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Jürg Amann liest aus «Pekinger Passion»
Aus Kulturplatz vom 01.04.2008.
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Literatur Analyst des Trostlosen – Autor Jürg Amann ist gestorben

Der Autor Jürg Amann ist im Alter von 65 Jahren verstorben. Der äusserst produktive Schweizer nahm sich den unterschiedlichsten Formen an: Vom Bühnenstück übers Hörspiel bis zum Essay und Kinderbüchern. Stets faszinierten ihn die dunklen Seiten des Seins. Das kam besonders in Österreich gut an.

Angst, Tod, gesellschaftliche und persönliche Traumata: Das waren die Themen, die Jürg Amann immer wieder beschäftigten. «Am besten war er wohl, wenn er wirklich Prosa schrieb», sagt Literaturkritikerin Christine Lötscher im SRF-Interview. Lötscher hat den Autor mehrmals interviewt, Podiumsgespräche moderiert und Kritiken zu seinen neusten Werken geschrieben. Seine Texte hätten eine eigene poetische Energie gehabt.

Viel Anerkennung in Österreich

Auch Familienstrukturen und die Vorbestimmtheit der Kinder durch ihre Eltern, beschäftigte Amann immer wieder. In «Rondo» erzählte er 1982 von einer schwierige Mutter-Sohn-Beziehung. Es war über weite Strecken seine eigene Geschichte. Im österreichischen Klagenfurt wurde ihm dafür der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. 

«Jürg Amann dürfte in Österreich als einer der bekanntesten Schweizer Schriftsteller gegolten haben», so die Einschätzung Lötschers. Sein Hang zur dunklen Seite mit all ihren Abgründen kam bei den Lesern im Nachbarland besonders gut an. Ähnlich wie zum Beispiel der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard habe Amann in seinen Texten die Trostlosigkeit ausgelotet.

Über 40 Theaterstücke, Prosawerke und Theaterstücke

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Nachruf auf Jürg Amann («Kultur kompakt», 14.5.13)
04:11 min
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Besonders hervorzuheben sei seine Fähigkeit, gewisse Themen neu zu beleuchten. Mit seiner «Pornographischen Novelle» schlug er 2005 einen ganz neuen Ton an. In der folgenden Auseinandersetzung mit dem Thema schuf er Texte, «die einem wirklich dazu brachten, über Pornografie an sich nachzudenken», so Literaturkritikerin Lötscher. 

Amanns Schreibstil würde Lötscher als «lakonisch-barock» beschreiben. Bereits Amanns Vater war Lyriker und Buchdrucker. Der in Winterthur Geborene studierte in Zürich und Berlin Germanistik, europäische Volksliteratur und Publizistik. 1973 promovierte er bei Emil Staiger über Franz Kafka. Danach war Amann als Literaturkritiker für den «Tages-Anzeiger», sowie als Dramaturg fürs Schauspielhaus Zürich tätig. 1975 wurde sein erstes Stück «Das Fenster» uraufgeführt, im Jahr darauf machte sich Amann als freier Schriftsteller selbstständig.

Jürg Amann ist am 5. Mai verstorben, wie seine Angehörigen mitteilten. Die Beisetzung habe auf Wunsch des Verstorbenen im engsten Kreis in der Bergkirche im Val Fex stattgefunden.

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Nicole Salathé im Gespräch mit Jürg Amann
Aus Kulturplatz vom 01.04.2008.
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