehr schlecht geschlafen hat. Sehr rasche Hilfe, sehr kompetente Betreuungspersonen, für mich eine grosse Entlastung damals!

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Guten Abend Meine Kinder streiten viel. Ich schreite ein sobald es verbal oder physisch gewaltvoll wird. Es gibt Phasen, da kann ich mich keine 2 Meter entfernen und da eskaliert es sofort wieder. In solchen Zeiten gerate ich extrem unter Stress: Essen kochen, Haushalt, evtl. berufliche Telefonate und zugleich kann ich die Kinder nicht unter sich lassen, weil sie sich sonst verletzen. Und das geht in meinen Augen nicht, also wie kann ich damit umgehtn, va mit der Gewalt unter den Kindern. Ich habe 4 Kinder, und arbeite 70%. Danke!

Matthias Gysel: Guten Abend Ihre Lebenssituation mit vier Kindern und Ihrem beruflichen Engagement ist in der Tat enorm herausfordernd. Es klingt nach viel Stress und einer heftigen Familiendynamik. Gibt es Momente, in denen sich die Familie etwas beruhigen kann? Haben Sie Momente, in denen Sie einfach Zeit für sich haben? Ist es für Sie möglich, diese Ruhephasen für sich zu organisieren?

Ich finde es gut, wenn Sie bei Ihren Kindern einschreiten, wenn es physisch oder verbal zu gewalttätig wird. In solchen Situationen geht es vordringlich um Schutz und Sicherzeit. Es ist aber auch wichtig, dass die Kinder lernen, ihre Auseinandersetzungen und Konflikte eigenverantwortlich zu lösen. Wenn die Familie unter Stress ist, können sich Konflikte und Eskalationen verschärfen. Der Fokus aller ist dann hauptsächlich bei den Streitereien und Konflikten. Die guten gemeinsamen Moment treten in den Hintergrund und werden nicht mehr wahrgenommen.

Ist es möglich, dass Sie sich Unterstützung von aussen holen können. In der Nachbarschaft, bei Freundinnen, Kolleginnen, zu denen Ihre Kinder zwischendurch auf Besuch gehen können, damit Sie mehr Zeit für sich und zum Durchatmen haben? In der Eskalation sind Lösungen nicht oder schwer möglich. Man findet diese, wenn sich die Gefühle wieder beruhigt haben. Somit ist es oft hilfreich, in einem Streit verzögert zu reagieren, aus dem Konflikt herauszutreten und später darauf zurückzukommen.

Mir ist bewusst, dass Sie in Ihrer Lebenssituation als Mutter und berufstätige Frau enorm herausgefordert sind, auch zeitlich. Dennoch hoffe ich, dass Ihnen meine Anregungen weiterhelfen können. Alles Gute Ihnen.

vater eines 4 jährigen schlitzohres und wollte mal nachfragen an was es liegen könnte, dass eben dieser junge, der 2 tage die woche in die kita geht sich dort wie ein musterschüler benimmt und zuhause uns (mich und meine partnerin) so sehr an die grenzen bringt.

Marlene Held: Das ist grundsätzlich gut! Und zwar im Sinne von: bei Ihnen fühlt sich ihr 4-jähriger Sohn sicher, da kann er alle seine Emotionen (Reizverarbeitung?) zeigen und sich gehen lassen. Sie dürfen das als Kompliment auffassen. Das Frontalhirn (Steuerung, Planung, Hemmung von Verhalten / Emotionen / Gedanken) von Kindern befindet sich noch stark im Wachstum und arbeitet daher nicht konstant stabil. Und natürlich können Sie zuhause schauen: wie kann ich die angestaute Energie idealer kanalisieren: Kissenschlacht? Mini-Trampolin? auf welchen Grenzen bestehen wir, was ist optionaler?

Guten Abend 3 Kinder 8-16 Jahre, 80% Pensum im Schichtdienst, Betreuung durch uns Eltern Wie kann ich mich erholen, wenn ich krank bzw krank geschrieben bin? Danke

Corinna Walter: Guten Abend. Folgende Ideen:

  • Tauschen Sie sich mit ihrem Partner aus und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen (gibt es Unterstützung aus dem Umfeld? Welche Aufgaben können bernommen/abgegeben werden?)
  • Planen Sie Zeitfenster/Auszeiten ein, in denen Sie bzw. der anderen Elternteil nur Zeit für sich haben und nutzen diese dann nicht anderweitig (! Keine übrigen gebliebenen Tagesaufgaben erledigen! ).

*Mini-Auszeit

a) Entspannung:

  • Power-NAP: dies ist ein kurzer Schlaf von wenigen Minuten (! Wecker stellen: dann haben sie keinen Zeitdruck und können sich völlig entspannen.
  • Atemmeditation (hier atmen sie z.B. 5-mal bewusst tief ein und doppelt so lang aus).

b) Bewegung: ideal 2h/Woche, aufgeteilt in mehrere Einheiten

  • Setzen Sie Prioritäten und Grenzen.

Ich bin 40, Kimd 4,5J, relativ frisch vom Vater getrennt, hatte Krebs und div. Gesundheitl. Probleme. Ich habe Hilfe von Familie und Indsvazer, fühle mich aber oft überfordert. Eine Haushaltshilfe kommt alle 2 Wochen, mehr geht aus finanziellen Gründen nicht. Gibts auch Unterstützung die zuhause helfen? Nicht Psychiatrisch. Eher Kinderhüten, Putzen, Aufräumen, Wäsche machen.

Marlene Held: Sie sprechen meines Erachtens eine sehr wichtige Lücke in unserem System an: bezahlbare konkrete Unterstützung im Alltag. Bereits die Mittelschicht kann sich oft keine regelmässige Entlastung leisten. Es wäre schön und nötig politisch noch mehr in diese Richtung zu gehen. Hinweis: Jeder Sozialdienst der Gemeinde hat eine Sozialberatung, welche diverse Angebote kennt. Möglicherweise ist doch etwas realisierbar? Wenn nicht: bauen Sie sich ein Dorf. Vielleicht gibt es in ihrer Nähe eine*n «Hüte-Oma/ Hüte-Opa», welche*r gerne ab und zu die Kinder hütet?

Unser Sohn, 9Jahre ist sehr launisch. Wenn er keine Lust hat, zieht er nicht einmal Socken an. Wenn wir aus dem Hause wollen, wird ihm alles zu viel. Er sagt dann er komme nicht mit. Obwohl wir den Ausflug angekündigt haben, wird es eine Tortour aus dem Haus zu gehen. Weil er seine Sachen nicht findet, oder die Kappe nicht anhat etc. In diesen Situationen werde ich immer laut und schreie mein Sohn an, warum er das nicht besser, schneller machen kann. Ich drohe dann auch, dass ich nie mehr einen Ausflug planen werde... Wie reagiere ich besser? Ich habe schon einige Dinge ausprobiert aber nicht s hat gefruchtet...

Fabian Ludwig: Wenn Sie wieder und wieder merken, dass Ihr 9-jähriger Sohn es nicht schafft, sich in diesen Situationen Socken, Kappe, usw. herauszusuchen und anzuziehen, dann bringt es nichts, sich selbst und Ihren Sohn immer wieder in diesen Stress zu bringen. Es spricht auch bei einem 9-jährigen grundsätzlich nichts dagegen, ihm in solchen Situationen beim Anziehen oder Bereitlegen der Kleider zu helfen. Machen Sie sich klar, welches Ihre Prioritäten sind: Ein friedlicher Ausflug oder dass sich Ihr Sohn selber anzieht? Es kann sinnvoll und eine Entlastung sein, wenn nicht Erziehungsansprüche im Vordergrund sind, sondern das schöne Zusammensein bei einem Ausflug.

