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«Trennt euch!» Schluss machen mit Thomas Meyer

«Eine Trennung ist und bleibt ein grosser Mist», schreibt Thomas Meyer. «Aber das Leben ist zu kurz für alles, was uns nicht zum Lachen bringt.» In seinem neuen Buch «Trennt euch!» zeigt der Schriftsteller, wie man Schluss macht.

«Es passt oder es passt nicht. Aber meistens passt es nicht», stellt Thomas Meyer fest. Denn zum Passen brauche es viel, schreibt er in seinem neuen Buch «Trennt euch!»: «Und wenn es in einer Beziehung nicht passt, dann wird es nie passen und es ist besser, wenn man sich trennt. Denn der Mensch, mit dem Sie zusammen sind, ist wie er ist. Und nicht, wer er Ihrer Meinung nach sein sollte.»

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Thomay Meyer liest aus «Trennt euch!»
01:33 min
abspielen. Laufzeit 1 Minute 33 Sekunden.

Der bekannte Roman-Autor («Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse») weiss aus eigener Erfahrung, wie schwierig und gleichzeitig befreiend eine Trennung ist. Er sieht sich aber nicht als Psychologe oder Beziehungs-Experte. Eher als Freund, der ehrlich ist und sagt, was Sache ist. Und er will Mut machen. Das gelingt ihm gut.

Man kann der Liebe nicht trauen

«Die Liebe ist kein Grund, mit jemandem zusammen zu sein», schreibt Meyer. Wenn man sich in grundsätzlichen Lebensfragen nicht einig sei, nütze auch die grosse Liebe und guter Sex nichts.

«Natürlich ist dieses Dilemma der Grund, warum man so lang ‹herumdoktert›», sagt Meyer im Gespräch. «Da gibt es diese Gefühle und diese Zuneigung. Wenn die nicht wären, dann würde man ja auch nicht zusammen im Bett liegen. Aber wenn man sich nicht versteht und immer wieder bei den gleichen Themen landet, gibt es keinen Frieden. Und meiner Ansicht nach wäre Frieden schon das Ziel in einer Beziehung.»

Wegen der Kinder zusammen bleiben?

Wer sich unwohl fühlt und realisiert, dass ihm oder ihr die Beziehung nicht gut tut, soll damit aufhören. Aber was ist, wenn Kinder da sind? Da hat die Befindlichkeit des Elternpaars wohl keine Priorität. Meyer schreibt in «Trennt euch!»: «Ihre Kinder werden Ihre Trennung nur dann als bodenloses Drama erleben, wenn Sie es tun».

Im Gespräch führt er dies aus: «Gerade bei Kindern ist es umso wichtiger, dass man ehrlich ist und handelt. Für Kinder ist es ganz furchtbar, wenn die Eltern leiden und es ist ihnen nicht zuzumuten, mit zwei schwermütigen Wracks unter einem Dach zu leben. Es geht hier nicht um das Bedürfnis der Erwachsenen, sondern um die Stimmung, in der die Kinder aufwachsen. Gerade wenn Kinder da sind, soll man aufhören, sich etwas vorzumachen.»

Die richtigen Worte finden

Buchhinweis

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Thomas Meyer: «Trennt euch! Ein Essay über inkompatible Beziehungen und deren wohlverdientes Ende». Salis, 2017.

Es gibt keinen idealen Zeitpunkt für die Trennung, aber vielleicht die richtigen Worte. Thomas Meyer würde es so sagen: «Unsere Beziehung tut mir nicht gut. Darum mache ich Schluss damit.» Tönt hart und egoistisch.

«Ja, das tönt vielleicht hart und egoistisch», meint er. «Aber hart sein heisst auch klar und ehrlich sein. Und was heisst egoistisch? Es gibt eine gesunde Form von Egoismus. Es geht um die Frage: Tut mir das gut oder nicht? Man soll sich ernst nehmen und sich respektieren.»

Ein Ratgeberbuch?

Man kann «Trennt euch!» natürlich als «Ratgeber», «Mutmacher» oder «Anleitung zum Loslassen» lesen. Der Text ist gut aufgebaut und in einer schönen, gut verständlichen Sprache geschrieben. Vor allem aber ist «Trennt euch!» ein literarischer Text und eine philosophische Betrachtung.

Meyer analysiert die verschiedenen Phasen des Schlussmachens und zeigt, was in Menschen vorgeht, die nicht glücklich sind mit ihrem Liebesleben. Er erklärt, warum sie kämpfen und alles tun, um die Beziehung zu retten. Und was sie dann dazu bringt, einen Schlussstrich zu ziehen und einen neuen Weg zu gehen.

Porträt Thomas Meyer
Legende: Claudia Herzog

Thomas Meyer

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Thomas Meyers Anleitung zum Loslassen

  • Nur, wer sich verstanden und geborgen fühlt, wer sich selber sein und mit dem Partner lachen kann, lebt in einer Beziehung, die gut tut.
  • Verlassen Sie sich aufs Bauchgefühl. Sie merken, wenn Ihnen eine Beziehung nicht gut tut.
  • Der Mensch, mit dem Sie zusammen sind, ist wie er ist. Und nicht, wer er Ihrer Meinung nach sein sollte.
  • Es geht nicht darum, wie Sie für jemanden empfinden. Es zählt einzig, wie Sie mit ihm empfinden.
  • Es gibt Kompromisse, die man eingehen muss und solche, die man keinesfalls eingehen darf.
  • Sie erweisen Ihren Kindern keinen Dienst, wenn Sie nur wegen ihnen zusammen bleiben.
  • Niemand ist schuld, es passt einfach nicht.
  • Nur die Trennung wird es zeigen, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist. Die hohe Zahl der Trennungen, die endgültig bleiben, weist darauf hin, dass praktisch alle Getrennten ihre neue Realität der früheren vorziehen.

Thomas Meyers Playlist mit Trennungssongs

Die ausführliche Liste finden Sie im Buch.

Sendung: Radio SRF 1, BuchZeichen, 18.06.2017, 14:06 Uhr

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