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Gesellschaft & Religion Katholisch und feministisch: Eine Thurgauerin zeigt, wie's geht

Der Schweizerische Katholische Frauenbund bekommt eine neue Präsidentin: die Thurgauer Unternehmerin und Kommunikationsfachfrau Simone Curau-Aepli. Sie will den kirchenkritischen Kurs des Frauenbundes weiterführen – und schreckt auch vor unkonventionellen Aktionen nicht zurück.

Frauen haben in der römisch-katholischen Kirche der Schweiz eine starke Lobby: den Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF). Mit 150'000 Mitgliedern ist dieser ein grosser Player. Doch eine soeben gemeinsam mit der Gewerkschaft Syna durchgeführte Umfrage zeigt: Dem SKF wird zu wenig Gehör geschenkt.

Gegen die privilegierte Rolle der Priester

«Frauen werden in Kirchgemeinden zurückgebunden», erklärt Simone Curau-Aepli, die neue Präsidentin des SKF. Gründe seien das Ämterverständnis oder persönliches Konkurrenzdenken von Priestern. Die privilegierte Rolle von Priestern mache ein gleichberechtigtes Arbeiten von Frauen und Männern in der römisch-katholischen Kirche unmöglich.

Da helfe auch die Ankündigung von Papst Franziskus wenig, er wolle prüfen lassen, ob Frauen zu Diakoninnen geweiht werden könnten. Simone Curau-Aepli will den bisherigen kritischen Kurs des Frauenbundes in der römisch-katholischen Kirche weiterführen. Dazu gehört die Forderung nach dem Frauenpriestertum.

Für die Gleichstellung der Frau

Simone Curau-Aepli rechnet mit einem breiten Konsens im Frauenbund. Sie weiss aber auch, dass in den Ortsvereinen viele ältere Frauen an konservativen Werten und Formen festhalten. «Das müssen wir aushalten, benennen und ausdiskutieren. In unserer Kirche und in unserem Verband ist viel Platz dafür», ist sie überzeugt.

Die Gleichstellung von Frauen, familiengerechte Strukturen, diese Anliegen will Simone Curau-Aepli auch in die Gesellschaft hineintragen. Sie hat sich in der Politik engagiert: als ehemalige Vize-Präsidentin der CVP-Frauen Schweiz und als abtretende Präsidentin der CVP-Frauen Thurgau.

Gegen den negativen Populismus

CVP-Präsident Gerhard Pfister sieht den Glauben als etwas sehr Persönliches, das er nicht in die Politik einfliessen lassen will. Dem widerspricht Simone Curau-Aepli: «Religion und Glaube ist eine Haltung, die sich in allem manifestieren soll, in meinem Sein, in meiner Arbeit, in meinem Handeln». Simone Curau-Aepli kann zupacken. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie eine Firma aufgebaut, die sich auf blasbare Dämmungen spezialisiert hat.

Als Nationalratskandidatin überklebte Simone Curau-Aepli 2011 ein SVP-Plakat gegen die Masseneinwanderung – mit einer Aufforderung zu Wanderferien in der Schweiz. Damit sorgte sie landesweit für Aufsehen. «Ich wollte dem negativen Populismus, der in der Schweiz in den letzten Jahren wieder salonfähig geworden ist, etwas Positives entgegensetzen und sagen: Hört auf, alles so düster und schlecht zu machen. Benennt positive Werte und steht dafür ein», erklärt sie. Auch dies ist für Simone Curau-Aepli Ausdruck einer christlichen Haltung.

Mitgliederzahl geht zurück

Simone Curau-Aepli versteht sich als Feministin. Das bringt sie mit ihrem Katholisch-Sein und mit ihrem Glauben bestens unter einen Hut. Sie kann aber auch verstehen, wenn sich für andere Emanzipation und Katholisch-Sein wie Feuer und Wasser verhalten.

Den Frauenbund plagen die gleichen Sorgen wie andere Vereine und Verbände auch: Die Mitglieder werden älter und das freiwillige Engagement von Frauen geht zurück. Gerade in solchen Zeiten ist für Simone Curau-Aepli ein klares Profil wichtig.

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