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Literatur Ohne Buchläden nimmt die Schweizer Literatur ein schlechtes Ende

Schweizer Verlage verkaufen ihre Bücher in heimischen Läden – und nur einen geringen Anteil im Ausland oder übers Internet. Verschwinden immer mehr Buchläden, hat das schwerwiegende Folgen für die Schweizer Literatur. Die nationale Literaturförderung nimmt das kaum zur Kenntnis.

Im Vergleich zu Deutschland und Österreich läuft die Schweizer Buchbranche an zwei Krücken: Keine Buchpreisbindung und eine sehr starke Binnenwährung. Zudem verteilt sich die Energie der nationalen Literaturförderung auf vier Sprachen.

Die Verlage in der Schweiz bekommen dies mit aller Härte zu spüren: Viele sind verschwunden und die Branche beschäftigt immer weniger Mitarbeiter. Ihre Kräfte werden zunehmend in Marketing und Verkauf gebündelt. Die Kernaufgaben, wie zum Beispiel das Lektorat, die Recherche und die Betreuung der Autoren, rücken in den Hintergrund.

Antworten der Politik

Natürlich sind auch Verlage im deutschsprachigen Ausland von diesen Entwicklungen betroffen. In Deutschland indes stärkt die oberste Kulturförderin der Bundesrepublik, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, den Autoren und Buchhandlungen demonstrativ den Rücken: So kündigte sie unlängst an, verschiedene Kleinbuchhandlungen mit einem Preis in der Höhe von einer Million Euro zu unterstützen. Und sie solidarisierte sich mit dem Autorenprotest gegen Amazon.

Plakat Nein zur Buchpreisbindung
Legende: Das «Nein» zur Buchpreisbindung ist nur ein Faktor, der Buchhandlungen beutelt. Keystone

Auch unsere benachbarte Alpenrepublik ist aktiv: Sie weitet mit grösster Wahrscheinlichkeit die Buchpreisbindung auf den Online-Handel und die E-Books aus. In der Schweiz ist das Thema Buchpreisbindung gegessen: Volk und Stände haben im März 2012 «Nein» zur Einführung gesagt. Seit sieben Jahren steht die Schweiz nun ohne Buchpreisbindung da.

Fehlende Präsenz

Wieso nicht – wie dies Frau Grütters in Deutschland tut – Schweizer Buchhandlungen unterstützen? Es gäbe gewichtige Argumente dafür: Schweizer Verlage sind meistens klein und verkaufen ihre Bücher mehrheitlich in Schweizer Buchläden.

Hinzu kommt, dass Schweizer Verlage in Deutschland und Österreich eine Quantité négligeable sind: Gerade einmal 2,3 Prozent des Umsatzes in Deutschland wird durch Deutschschweizer Verlage erreicht. In Österreich sieht es ähnlich aus. Auf den Verlag Diogenes entfällt mehr als die Hälfte dieser Anteile. Schweizer Verlage verdienen ihr Geld beinahe ausschliesslich in der Schweiz.

Vergessene Buchhandlugen

Mit anderen Worten: Die hiesigen Buchhandlungen sind sehr wichtig. Sie sind das letzte Glied in der Kette, die vom Autor über den Verlag hin zum Leser reicht. Aber einzig Genf stellt seit 2013 jährlich 80'000 Franken bereit, um Buchhandlungen zu unterstützen.

Beim Bund sieht man sich gezwungen, Prioritäten zu setzen: Einerseits will der Bund den Verlagen helfen, mit der Digitalisierung umzugehen. Und andererseits will er die Kernaufgaben – Lektorat, Recherche und Betreuung der Autoren – unterstützen. So sind die Mittel der Literaturförderung derzeit stark bei den Verlagen gebunden.

Literaturförderung überdenken

Für die Buchhandlungen bleiben nicht einmal Brosamen übrig. Es drängt sich deshalb die Frage auf, wie die Literaturförderung der Bedeutung der Buchläden künftig Rechnung tragen will.

Audio
Aurel Jörg über Buchhandelsförderung
aus Kultur kompakt vom 25.09.2014.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 22 Sekunden.

Beim Bundesamt für Kultur verweist Danielle Nanchen, Chefin Sektion «Kulturschaffen», auf die Subsidiarität der Kulturförderung. Was im Klartext bedeutet, dass Kantone und Gemeinden ran müssen.

Dabei geht aber vergessen, dass die Unterstützung von Verlagen nur Sinn ergibt, wenn ein dichtes Netz an Buchhandlungen vorhanden ist. Denn die Schweizer Verlage verkaufen ihre Bücher fast ausschliesslich über Buchhandlungen in der Schweiz.

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