Gibt es im Kanton Solothurn/Bern so etwas wie dieses Home Treatment?

Marlene Held: www.wohnautonom.ch/hometreatment

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Ich habe keine Frage, sondern eine Feststellung! In der Schweiz mangelt es an der Unterstützung zu Hause. Diese Unterstützung, fängt schon im Wochenbett an. Unterstützung zu Hause die auch von gewissen Kassen übernommen werden sollte. Fachpersonen die zu Hause unterstützung anbieten (Vergleichbar wie pro senectute). Einfach für Müttern/Eltern. Was die ich und mein Partner durchgemacht haben, wünsche ich meinen schlimmsten Feinden nicht.

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Ich kenne die Situation nur zu gut. Was kann ich als Ehemann und Vater tun?

Matthias Gysel: Guten Abend Sie schreiben, dass Sie die Situation zur zu gut kennen. Als Ehemann und Vater. Meinen Sie die Situation, sich am Limit und vielleicht hilflos zu fühlen? Wichtig ist, dass Sie jemanden haben, mit der oder dem Sie die Situation besprechen können? Es ist hilfreich, sich in herausfordernden familiären Situationen aktiv Unterstützung zu holen und sich darüber austauschen. Dies kann mit guten Kolleg:innen, andern Vätern oder Eltern oder mit einer Beratungsstelle sein. Ich wünsche Ihnen alles Gute

Guten Tag Unsere 2.5 jährige Tochter schläft schlecht. Wenn sie in der Nacht aufwacht, braucht sie den Kontakt zu uns Eltern. Im Moment haben wir den Eindruck, dass es sich um Angst handelt. Wir waren schon bei der Kinderärztin und Schlafspezialistin und haben verschiedene Techniken probiert. Leider funktioniert es nicht, wie wir wollen. Sie kommt jede Nacht zu uns. Seit Geburt hat sie ihr eigenes Bett und eigenes Zimmer. Haben Sie einen Rat?

Marlene Held: Könnte ein Familienbett Sinn machen für Sie? Ich empfehle gerne das Buch «Ich will bei euch schlafen! (Ein-)Schlafen mit Co-Sleeping» von Sibylle Lüpold (2019). Sie zeigt schön, wieso es evolutionär normal war die Kinder in der Nacht in seiner Nähe zu haben und dass Kinder (wenn sie Bedarf haben) davon profitieren können: weniger Ängste, mehr Ruhe. Das kindliche Schlafverhalten ist ein individueller Prozess, der mit dem Entwicklungsstand jedes Kindes, mit seinem Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit zu tun hat. Die Autorin und erfahrene Schlafberaterin gibt im Buch wertvolle Tipps und erklärt praxisnah, wie Co-Sleeping funktioniert. Die richtige Anwendung führt hoffentlich zu entspannten Nächten und bereitet die Kinder darauf vor, im eigenen Bett zu schlafen.

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Bei mir stellt sich die Frage, wie wir dieses Problem fragmentieren könnten? Ja, wir sind aus meiner Sicht am Limit, alle. Manches lässt sich mit Macht und Manipulation zeitweilig übertünchen. Gibt es nicht familiäre und überfamiliäre Aufgaben? Und ginge es nicht darum einen gesellschaftlichen Konsens zu finden?

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Liebe Experten Seit der Geburt unseres zweiten Kindes im Juli 2021 ist unser mittlerweile 6jähriger Sohn oft aggressiv, sehr frech, macht was er will. Sagt uns „Halt die Fresse“ oder ähnliches. Die Bedürfnisse der Kinder sind altersentsprechend so unterschiedlich. Es zerreisst mich. Und der Grosse muss immer zurück stecken, was ihn natürlich frustriert. Dann ist er wieder genervt. Ich bin oft bis spät am Abend alleine und meine Geduld, ständig alles zu wiederholen, ständig um Freundlichkeit zu bitten, ist fast nicht mehr vorhanden. Der Sohn kann nicht ausdrücken, warum er sich so verhält. Ich werde oft aggressiv und laut. Wie kann ich mit ihm besser klären, was er braucht und ihn auch zeigen, dass wir es nur als Team besser zusammen haben? Vielen Dank

Marlene Held: Das ist sehr intensiv für alle Seiten. Hinter Aggression stecken oft weitere Emotionen und Bedürfnisse. Hat ihr Sohn Angst nicht mehr wichtig zu sein? Ist er eifersüchtig? Braucht er gezielt Mamma/ Papa-Zeit, um sich wieder wichtig und geliebt zu fühlen? Oft sind Kinder in dieser starken Emotion «gefangen» und verstehen nicht genau was mit ihnen passiert. Während der Emotion kann er wahrscheinlich Ihre verbalen Äusserungen weniger gut aufnehmen. Geraten sie gegenseitig in eine Negativspirale, dann wird schon beim kleinsten Vorfall (wieder) frustrierend. Nonverbal alles Positive zu verstärken ist sehr wichtig: umarmen Sie ihren Sohn (wenn er das mag), lächeln Sie ihn an, bestärken Sie ihn mit Nicken, nehmen Sie sich 15 Min. Zeit pro Tag nur mit ihm alleine (Buch lesen / Fussball spielen), vermitteln sie ihm «du bist mir wichtig». Aber setzen Sie auch klare Grenzen und erklären ihm weiterhin, dass Freundlichkeit eine «Superkraft» ist. «In unserer Familie respektieren wir einander und reden freundlich miteinander, das ist uns wichtig».

Zwei empfehlenswerte Bücher: Nicola Schmidt «Geschwister als Team» (2018) sowie Aletha Solter «Spielen schafft Nähe, Nähe löst Konflikte» (2015) .

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Frage/Bemerkung: schade das hier zu 90% nur von Müttern geredet wird....wie wenn es nur die armen armen Mütter sind die betroffen sein könnten. Dabei gibt es genügend Väter die voll am Anschlag laufen....und ebenso viel leisten wie Mütter. Und ebenfalls schade ist es das Mütter meinen, dass nur sie wüssten wie streng es ist. Väter, haben doch keine Ahnung...

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Guten Abend An wen kann ich mich wenden wenn meine 11jährige Tochter immer noch Einschlaf Schwierigkeiten hat. Sie hat öfters irgendwelche Ängste oder Wehwechen. Vor 22:30 Uhr schläft sie nie. Es gibt Abende da wir es Mitternacht. Ich bin dann totmüde und soll sie trösten und beruhigen. Leider klappt dies von meiner Seite nicht immer, da Unverständnis und Wut hochkommt, weil ich übermüdet bin. Danke (Alleinerziehend mit zwei Töchtern 6 und 11)

Matthias Gysel: Guten Abend Sie schreiben, dass Ihre 11-jährige Tochter beim Einschlafen immer noch Schwierigkeiten hat. Sie schreiben, dass Sie Aengste hat, und Sie nie vor 22.30 Uhr schläft. Ich verstehe, dass sich bei Ihnen manchmal die Wut meldet. Solche Situation können einen hilflos machen. Zudem brauchen auch Sie Ihren Schlaf.

