Zahllose Tupfen, eine Hommage an Graubünden, Felsbrocken, brutale Bilder und Zitronen – wir blicken auf fünf der besten Kunst-Ausstellungen 2025 in der Schweiz. Und verraten, welche zwei davon Sie noch live erleben können.
Yayoi Kusama: Ein Fest für die Augen
So geht Social-Media-taugliche Kunst: Verspiegelte Räume, in denen die Unendlichkeit bunt getupft ist. Doch Yayoi Kusamas Kunst macht nicht nur Spass. 1929 in eine strenge japanische Familie geboren, machte Kusama im New York der 1960er Jahren mit wilden Happenings Furore. Ihre All-Over-Patterns auf Leinwänden, Objekten oder in Spiegelräumen verwandeln die Angst im Nichts gefangen zu sein in kraftvolle Kunst. Die Ausstellung in der Fondation Beyeler ist ein Fest für die Augen. (Alice Henkes)
Leiko Ikemura: Kopf-Spaziergang
Alles floss in Leiko Ikemuras Übersichtsausstellung. Und das ganz unaufgeregt. Bronzeskulpturen auf Inseln aus Kies, zwischen denen sich schmale Wege schlängelten. Videoaufnahmen ihrer Gemälde glitten über die Wände. Die Ausstellung als philosophischer Spaziergang – und Hommage an Graubünden. 1989 verbrachte die japanisch-schweizerische Künstlerin ein Jahr im Bergdorf Sarn. Für Ikemura ein Powerspot, der ihrem Werk die Richtung gab: die Beziehung von Mensch und Natur. «Leiko Ikemura. Das Meer in den Bergen» war vom 23. August bis 23. November im Bündner Kunstmuseum in Chur zu erleben. (Alice Henkes)
Francis Bacon: Love hurts
RTS-Beitrag vom 3.3.2025
Toxische Beziehungen? Für Francis Bacon (1909–1992) der Normalfall. Der irisch-britische Maler war in seinen besten Zeiten einer der teuersten lebenden Künstler weltweit. In seinen Männer-Beziehungen lernte er alle Winkel der Hölle kennen. Und die brachte er mit seiner Malerei auf die Leinwand: brutal, direkt, aber auch unglaublich verletzlich. Bilder, die bis heute berühren. Und die in Martigny endlich mal wieder in einer umfangreichen Schau zu sehen waren. «Francis Bacon – présence humaine» war vom 14. Februar bis 8. Juni in der Fondation Gianadda in Martigny zu sehen. (Alice Henkes)
Sara Masüger: Felsen, Brocken, Bäche
Fast ein Gebirge stellte die Schweizer Plastikerin Sara Masüger in die St. Galler Lokremise. Wer sich umsah, bemerkte, dass das Gipsungetüm gar nicht so schwer zu passieren war; im hinteren Teil der Installation regneten dann grosse, schwarzglänzende Tropfen von der Decke. Bewegung und Statik, Oberflächen und Körper setzte diese Ausstellung ins Verhältnis. Hier überzeugte eine Künstlerin durch klare Setzungen, Mut und Sensibilität. «Sara Masüger: Gedächtnislandschaften» war vom 23. August bis zum 2. November in der Lokremise St. Gallen zu erkunden. (Ellinor Landmann)
Klodin Erb: Ausgerechnet Zitronen!
Überall finden sich die gelben Südfrüchte in Klodin Erbs Ausstellung «Vorhang fällt Hund bellt»: auf kleinen Bildern, in Filmen oder als Muster auf Tapeten. Was einst Altmeister als Beweis ihres Könnens auf Leinwand pinselten, nutzt Klodin Erb, um (im übertragenen Sinne) Limonade zu machen: Belebend ist ihre grosse Schau in Aarau und überschäumend kreativ. Die Tausendsassa der Schweizer Kunst überzeugt nicht nur mit ihrem Kunst-Kosmos, sondern auch mit dem besten Ausstellungstitel des Jahres! (Ellinor Landmann)