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Musik Gene Ammons spielte Saxofon wie der Teufel

Die Generation von Jazzmusikern, die in den 1940er-Jahren die Bühne betrat, ist besonders reich an herausragenden Figuren, an Musikern mit packendem Zugriff, riesigem Ton und bluesbetonter Spielweise. Einer davon war der Tenorsaxofonist Gene Ammons, dessen Karriere an seiner Drogensucht scheiterte.

Ende der 1930er-Jahre war Jazz die Tanzmusik der Stunde. Stars wie Glenn Miller und Tommy Dorsey verdienten viel Geld damit. Entsprechend poliert und langweilig war ihre Musik.

Schneller, höher, verrückter

Um 1945 trat jedoch eine neue, junge und wilde Musikergeneration auf die Bühne. Sie mischte die Szene auf mit ihrer Spielweise, hochvirtuos und elaboriert. Ihr Outfit war entsprechend: extravagante Anzüge, Berets und Sonnenbrillen.

Plötzlich war die Szene voll von 20-jährigen Saxofonisten und Trompetern, die den grossen Alten um die Ohren bliesen und mit Macho-Gehabe in «Cutting Contests» gegeneinander antraten: Wer spielt schneller, höher, verrückter? Wer bläst seinen Konkurrenten an die Wand? Zu diesen jungen Musikern gehörte Gene Ammons.

Gene Ammons war 1925 als Sohn des Boogie Woogie-Pianisten Albert Ammons zur Welt gekommen, war in dessen musikalische Halbwelt der «Speak Easies» hinein geboren worden, diesen Hinterzimmerspelunken, in denen während der Prohibition Alkohol ausgeschenkt wurde. Er hatte den Jazz buchstäblich inhaliert.

Erfolgreich, populär und drogensüchtig

Die jungen Instrumentalisten fanden Arbeit in den Bands von Billy Eckstine, von Earl Hines und Woody Herman. Gene Ammons war schnell einer der gefragtesten von ihnen. Er konnte spielen wie der Teufel, war in seinen Improvisationen aber auch für normale Zuhörer und Tänzerinnen (ja, zu diesem Jazz wurde getanzt!) verständlich.

Schnell bekam Ammons Angebote, seine eigenen Platten aufzunehmen und selber Chef zu werden. Seine Musik war ziemlich populär, sie hatte Kraft. Er selber war ein gut aussehender junger Mann, kein Popstar zwar, aber ein Musiker, der von seiner Kunst leben konnte. Die Kehrseite des schönen Lebens damals waren allerdings die allgegenwärtigen Drogen.

Während die Musiker der Swinggeneration oft grosse Schlucker waren, hingen viele der jüngeren an der Nadel. So auch Gene Ammons. Dass er deswegen schlechter gespielt hätte oder ein weniger verlässlicher Geschäftspartner gewesen wäre, ist nicht überliefert.

Es war vielmehr die Drogenpolizei, die ihm dauernd auf den Fersen war. Mehrmals verlor er die New Yorker «Cabaret Card», durfte nicht mehr in der Stadt und musste auf kleine Städte ausweichen. Schlimmer noch: Zwei Mal landete Ammons für längere Zeit im Gefängnis.

Weg vom Fenster hinter Gittern

Ein Jazzmusiker muss spielen, mit Plattenveröffentlichungen präsent bleiben, sonst wird er vergessen. Genau das passierte Gene Ammons. Fast während der ganzen 1960er-Jahre war er weg von der Bühne. Als er wieder zurückkam, hatte die Rockmusik den Jazz als Unterhaltungsmusik abgelöst. Wenig später wurde bei ihm Krebs diagnostiziert, Ammons starb 1974, mit nur 59 Jahren.

Gene Ammons geriet schnell in Vergessenheit. Sein Name ist heute nur noch Spezialisten geläufig. