Stricken und recyclen, futuristische Formen und hunderte kräftiger Farben – und reichlich Bergbezüge: Das ist Teil der Formel, die Kévin Germanier in der Modeszene erfolgreich gemacht hat.
Die Ausstellung «Les Monstrueuses» im Designmuseum Mudac beleuchtet nun seine Arbeit – nicht nur die als Modeschöpfer, sondern auch als Unternehmer. Wie war es möglich, eine Marke in einem derart wettbewerbsintensiven Umfeld wie der Modewelt zu entwickeln?
Mit Recycling bis nach Paris
Kévin Germanier ist gerade einmal 33 Jahre alt, geboren in Granges, im Wallis. Schon als Kind zeichnete er bunte Entwürfe voller Kleider mit einzigartigem Design – oft vor dem Hintergrund typischer Pariser Panoramen.
Später absolviert der junge Modedesigner seine Ausbildung in London, an der renommierten Schule Central Saint Martins College of Art and Design gemacht. Von Anfang an arbeitet er mit recycelten Elementen, die er zu Strass und Pailletten kombiniert.
Dieser Ansatz hat natürlich eine besondere Bedeutung in einer Modewelt, die stark von den Abfällen der Fast Fashion betroffen ist. Parallel dazu verbindet Germanier seine Farb- und Pailletten-Entwürfe mit handgestrickten Kleidungsstücken, die von seiner Familie im Wallis – vor allem von seiner Mutter – gefertigt werden.
Von ESC bis Montreux
Und das gefällt: Der Designer, heute in Paris beheimatet, verfügt bereits über eine beeindruckende Kundenkartei: Er hat Kostüme für die olympische Zeremonie in Paris entworfen, Kleider für den Eurovision Song Contest in Basel gestaltet und das Plakat für das kommende Montreux Jazz Festival gestaltet.
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Bild 1 von 2. Zu seiner 60. Ausgabe schmückte sich das Montreux Jazz Festival mit einer Haute-Couture-Kreation von Kévin Germanier. Bildquelle: Montreux Jazz Festival.
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Bild 2 von 2. Der Walliser ist der erste Modedesigner, der ein Plakat für das Festival entworfen hat. Das Werk besteht aus 60'000 Perlen, Pailletten und upgecycelten Materialien. Bildquelle: Montreux Jazz Festival.
Eine Reihe von Stars tragen seine Kreationen, unter ihnen Lady Gaga, Björk, Heidi Klum. Im Januar 2025 konnte er sogar erstmals mit den Vertretern der «Haute-Couture» – Dior, Chanel, Armani und Gaultier – an der Paris Fashion Week teilnehmen.
Die Ausstellung «Les Monstrueuses» in Lausanne widmet sich in vier Räumen der Philosophie Germaniers. Sie beginnt mit mehreren Werken aus seiner Kollektion «Les Joueuses», wie einem glänzend grauen Kleid aus recycelten Plastikflaschen und einem bunten Strickkleid, bekannt aus der Netflix-Serie «Emily in Paris».
Glamour und Nachhaltigkeit
Diese Kleider entführen die Ausstellungsbesuchenden in eine Welt voller Farben und ungewöhnlicher Figuren. Im Mudac wurde sogar das Atelier des Designers rekonstruiert – mit Recycling-Materialen, ersten Skizzen und Farbentwürfen.
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Bild 1 von 3. Aus Holz mach Party: Auch Tchäggättä-Masken vertragen bei Kévin Germanier etwas Bling Bling. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 2 von 3. Kévin Germanier arbeitet an der «Robe Caran d’Ache»: Das Kleid ist aus gebrauchten, von Caran d’Ache gesammelten Kugelschreibern und Bleistiften hergestellt. Bildquelle: Nicolas Stajic.
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Bild 3 von 3. Angekommen in der Welt der Haute Couture: Ein Model präsentiert während der Paris Fashion Week 2025 in Paris eine Kreation von Kévin Germanier. Bildquelle: Keystone/EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON.
Immer wieder versucht der Walliser, Glamour mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Heute erlaubt es ihm, seine Marke «Germanier» weiterzuentwickeln, sich als Unternehmer ab- und durchzusetzen.
Dazu gehören auch das Eingehen von Partnerschaften: So entdeckt man in der Ausstellung ein Kleid aus Filzstiften des Unternehmens Caran d’Ache, oder eine Maske, inspiriert von den Tschäggättä aus dem Lötschental, geschaffen von Germanier in Zusammenarbeit mit der Walliser Kantonalbank.
Äusserst ehrgeizig
Seine Umwelt möchte Kévin Germanier jedoch nicht nur mit Kleidern und Modeaccessoires gestalten. Er hat bereits Möbel entworfen – verrät aber nicht, für welches Unternehmen. In Zukunft würde er gerne einen «Germanier-Zug» gestalten oder Anzüge für die Bundesrätinnen und Bundesräte entwerfen. Die schillernde Zukunft scheint dem jungen Walliser dabei gewiss.