Kann Ihre Tochter Ihnen mitteilen, was sie bewegt oder was ihr Angst macht und sie am Einschlafen hindert? Wenn es Ihnen möglich ist, bleiben Sie dennoch in einer unterstützenden Beziehung mit Ihrer Tochter. Gibt es Menschen in Ihrem Umfeld, die Sie entlasten können? Als alleinerziehende Mutter ist diese Situation wirklich sehr herausfordernd.

Vielleicht ist es hilfreich, wenn Sie einen Termin beim Kinderarzt vereinbaren und mit ihm besprechen, welche Begleitung für Ihre Tochter, auch in Bezug auf ihre Ängste, hilfreich sein kann. Vielleicht kann er Ihnen Adressen von Beratungsangeboten geben. Natürlich dürfen Sie sich auch jederzeit telefonisch oder schriftlich an den Elternnotruf wenden. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Kraft!

Unsere Nachbaren haben vor einem Jahr ein Kind bekommen und es weint seither sehr oft. Manchmal weint das Kind wochenlang jede Nacht. Ich glaube, dass insbesondere die Mutter stark unter Druck steht. Wie kann ich sie unterstützen/ansprechen ohne dass sie vielleicht beleidigt ist. Wir haben kein besonders enges Verhältnis.

Corinna Walter: Sie könnten beispielsweise unverbindlich beim nächsten Kontakt erwähnen, dass Sie heute die SRF Sendung gesehen haben, in der gezeigt wurde wie herausfordernd es für «frische» Eltern manchmal kann….Sie hätten sich dabei gefragt, wie es ihr (ihrer Nachbarin) gerade geht und ihre Erfahrung als Mutter einer 1-jährigen Kindes ist.

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Warum gibt es nicht mehr Elternkurse? Warum ist das Thema tabu? Es muss viel mehr getan werden dafür. Ich unterrichte Jugendliche an einem 10.Schuljahr und bin immer wieder mit sehr schwierigen Verhältnissen konfrontiert. Die psychischen Probleme, die entstehen, wenn Eltern überfordert sind, sind eklatant. Eltern sind sich dessen oft gar nicht bewusst, was ihr Verhalten auslöst. Es braucht meiner Ansicht nach Aufklärung und Enttabuisierung.

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Wir hatten ein sogenanntes Schrei-Baby. Ein halbes Jahr hatte unser Sohn praktisch die ganze Zeit geschrien. Danach ging es eine Weile wieder gut. Heute, wenn ich (36) nach Hause komme, schreit unser 1-jähriger Sohn und hört nicht mehr damit auf, bis seine Mutter heim kommt. Ich kann ihn nicht trösten. Auch wenn wir beide zusammen zuhause sind möchte er nur von der Mutter gehalten werden. Das Geschrei geht mir so auf die Nerven, dass ich oft keine Liebe mehr für meinen Sohn empfinden kann. Ein paarmal wollte ich ihn am liebsten zur Adoption freigeben. Heute hatte es mich so getroffen, dass ich richtig weinen musste. Was kann ich tun? Geht die Phase einmal vorbei?

Fabian Ludwig: Viele Kleinkinder durchlaufen solche Phasen, in welchen sie sich einzig von einem Elternteil beruhigen lassen. Die Ohnmacht in einer solchen Situation kann einen an die Grenzen bringen, und die emotionalen Reaktionen, welche Sie beschreiben, sind völlig normal. Wenn man in der Situation mittendrin ist, kommt sie einem oft endlos vor. Aber es handelt sich um eine Phase, die mit Sicherheit vorbei geht. Es kann zudem eine Hilfe sein, wenn Sie sich bewusst machen, dass das Verhalten des 1-jährigen Sohnes nicht gegen Sie gerichtet ist. Zudem ist es wichtig und hilfreich, wenn Sie Ihre geschilderten Gefühle akzeptieren und sich darüber mit anderen Menschen austauschen können.

Guten Abend! Ich bin 59 Jahre alt, seit 2 1/2 Jahren verheiratet, kinderlos, aber erfahrene 5-fache Patin. Ich brauche keine psychologische Ausbildung, um zu wissen, was Mehrfachbelastungen in Familien auslösen. Ich schätze es enorm, dass „Puls“ /SRF endlich dieses Thema behandelt. Meine Fragen: Wann endlich werden im SRF diese Themen in politischen Sendungen (Arena) aufgenommen? Wann endlich werden die Anliegen der Kinder ernst genommen, wenn Mütter vermehrt arbeiten sollen und sie in Kitas gesteckt werden? Warum sitzen diese Psychologen nicht in diesen Sendungen und vertreten ihre Erkenntnisse?

Redaktion Puls: Danke für Ihr Interesse an unserer Sendung und das positive Feedback! Auf die Themenplanung anderer Sendungen haben wir keinen Einfluss, sind aber sicher, dass Ihr Input dort nicht ungehört verhallt. Melden Sie sich doch via https://www.srf.ch/sendungen/arena/kontakt-arena-2

Unser Kind schläft schlecht. Wir haben seit 2 Jahren nicht mehr durchgeschlafen. Sie geht abends entweder nicht ins Bett oder schläft nicht durch oder beides. Wir sind total am Anschlag, da alle Varianten keine Besserung bringen. Gespräche mit Kinderarzt oder Familie haben nur dazu beigetragen, dass wir uns noch hilfloser fühlen.

Matthias Gysel: Guten Abend Sie schreiben über Ihr Kind, das schlecht schläft. Sie sagen, dass die Gespräche mit dem Kinderarzt oder der Familie dazu beigetragen haben, dass Sie sich nun noch hilfloser fühlen. Das zu lesen, tut mir leid. Leider schreiben Sie nicht, wie alt ihr Kind ist. Ich lese aber, dass Sie seit zwei Jahren nicht mehr durchschlafen können. Das ist sehr herausfordernd. Ich kann mir vorstellen, dass Sie dadurch sehr erschöpft sind, was die Situation mit Ihrem Kind zusätzlich erschweren kann. Gibt es in Ihrem Umfeld Personen – Verwandte, Kolleg:innen, Freund:innen, die Sie entlasten können, vielleicht auch mal tagsüber, damit Sie sich ausruhen oder als Eltern alleine etwas unternehmen können? Das kann Ihnen etwas helfen, wieder zu Kräften zu kommen.

Ich verstehe, dass Sie am Anschlag sind. Ich kann Ihnen anbieten, dass Sie sich telefonisch an den Elternnotruf wenden und wir in einem Gespräch gemeinsam schauen, was für Ihr Kind und für Sie als Eltern hilfreich und entlastend sein kann. Alles Gute Ihnen!

Unsere Töchter sind 4j9mt und 2j4mt – Kiga Eintritt gelungen, aber viel Neues und Trotzphase. Oft wird es mir dann zu viel, ein ganzer Tag mit beiden Mädels (die ich mehr liebe als alles) ist stress pur. Dann haben wir streit, ich reagiere ungeduldig. Heute habe ich plötzlich nur noch geweint. Es war alles viel zu viel. Nachdem die Mädels dann tief und fest schliefen – wir konnten den Tag ruhig abschliessen – bekomme ich immer so schlechtes Gewissen, dass wir so streiten (natürlich nur verbal!!!). Wie schaffe ich es, in solch stressigen Momenten ruhig zu bleiben, durchzuatmen und den Mädels wieder die Hand zu reichen? Vielen Dank für Ihre Hilfe.

