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Film & Serien Ein Schweizer verleiht Superman Flügel

Früher fragten sich bloss die Zuschauer, wie die täuschend echten, spektakulären Film-Sequenzen zustande kamen. Mittlerweile sind Hollywoods Mega-Produktionen von solcher Design-Komplexität, dass Regisseure heute vor derselben Frage stehen: Wie macht man das bloss?

Hulk, Ironman, und jetzt der neue Superman in «Man of Steel»: Ohne Raffael Dickreuter blieben die starken Jungs aus dem Universum der Comicsuperhelden flache Papiertiger. Seit 8 Jahren lebt der Berner in Los Angeles, wo er den Aushängschildern des Blockbuster-Kinos am Computer Leben einhaucht.

Raffael Dickreuter ist «Previs Artist», wobei «Previs» für «Previsualization», also Prävisualisierung, steht. Im deutschsprachigen Raum nennt man seinen Job «3D Animator», doch das greift eigentlich zu kurz. Dickreuters Tätigkeit ist eine Kombination aus 3D Animator, Designer und virtuellem Kameramann.

Der Mann fürs Spektakuläre

Eine (computer-animierte) Figur aus dem Film «The Incredible Hulk», 2008.
Legende: Ohne einen wie Dickreuter ginge das nicht: Filmstill aus «The Incredible Hulk», 2008. Universal

Sein Job beginnt lange vor den Dreharbeiten, zu einem Zeitpunkt, an dem es noch keine Schauspieler gibt und auch noch kein Set. «Es gibt nur das Drehbuch, den Regisseur und einige wenige Designer», sagt Dickreuter. «Dann versucht man den Film von Grund auf zu konzipieren. Wir entwerfen Actionszenen vorab im Computer und finden heraus, wie man die überhaupt filmen kann.»

Dickreuter ist der Mann für spektakuläre Luftattacken, Karambolagen und Explosionen. Im Wettstreit um die beeindruckendsten Spezialeffekte scheuen Blockbuster-Regisseure wie Zack Snyder keinen Aufwand. Das lässt die Kosten explodieren: Rund 225 Millionen Dollar betrugen die Produktionskosten von «Man of Steel», 150 Millionen für das Marketing nicht eingerechnet. Allein die Computeranimationen schlugen mit 40 Prozent der Ausgaben zu Buche, schätzt Dickreuter.

Planung wie für ein Haus

Bei Filmen dieser Grössenordnung ist eine sorgfältige Planung elementar. Dickreuter: «Man kann sich das vorstellen, wie wenn man ein Haus bauen will. Man entwirft es auf Papier, baut später ein kleines Modell, dann erst baut man das Haus. So ist das auch im Film: Ich entwerfe Sequenzen, die anschliessend von hunderten von Leuten umgesetzt werden. Mit Hilfe digitaler Visualisierungen lassen sich die zentralen Szenen eines Actionfilms planen. So kann der Regisseur überprüfen, ob seine Ideen funktionieren. Damit vermeidet er Fehler und optimiert den Aufwand.»

Steven Spielberg als Krönung

Raffael Dickreuter posiert auf dem roten Teppich vor der Verleihung der Golden Globe Awards.
Legende: Der Durchbruch in Hollywood ist geschafft: Raffael Dickreuter auf dem roten Teppich der Golden Globes. Raffael Dickreuter

Sein Metier gelernt hat Raffael Dickreuter in seinem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste. Als er sich danach bei Schweizer Unternehmen bewarb, erntete er nur Absagen. Mangels Erfahrung, wie man ihm sagte. «Die Amis», sagt er, und lacht, «sahen das anders.» Er bekam ein Jobangebot – und seitdem läuft es für ihn.

Bis vor kurzem arbeitete der 32-Jährige an «Robopocalypse», einem Projekt von Steven Spielberg. Über die erste Begegnung mit dem wahrscheinlich mächtigsten Mann Hollywoods sagt er grinsend: «Das war schon ein Moment, in dem ich leer geschluckt habe. Als ich so 15 war und von Hollywood träumte, dachte ich, mit Spielberg zu arbeiten wäre das Ultimative. Aber ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass das irgendwie möglich sein würde.»

Zurzeit gestaltet er für den siebten Teil von «The Fast and the Furiuos» spektakuläre Autofahrten. Visionen anderer Leute zu realisieren ist sein Job. Seine eigene Vision hat Dickreuter, so scheint es, bereits verwirklicht.

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