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Kunst Bodybuilding: Ist das nur Körperkult oder schon Kunst?

Was denken Sie, wenn sich Arnold Schwarzeneggers Körper unter seinem Hemd abzeichnet? Silvester Stallone in einem seiner Filme das T-Shirt auszieht? Schön? Grotesk? Abstossend? Was es auch sei – der Anblick von Muskelbergen löst etwas in uns aus. Dieser Faszination geht die Kunsthalle Zürich nach.

Beim Betreten der Kunsthalle sticht ein Bild als erstes ins Auge: Popart Künstler Andy Warhol in seinem Atelier, ihm Gegenüber der junge Arnold Schwarzengger, der erfolgreichste Bodybuilder aller Zeiten.

Zeichnung: Mann in Bodybuilderpose.
Legende: Auch auf Papier wird gepumpt: «Fresh Squeeze», 2014. Bleistift und Acrylfarbe auf Papier. Lea Rasovszky

Das Foto wurde in den 1970er-Jahren aufgenommen, der Blütezeit des Bodybuildings. Warhol und Schwarzenegger waren fasziniert von einander. Schwarzenegger von Warhols Art sich selbst zu inszenieren und zu vermarkten und Warhol von Schwarzeneggers Körper und wie er diesen zum Kunstwerk formte.

Die Lust an Schein, statt Sein

Die Kunsthalle in Zürich stellt diese Faszination Andy Warhols ins Zentrum der Ausstellung «Building modern Bodies. Die Kunst des Bodybuildings.»

Denn als Kunst muss man es ansehen, wenn Menschen ihren eigenen Körper formen, wie einst Bildhauer Marmorblöcke: «Bodybuilder sind Künstler, Kunstwerk, Restaurator und Museum zu gleich. Sie erschaffen ein Kunstwerk, ihren eigenen Körper, nach speziellen Schönheitsidealen. Wie ein Restaurator müssen sie schauen, dass dieses Kunstwerk in Schuss bleibt», sagt Kurator Jörg Scheller.

Als eine Form von Kunst ist Bodybuilding zweckfrei und muss allein ästhetischen Gesichtspunkten standhalten. Damit unterscheidet es sich auch vom Sport, bei dem es um Fitness, Gesundheit, Kraft oder Ausdauer geht. Bodybuilding, ist mehr Schein als Sein.

Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Bodybuildings anhand historischer Fotografien und führt über die Blütejahre des Bodybuildings bis in die Gegenwart. Neben Fotografien helfen auch diverse Videos und Zeichnungen das Verhältnis des «normalen» Bürgers zu den gestählten Körpern zu verstehen.

Der erste Bodybuilder

Mann in Bodybuilderpose umgeben von Frauen in langen Kleidern.
Legende: Der erfolgreichste Bodybuilder: Arnold Schwarzenegger stellt 1977 für Filmpromo seinen Körper zur Schau. Keystone

Als einer der ersten Bodybuilder gilt der Deutsche Eugen Sandow, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in England lebte und wirkte. Er stellte sich als Kraftmann auf Sockel und Bühnen und inszenierte seine Muskeln in den einschlägigen Posen.

Sandow veränderte den Zweck des Körperkults nachhaltig: Bis ins späte 19. Jahrhundert ging es darum, den Körper fit und stark zu halten für Militär und Vaterland, Sandow fokussierte allein auf den ästhetischen Aspekt.

Wichtig war nicht mehr, besonders stark zu sein, sondern besonders stark auszusehen. Vorbild waren dabei antike Statuen, die ausgemessen wurden und als Massstab für die perfekten Proportionen galten.

Fitnesshype in den 1970er- und 80er-Jahren

Bis in die 1960er-Jahre waren Bodybuilder eine Kuriosität, die man in Varietéshows bewundern konnte. In den 70er- und 80er-Jahren nahm der Fitnesstrend Fahrt auf: Der sportliche, trainierte Körper wurde zum Ideal. Damit war das Formen des eigenen Körpers nicht mehr exotisch, es wurde Alltag in Fitnessstudios und Aerobicklassen.

Unzählige Zeitschriften widmeten sich in der Zeit dem Phänomen – was dem Kult zusätzlich Resonanz und Akzeptanz in der Öffentlichkeit bescherte.

Fünf Zeichnungen der jungen Rumänin Lea Rasovzky künden in der Ausstellung vom neuen Unbehagen in der Körperkultur des 21. Jahrhunderts. Sie zeigt aufgepumpte Monster mit kleinen, aufgeklebten Augen, die eher einem Fantasyfilm entsprungenen Kampfwesen gleichen, als einem Menschen aus Fleisch und Blut.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 22.11.2015, 17:45 Uhr

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