Marlene Held: Alle Emotionen alleine zu tragen, auszubalancieren und dabei selbst auch noch ausgeglichen zu sein ist nahezu unmöglich. So war das evolutionär nicht gedacht. Wenn ich ein «wohlwollendes Dorf/ Umfeld» baue, dann kann dies zu Entlastung führen. Ich muss nicht alles alleine stemmen! Getraue dich zu fragen und auszutauschen In einem wohlwollenden Umfeld kann der Austausch sehr hilfreich sein. Es wirkt Schuldgefühlen und Einsamkeitsgefühlen entgegen und fördert Verbundenheit. Ja, wir alle kennen die Müdigkeit und Erschöpfung und ja, wir alle kennen die wunderbaren und schönen Momente mit den Kindern. Darüber ernsthaft diskutieren und lachen, dieses Pendeln zwischen schwer und leicht: das gibt uns wieder Kraft für den Alltag. Plant evtl. regelmässige Elternsitzungen ein (einmal wöchentlich / einmal monatlich), um mit dem Partner/ der Partnerin auszutauschen wem es wie geht, was erlebt wurde und was in der nächsten Woche / Monat ansteht. Es sollte auch Spass machen: etwas dazu geniessen oder sich erfreuliche Dinge der Woche erzählen. Evtl. kann ein White Board / Papier zur Visualisierung aller Dinge hilfreich sein. Literatur für den Austausch mit sich selbst und anderen: «Die Klügere gibt ab» von Liussi & Spangler (2022). «Workbook Mental Load loswerden» von Fröhlich (2022). Such dir also wenn möglich Austausch und verschaffe dir Auszeiten. Aber tue es nicht perfektionistisch, sondern nutze nur diejenigen Tools, die sich in dem Moment gut anfühlen für dich!

Wann habe ich ein Burnout ? Ich kann manchmal nicht mehr. Mein Mann hat manchmal gesagt du Has kein Burnout.

Fabian Ludwig: Es ist gut und wichtig, dass Sie die Warnsignale wahrnehmen, und ich würde Ihnen empfehlen, diese Signale ernst zu nehmen. Ob bei Ihnen ein Burnout vorliegt, können Sie am besten im Gespräch mit einer aussenstehenden Fachperson klären. Je nachdem, zu wem Sie einen guten Draht haben, können Sie sich hierfür in einem ersten Schritt beispielsweise an Ihre Frauenärztin oder Hausärztin wenden.

Was tue ich, wenn sich mein Kind nicht helfen lassen will? Nicht weder mit und Eltern noch mit einer Fachperson (Psychologe) sprechen will und sich beratungsresistent zeigt. Wie gehe ich vor, um es zu überzeugen, dass Gespräche und Kommunikation nur helfen können?

Matthias Gysel: Guten Abend Sie schreiben, dass sich Ihr Kind nicht helfen lassen will? Weder von Ihnen als Eltern noch von einer Fachperson. Aus Ihren Zeilen ist nicht ersichtlich, wie alt Ihr Kind ist. In welchen Bereichen will sich Ihr Kind nicht unterstützen lassen? Wo zeigen sich die Schwierigkeiten? Ich denke, dass diese Situation für Sie eine grosse Herausforderung darstellen kann, und es ist anerkennenswert, dass Sie diese Zeilen geschrieben haben. Gibt es Situationen, in denen Sie es mit Ihrem Kind gut haben ein schönes gemeinsames Erleben möglich ist? Manchmal kann es gerade in schwierigen Zeiten gut sein, die Aufmerksamkeit auf das Gelingende beim Kind zu legen, was sich auf die Beziehung stärkend auswirken kann. Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Austausch und bieten Sie ihm weiterhin Unterstützung an. Manchmal ist es für Kinder einfach schwierig, darüber zu sprechen, was sie bewegt, weil sie die Worte dafür nicht finden, weil sie die Gefühle und Emotionen nicht benennen können. Das heisst aber nicht, dass sie bewusst Widerstand bieten, sondern einfach überfordert sind. Wenn Sie die Situation vertieft besprechen möchten, können Sie sich jederzeit schriftlich oder telefonisch, auch anonym, an den Elternnotruf wenden: www.elternnotruf.ch

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind viel Kraft und Zuversicht.

Guten Tag. Mein Sohn ist 20jährig und psychisch krank. Er will nicht in eine Klinik, liegt seit fast einem Jahr nur im Bett (und mir finanziell auf der Pelle), nimmt seine Antidepressiva nicht und niemand auch nicht KESB, Psychiater oder Beistandsschaft können etwas gegen seinen Willen machen. Seit Februar 2021 bitte ich überall um Hilfe, weil die Situation unerträglich ist. Was könnte ich machen? Danke Ihnen im Voraus und freundliche Grüsse

Corinna Walter: Guten Abend. Es ist sicherlich eine sehr schwierige Situation für Sie, wenn ihr Sohn die angebotene Hilfe gegenwärtig nicht annehmen kann und diese eigentlich dringend notwendig wäre.

Sie schreiben, Sie haben bereits verschiedene Institutionen, wie auch die KESB, kontaktiert. Letztere kann auch involviert werden, wenn eine längerfristige Gefährdung aufgrund der Erkrankung anzunehmen ist (i.S. Sie könnten, wenn nicht schon erfolgt, eine Gefährdungsmeldung machen). Bei einer akuten Eigen- oder Fremdgefährdung sollte zwingend der Notfallpsychiater und/oder die Polizei hinzugezogen werden.

Neben oben genannten Procedere, ist es aber auch wichtig, dass Sie auf Ihre eigenen Ressourcen/Kräfte schauen, sich «Ruhe-/Entspannungsinseln» gönnen. Es kann auch entlastend und hilfreich sein, wenn Sie für sich selbst Unterstützung im Umgang mit dieser herausfordernden Situation holen, zum Beispiel bei einer Angehörigen-Beratungsstelle oder Institutsambulanz einer psychiatrischen/psychotherapeutischen Klinik.

Unsere 14- jährige Tochter isst, eigentlich seit immer, soviel sie kann. Wir haben bisher mit der Schule ihr Essen und ihr Gewicht im Rahmen behalten können. Bis in diesen Frühling hat sie aber 12 kg in einem Jahr zugenommen. Sie hatte angefangen Geld zu klauen und Essen zu kaufen. Im Frühling hat die Kinderärztin signalisiert, dass sie übergewichtig sei und nicht mehr zunehmen sollte. Wir haben daraufhin angefangen sie wöchentlich zu wiegen und auf unser Geld aufgepasst. So war ihr Gewicht ein halbes Jahr stabil. Jetzt ist sie aber wieder zu Geld gekommen und kauft sich jeden Tag extra Sandwiches, Gipfeli und Süssgetränke sowie Klöpfer und Minipic in Multipack. Unsere Tochter nimmt momentan fast wöchentlich ein Kilo zu, wir haben täglich Streit und wissen nicht weiter!

