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Paulette Brupbachers Kampf für Verhütungsmittel.
Schweizerisches Sozialarchiv/101_60_1-001
abspielen. Laufzeit 29 Minuten 13 Sekunden.
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Tabu Verhütung: Die Zürcher Arbeiterärztin Paulette Brupbacher

Die Zürcher Ärztin und Sexualreformerin Paulette Brupbacher trifft in den 1920er-Jahren auf desolate Verhältnisse in den Arbeiterquartieren. Verschlimmert werde die Situation ihrer Patientinnen durch fehlende Verhütung, stellt sie fest. Sie wird zur Kämpferin für Verhütungsmittel und Frauenrechte.

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Paulette Brupbacher bemängelt öffentlich das Wissen über Sexualität und Verhütung und hält Vorträge, bei denen sie mit Irrtümern und falschen Vorstellungen aufzuräumen versucht. Dabei bricht sie zahlreiche Tabus, wie Historikerin Karin Huser in der Zeitblende einordnet: «Es war wirklich skandalös, wenn sie auftrat mit ihren Referaten und Dinge forderte, die völlig gegen den Strich des gesellschaftlichen Denkens und der Normen war.»

Eine Reaktion bleibt nicht aus: Nach einem Vortrag in Derendingen SO, erhält Brupbacher ein Redeverbot für den Kanton Solothurn, später auch noch eines im Kanton Glarus. Redeverbote, die sogar das Bundesgericht beschäftigen. Trotzdem lässt sich die Ärztin nicht davon abbringen, Frauen zu beraten und Vorträge zu halten bis ins hohe Alter.

Wegen des zweiten Weltkriegs ist von den Erforts der damaligen Sexualreformerinnen, zu denen Paulette Brupbacher gehörte, nicht viel geblieben. «Man hat Paulette Brupbacher vergessen. Diese Avantgardebewegungen der 1920er-Jahre, die blieben in dieser Zwischenkriegszeit», bilanziert Lina Gafner, Co-Direktorin der Gosteli-Stiftung.

Die Zeitblende beleuchtet das Leben der Arbeiterärztin und Frauenrechtlerin Paulette Brupbacher, sowie ihrer Patientinnen im Zürcher Arbeiterquartier Aussersihl. Und sie fragt, wie Brupbacher zu einer Kämpferin für Frauenrechte, Verhütung und die Legalisierung von Abtreibungen wurde, Jahrzehnte vor der sexuellen Revolution der 1968er oder der Fristenlösung für Schwangerschaftsabbrüche von 2002.

Gesprächspartnerinnen:

  • Lina Gafner, Co-Direktorin Gosteli-Stiftung
  • Karin Huser, Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Staatsarchiv Zürich

Dauer: 29 Minuten
https://www.srf.ch/audio/zeitblende
Autorin: Barbara Mathys?

Verwendete/weiterführende Literatur und Quellen:

  • Gafner, Lina: «Mit Pistole und Pessar». Sexualreform und revolutionäre Gesellschaftskritik im Zürich der 1920er- und 1930er-Jahre. Nordhausen, 2010.
  • Huser, Karin: Paulette Brupbacher-Rajgrodski: Sexualreformerin. In: Maeder, Eva, Niederhäuser, Peter (Hrsg.): Käser, Künstler, Kommunisten. Vierzig russisch-schweizerische Lebensgeschichten aus vier Jahrhunderten. Zürich, 2009, S.191-194.
  • Badura, Isabelle: Die Zürcher Ärztin Paulette Brupbacher (1880-1967). Sexualität, Geburtenregelung, Geschlechterrollen und Eugenik im Kontext ihrer Zeit. Lizentiatsarbeit, Universität Zürich, Historisches Seminar, 2002.
  • Jütte, Robert: Lust ohne Last. Geschichte der Empfängnisverhütung von der Antike bis zur Gegenwart. München, 2003.
  • Brupbacher, Paulette: Meine Patientinnen. Aus dem Sprechzimmer einer Frauenärztin. Stuttgart, 1953.
  • Brupbacher, Paulette: Sexualfrage und Geburtenregelung. Zürich, 1936.
  • Imboden-Kaiser, Frida: Wir sind nicht Herr über Leben und Tod. Mahnwort an die Schweizerfrauen zum Schutze des werdenden und absterbenden Lebens. St. Gallen, 1924.

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