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Gesellschaft & Religion Vatikan an der Expo: Der teuerste Opferstock aller Zeiten

Widersprüchlicher könnte es nicht sein: Papst Franziskus hat die Expo in Mailand als Konsumveranstaltung kritisiert. Doch auch der Vatikan nimmt teil. Das Expo-Thema «die Welt ernähren» wird aber nicht wirklich angegangen. Stattdessen sammelt der Vatikan Geld für seine eigenen Hilfsprojekte.

Die Fassade des Papst-Pavillons ist sehr nüchtern, viel grau. Darauf angebracht sind Schriftzüge: «Nostro Pane» und «Give us today our bread» und «Not by Bread Alone». Diese zwei Kernsätze sind zugleich Programm des Pavillons. Es geht um «unser täglich Brot» und darum, dass nicht satt wird, wer nur Brot isst. Aber alles schön der Reihe nach.

Graue Wand mit Aufschrift «nicht vom Brot allein» in verschiedenen Sprachen
Legende: Klare Messages auf der Aussenwand: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein» Keystone

Ernährung alleine hilft nicht

Das Herzstück im Innern des Pavillons ist ein langer Holztisch, der mit Sensoren ausgestattet ist. Nähert sich der Besucher dem Tisch, erscheinen auf dessen Oberfläche verschiedene Alltagsszenen.

Zum Beispiel Hände, die einen Teig kneten. Und solche, die auf einer Schreibmaschine tippen. Denn wer nur isst, aber nicht studiert, bleibt langfristig hungrig. Ernährung alleine hilft nicht, um satt zu werden, es braucht auch Bildung. Dies ist eine der Kernbotschaften dieses Pavillons.

Dem Leid von Mensch und Natur ein Gesicht geben

Viele Fotos von hungernden Menschen zieren eine Pavillonwand. Daneben solche, die das Leid ausgelöst ausgelöst haben durch Gewalt und Aggression. Weitere Fotos zeigen Bilder von Naturkatastrophen. Auf der gegenüberliegenden Wand dann die Lösungsansätze des Vatikans. Filme auf drei Screens zeigen Hilfsprojekte, die Papst Franziskus am Herzen liegen. Wir alle können etwas gegen dieses Leid tun, ist die Botschaft. Wenn wir bereit sind, zu geben.

Folgerichtig befindet sich am Ausgang des Pavillons ein Opferstock. Das hier gesammelte Geld fliesst in eben diese Hilfsprojekte. Rund 1000 Euro kommen pro Tag zusammen, sagt eine Kommunikationsverantwortliche. Bei vielen Besuchern kommt dieser Pavillon sehr gut an. Sie loben die ruhige Atmosphäre und den Raum für Nachdenklichkeit, den sie hier finden.

Es gibt aber auch sehr kritische Besucher. Diese vermissen die Auseinandersetzung mit dem Thema der Expo «die Welt ernähren». Denn um wirklich etwas zu tun gegen den Hunger auf der Welt, brauche es einen anderen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten – und nicht einen teuren Pavillon. Der Vatikan hat rund 3 Millionen Euro für seinen Expo-Auftritt ausgegeben.

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