Fabian Ludwig: Das Verhalten Ihrer Tochter ist auffällig. Wie sich an Ihrer Schilderung zeigt, konnten Sie ihr Verhalten mit vermehrter Kontrolle nicht verändern. Noch mehr Kontrolle wird auch für die Zukunft nicht der richtige Weg sein. Nach unserer Erfahrung liegen einem solch auffälligen Verhalten meistens andere Probleme zugrunde. Ich würde Ihnen empfehlen, die Kinderärztin um eine Zuweisung zu einer Psychotherapeutin zu bitten, damit Ihre Tochter ihre Situation in Gesprächen mit einer Fachperson anschauen kann.

Unser Sohn (5j5m) hat diesen Sommer die Diagnose Asperger (bzw. Autismusspektrum) gekriegt. Es erklärte uns sehr fest, warum er weder mit Kindern noch mit Spielsachen spielen kann und will (trotz allen Bemühungen unsererseits). Auch seine schnelle Reizüberlastung und seine Ablösungsängste konnte uns diese Diagnose erschliessen. Trotz allen Erklärungen und Erleichterungen: Die Betreuung unseres Sohnes ist sehr sehr intensiv (er kann nur mit uns spielen und interagieren, alleine spielt er nicht), er spricht wie ein Wasserfall von 5:00 bis 19:30, er kann sich keine Sekunde ablösen (auch im Kindergarten sitzen wir noch dabei), nur seine Mama kann ihn emotional beruhigen und auch nur ganz nahe bei ihr kann er schlafen. Bei Zwängen und negativen Konfrontationen nimmt die Qualität des Schlafs und der Appetit ab. Er ist ausser zuhause sehr introvertiert. Wir sind beide Pädagogen, haben zuhause einen guten Groove und kommen trotzdem energetisch immer wieder an unsere Grenzen. Was gibt es für Orte, wo man (spezifische) Beratung holen kann? Gibt es gute (nicht zu allgemeine) Fachliteratur? Gibt es gute pädagogische Institutionen oder Berater? Freundliche Grüsse

Marlene Held: Es liest sich so, dass Sie es sehr gut machen mit Ihrem Sohn. Das ist sehr wertvoll. Dennoch kann es punktuell sehr hilfreich sein punktuelle Beratung zu haben. Folgende Hinweise könnten womöglich weiterhelfen: Es gibt die Nathalie Stiftung, www.nathaliestiftung.ch

Der Verein Autismus Schweiz gibt Empfehlungen von Fachexperten ab, sowie Informationen und Kurse www.autismus.ch

Guten Tag Unser 2-jähriger Sohn beisst und schlägt uns regelmässig plötzlich und in diversen Situationen. Was können wir tun? Vielen Dank.

Matthias Gysel: Guten Tag Ich finde es achtenswert, dass Sie diese Frage stellen. Ihr zweijähriger Sohn beisst und schlägt Sie regelmässig. Das ist für Sie eine sehr herausfordernde Situation, die Sie auch beunruhigen kann. Wenn ein Kind sich so verhält, kann es Ausdruck seiner Verzweiflung oder seiner heftigen Gefühle sein. Das Verhalten ist in nicht gegen Sie als Eltern gerichtet. Wenn es Ihnen gelingt, in der Situation Ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen, kann das helfen, Ihr Verhalten besser kontrollieren können. Gibt es Menschen in Ihrem Umfeld, die Sie, wenn es mit Ihrem Kind heftig ist, unterstützen und entlasten können? Sie etwas begleiten können? Können Sie sich als Eltern in solchen Situationen gegenseitige unterstützen und entlasten? Wichtig ist, in diesen heftigen Situationen bei Ihrem Kind zu sein, mit ihm durch die Situation hindurchzugehen und ihm emotionale Sicherheit und Nähe zu geben. Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Guten Abend sehr geehrte Damen und Herren Per Zufall bin ich auf ihr Angebot gestossen und es hat mich angesprochen ihnen ein paar Fragen zu stellen. Ich bin 36 Jahre habe 3 Kinder zu Hause (7,4 und 1 Jahr alt). Bis zum dritten Kind war ich immer berufstätig, meine Kinder besuchten die kita. Beim dritten Kind habe ich aufgehört zu arbeiten und bin jetzt seit fast 2 Jahren zu Hause. Den Kindern bzw der Familie tut dies auch gut, weil eine gewisse Struktur da ist und mein ältester Sohn benötigt dies auch sehr. Seit einigen Monaten merke ich dass ich am Abend aber häufig sehr genervt bin, dieb2 Buben streiten sich oft, der mittlere ist extrem einversüchtig auf seine kleine Schwester, der lärmpegel zu Hause ist sehr hoch. Ich frage mich schon seit einiger Zeit ob ich überhaupt eine gute Mutter bin weil ich sie um 19.30 alle schlafen bringe damit ich endlich meine Ruhe habe. Ich würde wieder gerne meinen kindern netter begegnen können. Im Moment bin ich nur die Polizistin am spielen und die Kinder sagen selber ich kommandiere sie immer herum. Haben sie mir einen Rat wie ich besser zu mir schauen kann? Vielen Dank für ihre Antwort.

Fabian Ludwig: Sie nehmen die Bedürfnisse Ihrer Kinder offenbar gut wahr und gehen darauf ein, was gut und wichtig ist. Wenn sich Rollenmuster versteifen, so wie Sie es beschreiben (Polizistin), dann kann es hilfreich sein, die Rollen wieder etwas flexibler zu gestalten. Beispielsweise darauf zu achten, dass Sie genügend Austausch mit anderen Erwachsenen haben, und dass es fixe Zeiten gibt, an welchen Sie nicht für die Kinder zuständig sind.

Ich bin Mutter 36, von 2 Kinder (2 und 4,),Haushalt,50% Arbeit. Manchmal bringen mich die Kinder an die Decke. Ich schreie sie an und werfe Spielsachen um. In dieser Zeit, ich bin nicht mehr sich selber. Was kann tun,dass das nicht mehr passiert.

Marlene Held: Um von der Erschöpfung in die Entspannung zu kommen kann es hilfreich sein die folgenden Basiskomponenten für sich und im Dialog mit nahestehenden Menschen (Partner/ Freunde /Familie) durchzudenken und diejenigen umzusetzen, welche gerade gebraucht werden.

  1. Liebe nach innen und aussen/ Selbstwert,
  2. Setze Prioritäten,
  3. Baue dir ein wohlwollendes Dorf,
  4. Getraue dich zu fragen und auszutauschen,
  5. Integriere achtsame Pausen,
  6. Beachte Basics für Psyche und Körper wie Schlaf / Bewegung / Ernährung,
  7. Regeneriere in der Natur. Und unterscheide dabei akut und präventiv.

Die erste Basiskomponente ist dabei sehr zentral: Liebe nach innen und aussen / Selbstwert: Wir lieben unsere Kinder und kümmern uns sehr um ihr Wohlergehen. Das ist auch gut so. Denn eine sichere Bindung zu Bezugspersonen ist sehr wichtig für das Kind und trägt es das ganze Leben lang! Diese Fürsorge dürfen wir auch uns selbst angedeihen lassen: eine gute Selbstfürsorge ist sehr wichtig. Was tun? Kultiviere einen liebevollen Blick und liebevolle Gedanken zu dir selbst, zu den Kindern, zu deinen Nächsten, zur Umwelt. Verbundenheit, Zugehörigkeit, Selbstwert, Bindung, all dies entfaltet sich mit der bewussten und unbewussten liebevollen Haltung, die ich einnehme. Beobachte dich punktuell: wo gelingt mir dieser liebevolle Blick schon, wo möchte ich ihn noch mehr integrieren? Bspw. wieso bin ich freundlich und verständnisvoll meinen Kindern / meiner Freundin gegenüber, mir selbst gegenüber jedoch nicht? Wo kann ich beim nächsten Mal freundlich zu mir sein?

Wir sind alle nicht perfekt (oder alle perfekt im unperfekt-sein) und wir haben alle manchmal keine Energie. Das ist normal. Ich kann als gutes Modell vorangehen und dem Kind (je nach Alter) erklären, dass ich müde war und deshalb geschimpft habe. Ich kann mich auch beim Kind entschuldigen und sagen, dass es meine Aufgabe ist zu schauen, dass ich mich erhole und es beim nächsten Mal besser machen möchte. Als Eltern haben wir die Verantwortung für den Rahmen und die Stabilität. Es ist jedoch auch nicht hilfreich in Schuldgefühlen zu versinken, wenn ich nicht immer Buddha-mässig entspannt reagiert habe. Das kann niemand. Bleiben Sie im Moment, lassen Sie die Situation nach der Klärung los, schauen Sie, dass Sie sich erholen und beim nächsten Mal hilfreicher reagieren können. Wir lieben unsere Kinder und geben unser Bestes, dabei sind wir «good enough fathers and mothers». Stolperst du immer über die gleichen Muster dann sprich darüber, Kolleg*innen haben evtl. andere Reaktionsmuster. Oder lies hilfreiche Literatur, bspw. die Bücher von Nicola Schmidt zur artgerechten und bedürfnisorientierten Erziehung: «Slow Family» (2016), «Erziehen ohne Schimpfen» (2019), «Elternkompass» (2020). Wird es zu akut: hole dir Hilfe bei einer Fachperson.

Hallo liebes Experten Team Ich bin 32 Jahre alt und zweifache Mutter (3 und 1 Jahr). Aktuell habe ich sehr damit zu kämpfen, dass wenn die Kinder sehr fordernd sind oder ihnen etwas gerade nicht passt.. ich sehr schnell laut werde und die Kinder grundlos anschreie. Da ich mich danach immer sehr schlecht fühle, will ich dagegen etwas unternehmen. Ich habe nun schon einiges darüber gelesen und dank diesen Tipps konnte ich es etwas in den Griff bekommen, wenn mich eine solche Welle überkommt. Gelesen habe ich auch, dass solche Reaktionen mit meinen früheren kindlichen Erfahrung zusammen hangen.. nun habe ich aktuell das Gefühl, ich erlebe alles noch einmal.. und mich überkommen manchmal sehr viele Gefühle – die Reaktionen kommen so plötzlich. Nach meiner Geburt litt meine Mutter an einer sehr starken Wochenbett-Depression und ich war einige Wochen von ihr getrennt.. Kann es damit zu tun haben? Würden Sie mir empfehlen meine Mutter auf das anzusprechen? Ich möchte Sie nicht verletzen.. war es doch auch für meine Eltern eine sehr sehr schwierige Zeit.

Corinna Walter: Guten Abend, vielen Dank, dass sie Ihre Situation so offen schildern. Ein Teil davon, was Sie beschreiben, die herausfordernden Situationen und negativen Gefühlen, sind leider von Beginn an mit dem Elternseins «mitdazugebucht» worden. Ein andere Teil aber hat mit unsere Vergangenheit, mit der Geschichte, die wir als Kind sei es in Bezug mit unseren Eltern oder aber auch mit den Klassenkameraden erlebt haben. Diese Erfahrungen prägen uns in unserem Verhaltensweisen (, so dass wir beispielsweise auf bestimmte Ereignisse gestresster reagieren als es «eigentlich ok» wäre. Wir werden getriggert.). Sie beschreiben, dass es Ihnen bereits möglich is,t diese «Wellen"/Triggerreaktionen regulieren zu können. In einem zweiten Schritt kann es nun spannend sein, herauszufinden wieso einem diese Situationen so triggern, und was sie mit einem selbst und unser Vergangenheit zu tun haben. Es kann sein, dass eine längere Trennungssituation, sei es im Rahmen einer Erkrankung eines Elternteils, beim Kind zu starken Verlassensängsten führt und diese Person später vieles unternimmt, um diese zu kompensieren (z.B. es allen recht machen zu wollen). Ob dies bei Ihnen der Fall ist, kann ich nicht konkret sagen. Es kann sich aber hilfreich sein, auf Entdeckungsreise zu gehen, und herauszufinden wieso sie in bestimmten Situationen so reagieren. Anschliessend könnten Sie ihrem Gegenüber (z.B. ihrer Mutter) zu erklären, wieso sie in machen Situationen so reagieren und was ein bestimmtes Verhalten Ihnen gegenüber auslöst.

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Die ganze Sendung empfinde ich wie ein Faustschlag in mein Gesicht. Eine Frechheit. Wenn beide Eltern arbeiten und dann sich beschweren, dass sie dies nicht können empfinde ich als Vater eines Autisten und eines Teenagers eine Frechheit! Ich dachte es geht hier um Eltern die wirklich am Anschlag laufen, dass hier ist für mich eine reine Wohlstandserschöpfung. Heute wollen alle beide den vollen Lohn und dann noch die Familie nebenbei, klar das dies nicht geht!

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Guten Abend, ich bin voll am anschlag,kann nurnoch weinen. ich bin meist nur noch genervt meine kinder können kaum mer was richtig machen geschweige mein partner. nur kleine dinge machen mich rassend. was kann ich tun. ich leide sehr unter meiner stimmung. zu allem kommt noch.ich wollte immer 3 kinder. jetzt merke ich vernümpftig ist es null. wegen mehreren punkte. deshalb habe ich für mich familienplanung abgeschlossen. dies macht mir zu dem auch noch mental mehr zu schaffen als ich dachte. vileicht habt igr einen rat wie ich wieder positiv denken kan und nicht mehr so genervt bin wegen allem. meine familie tut mir leid

Marlene Held: Es ist wichtig immer gut auf den aktuellen Gesundheits-/ Erschöpfungsgrad zu achten. Bin ich im präventiven Bereich? Oder ist meine Situation bereits akut? Leide ich bereits unter einem Eltern-Burnout und brauche mehr Pausen oder Unterstützung? Mache den Selbsttest (Quelle Fritz und Fränzi Magazin): https://www.elternnotruf.ch/themen/eltern-burnout?gclid=Cj0KCQjwteOaBhDuARIsADBqRejVWKVdbKFdMi9A8Qn2sVZ9mpOcDgf4zaXEfg8ot4Rfpo5kMI9L4tUaAucJEALw_wcB

Bist du bereits im erschöpften Bereich, dann zeigt der Selbsttest bspw. folgendes Resultat an: «Sie lieben Ihre Kinder, aber manchmal haben Sie einfach Lust, eine Auszeit von der Elternrolle zu nehmen. Sie würden gerne mehr Zeit für sich haben. In diesem Stadium ist es wichtig, dass Sie sich diese Zeit nehmen, sowohl für sich selbst als auch für Ihre Partnerschaft.» Oder bist du bereits stark erschöpft: «Sie quälen sich weiter, um dennoch klarzukommen, aber Sie sind dabei so müde, dass man Sie kaum wiedererkennen kann. Sie erkennen keine Aussicht auf Besserung. An diesem Punkt ist es wichtig, dass Sie eine echte Pause einlegen und Ihr Leben wieder in Ordnung bringen, sowohl für Ihre eigene geistige Gesundheit als auch für das Wohlergehen Ihrer Kinder.» Via Elternnotruf, Fachstellen oder Psychotherapeut*innen.

Hilfreich: Integriere achtsame Pausen Nimm dir täglich Zeit für den «Sein»-Modus. Oft sind wir im «Tun»-Modus, was ohne Pausen das Stresssystem fördert und den mentalen Akku ablädt. Dein System von Gehirn / Körper/ Seele braucht jedoch den Wechsel und die Balance von der Aktivität (Sympathisches Nervensystem) hin zu Ruhe (Parasympathisches Nervensystem). Die Achtsamkeit kann ein Helfer sein in die Ruhe: Sei ganz bewusst und ohne zu bewerten im jetzigen Moment, lass deine Sinne spüren. Klar, wir haben wenig Zeit, immer «will» jemand etwas. Dennoch: ob eine «längere» Pause von einem Tag für dich alleine bis hin zu mehrmals täglich 30 Sekunden innehalten und die Atmung beobachten, das alles kann der Entspannung dienen. Es gibt Mindfullness-Based-Stress-Reduction Kurse, sogar für achtsames Elternsein. Es kann aber auch das Yoga, der Waldspaziergang, das Tee trinken sein, der hilft im jetzigen Moment zu sein, zu spüren und damit dem autonomen Nervensystem hilft beruhigende Muster zu erfahren und verankern.

«Pausen, Atmen, Gedanken»: Du steuerst deine Pausen, Gedanken und mit dem jeweiligen Stresslevel auch den (unbewussten) Atemrhythmus. Mach dir deine Gedanken bewusst und setze positive Akzente. Mache bewusst Pausen, auch wenn es manchmal nur ganz bewusst ein Glas Wasser trinken ist. Atme immer wieder tief und regelmässig, atme dabei etwas länger aus als ein.

Guten Tag Mein 8 Jahre altes Kind hat wahrscheinlich eine hochsensible Veranlagung. Es reagiert oft sehr sensibel auf zu viele Menschen, Kinder, Lärm etc. Als Kleinkind schrie es immer, wenn ich seine Haare waschen musste, ca. bis ins Kindergartenalter. Ich habe alle möglichen Methoden ausprobiert... es schrie trotzdem. Jetzt, in der Schule, leidet es unter den lauten Mitschüler:innen. Auch die Emotionen sind extrem. Mein Sohn kann sich bspw. so fest auf etwas freuen, dass er unter dem starken Gefühl zu leiden scheint. Leider habe ich bisher noch keine kompetente Beratungsstelle gefunden, die sich damit auskennt. Soll man das Kind vor den Reizen schützen oder gibt es Methoden, damit es lernt, damit zu leben? Besten Dank.

Marlene Held: Hochsensible Kinder (auch neurosensitive Kinder) gehören zu den 20% der Menschen, die verfeinerte Sensoren haben. Alles wird intensiver wahrgenommen und verarbeitet, genau wie Sie es beschreiben. Einerseits sind das auch besonders viele schöne Dinge und Stimmungen, jedoch ist die Reizüberflutung und die starke emotionale Reaktion immer wieder ein Thema. Ich kann Ihnen das Buch von Nora Imlau «Du bist anders, du bist gut» über gefühlsstarke Kinder sehr empfehlen.

Was sind die wichtigsten Regeln für die Umgang mit dem Smartphone für Teenager?

Matthias Gysel: Guten Abend Sie fragen nach den Regeln für einen Umgang mit dem Smartphone. Eine Frage, welche viele Eltern beschäftigt, ist das Smartphone und dessen Nutzung ein wichtiger Bestandteil von Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsenen geworden.

Bedeutungsvoll ist es, zu schauen, welche Interessen Ihr Kind nebst der Nutzung des Smartphones hat. Ich denke, dass es wichtig ist, mit dem Kind und der Familie handyfreie Zeiten zu bestimmen, zum Beispiel beim Essen und/oder der gemeinsamen Zeit danach. Wenn Ihr Kind soziale Kontakte zu Gleichaltrigen pflegt und aktiv anderen Interessen nachgeht, ist der Smartphone nur ein Teil seiner Freizeitbeschäftigung und dementsprechend nicht nur problematisch. Zudem sind auch wir Eltern bei der Nutzung des Smartphones im Familienalltag herausgefordert. Gelingt es uns selber gut, das Handy mal für eine gewisse Zeit auf die Seite zu legen? Manchmal kann es wertvoll sein, die eigenen Erfahrungen und Schwierigkeiten des Umgangs mit den Kindern zu besprechen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.

Ich bin 28 und alleinerziehend mit einem 1 Jährigem Sohn. Ich laufe seit Wochen auf reserve und weiss schon das ich Hilfe brauche, wo bekomme ich diese und was gibt es für Möglichkeiten?

Fabian Ludwig: Es ist gut und wichtig, dass Sie merken, dass Sie Hilfe brauchen, und diese Signale ernst nehmen. Die Angebote sind regional unterschiedlich, je nachdem, wie Ihre Situation ist. Erste Anlaufstellen sind häufig Hausärztin oder Frauenärztin. Unterstützung beim Finden der geeigneten Hilfe bietet auch der «Elternnotruf» (www.elternnotruf.ch).

Guten Tag Wir haben drei kleine Kinder, mit kurzem Altersabstand zueinander. Ich bin Nonstopp mit Kinderbetreuung, Haushaltsarbeiten und Garten beschäftigt. Das wäre nicht so schlimm, wenn die Kinder ihr Chaos selber aufräumen würden und nicht die ganze Zeit streiten würden. Auch folgen sie nicht. Mein Mann sagt, die Situation ist nicht so schlimm (er ist ja immer bei der Arbeit) und ich solls locker nehmen... Meine Eltern behaupten ich habe Kinder nicht im Griff (Kinder alle unter 4 Jahre). Kritik also von allen Seiten. Ich fühle mich im Hamsterrad strample ununterbrochen, ich mache so viel, möchte alles perfekt im Haushalt machen und niemand merkt, wie schlecht es mir wirklich geht. Bin am Anschlag und möchte nicht mehr so weitermachen.

Marlene Held: Als Eltern gefordert sein bis immer mal wieder überfordert sein ist normal. Es ist wichtig immer wieder klar zu selektionieren: was will ich, was nicht, was ist nötig, was ist optional, wen frage ich um Unterstützung, was gebe ich ab, was mache ich zusätzlich. Und auch dann gibt es immer wieder Phasen, in denen trotzdem «alles zuviel» sein kann. Wichtig ist es aus Zeiten von «Stress» wieder täglich (mehrmals) in Phasen der «Regeneration und Aufbau der Energie» zu kommen.

Wenn es zuviel wird: entlasten, entlasten, entlasten. D.h. Lasten abgeben. Auszeit nehmen: Minuten bis Tage, je nachdem. Entspannung suchen: was tut dir persönlich gut? in der Folge ggf. Strukturen wieder/ neu ordnen: muss der Schwimmkurs wirklich jetzt sein? Wer übernimmt was? um Hilfe fragen, nein sagen können. Lass genügend Zeit für «freies Spiel» und Kontemplation. Am idealsten mit anderen Kindern und Erwachsenen gemeinsam ums Haus und in der Natur.

Hallo, Unser Sohn ist 3.5 Jahre und hatte in seinem Leben nur eine Hand voll Nächte durchgeschlafen. Er wacht derzeit ca alle 2h auf und braucht Kuscheleinheiten um wieder einzuschlafen. Ich schlafe auf einem Bett neben ihm und manchmal in seinem Bett, da ich einfach zu müde bin ständig von meinem Zimmer in seines zu laufen. Das Problem ist aber, dass ich so selber kaum zum schlafen komme und den ganzen Tag arbeiten muss. Meine Frau muss sich ums Neugeborene kümmern, welches ebenfalls stündlich aufwacht und tagsüber kaum schläft. Auf Dauer können wir so nicht funktionieren.

Fabian Ludwig: Es handelt sich um die körperlich wohl strengste Zeit mit den Kindern. Die Situation, die Sie schildern, klingt sehr streng, und kommt so oder ähnlich in vielen Familien vor mit Kindern in diesem Alter. Es ist gut und wichtig, dass Sie auf das Bedürfnis Ihres Sohnes eingehen, für den es sich mit der Geburt eines neuen Geschwisters wohl ebenfalls um eine herausfordernde Zeit handelt. Die Situation wird wieder besser werden, und bis dahin gilt es, so pragmatisch wie möglich zu sein. Auch wenn dies z.B. heisst, eine Art «Matratzenlager» einzurichten, damit alle immerhin genug Platz zum Schlafen haben, und man nachts nicht aufstehen muss.

Grüezi mitenand Wie findet unser sohn (18.5 Jahre alt) Motivation für Schule (1. Lehrjahr Zimmermann)? Morgens ärgert er sich über sich selbst dass er nichts für die Schule gemacht und nur gegamt hat. Vielen Dank und freundliche Grüsse

Matthias Gysel: Guten Abend Ich finde es anerkennenswert, dass Sie schreiben. Sie fragen, wie Ihr Sohn die Motivation für die Schule findet. Er ist im ersten Lehrjahr als Schreiner. Sicher eine spannende Lehre. Gefällt ihm die Arbeit? Ist er bei der praktischen Arbeit ein motivierter Lehrling?

Sie sagen, dass er sich ärgert, wenn er nichts für die Schule gemacht hat. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt mir, dass ihm die Situation nicht gleichgültig ist. Gibt es in der Berufsschule vielleicht einen Kollegen, mit dem er zusammen lernen könnte. Oft gelingt es Jugendlichen, sich gegenseitig zu motivieren. Vielleicht kann es für ihn auch hilfreich sein, wenn sie den «Lernabend» mit ihm aufteilen. Eine zeitlich begrenzte Phase lernen, dann pausieren und allenfalls etwas gamen, dann wieder bewusst lernen. Bleiben Sie mit ihm im Austausch und fragen Sie ihn, wo er Ihre Unterstützung brauchen könnte. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn ein gutes Gelingen.

Guten Abend Wie kann ich mich im familiären Alltag mehr abgrenzen und kleine Freiräume für mich schaffen, zum Durchatmen und Krafttanken? Wir haben zwei Kinder (6 und 3 Jahre alt), unser Sohn ist sehr aktiv – bis hin zu impulsiv. Unsere Tochter ist noch viel daheim und sucht gerne Nähe (kuscheln, Bücher anschauen usw.). Mein Mann arbeitet Vollzeit und ist auch am Wochenende oft beruflich absorbiert. Ich merke, dass mir im Alltag und im Umgang mit den Kindern immer häufiger die nötige Geduld und Ruhe fehlen. Ich brauche dringend kleine Auszeiten, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden und weiss nicht, wie ich dies organisieren kann. Vielen Dank und einen angenehmen Abend

Marlene Held: Sie sprechen ein wichtiges Thema an: wir sind zu oft alleine in der Kleinfamilie.

Strukturell leben wir heutzutage nicht mehr artgerecht. Wir leben drinnen in den Wohnungen / Häusern als Kleinfamilien und stemmen alles alleine: Kinder begleiten, Haushalt, Berufsleben, erweiterte Familie, Nachbarn, Freunde, Kollegen, Schule, Hobbies, Vereine/ Verpflichtungen etc. Und dies alles oft zeitlich dicht getaktet. Das erzeugt enormen Druck und Mental Load. Es wäre schön und nötig, dass es mehr realistisch bezahlbare Entlastungs- und Unterstützungsangebote gibt, noch mehr Familienzentren, Anlaufstellen, mehr Home Treatment, mehr Therapieplätze, bessere Vereinbarkeit von Arbeitsleben und Familienleben.

Persönlich leben wir oft sehr alleine, sehr stark getaktet in der Zeit, mit vielen Verpflichtungen, sind oft zu streng mit uns selbst und den andern. Hilfreich ist zu entschleunigen: bspw. eine liebende und weniger perfektionistische Haltung mir selbst und den andern gegenüber einnehmen. Ich übernehme Verantwortung und baue bestimmte Basiskomponenten für mich passend zusammen. Die Basiskomponenten umfassen: Liebe gegen innen und aussen/ Selbstwert. Prioritäten setzen. Achtsame Pausen integrieren. Drei Basics für den Körper Schlaf, Bewegung, Ernährung. Baue dir ein wohlwollendes Dorf. Getraue dich zu fragen und auszutauschen.

Gibt es ein wohlwollendes «Dorf»? Tipp: Baue dir ein wohlwollendes Dorf! Denn wenn deine Kinder ihr nachbarschaftliches, familiäres und freundschaftliches Dorf kennen und mögen, dann können wir ab und zu gegenseitig die Kinder hüten für eine Stunde, zwei Stunden einen Nachmittag. Positive Effekte: 1. Sie können kurz durchatmen/ bewegen/ nichts tun. 2. Die Kinder erfahren dabei eine andere Umgebung und geniessen das Spielen mit den anderen Kindern und/ oder erwachsenen Menschen. So ist allen gedient.

Guten Abend An wen kann man sich in einer akuten Überforderungssituation zur Entlastung wenden? Gibt es Möglichkeiten, umgehend Unterstützung zu erhalten, ohne monatelange Wartefristen (wenn eine Abklärung oder Ähnliches nötig ist)? Unser 4-jähriger Sohn testet sehr stark die Grenzen aus und versucht sich immer wieder bei sehr vielem durchzusetzen, oft auch mit Händen und Füssen. Wir wissen nicht, was wir gegen diese Aggressionen tun können. Vielen Dank für Ihre Antwort und freundliche Grüsse

Marlene Held: Nebst dem Elternnotruf (0848 35 45 55, Festnetztarif) gibt je nach Kanton diverse Anlaufstellen. Diese sind meist auffindbar via Internet oder auch via Sozialberatung der jeweiligen Gemeinde, welche die regionalen Angebote kennt. Schweizweit gibt es gut ausgebildete psychologische und ärztliche Psychotherapeutinnen/ Psychotherapeuten: www.psychologie.ch (neu in der Grundversicherung abrechenbar) oder www.doctorfmh.ch (wie bisher in der Grundversicherung abrechenbar) mit Fachgebiet Psychotherapie. Kurzfristig können Sie sich an Ihren Hausarzt / Hausärztin wenden, welche*r in der jeweiligen Region oft gut vernetzt ist.

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Eltern am Limit: Stress und Überforderung statt Familienglück
Aus Puls vom 14.11.2022.
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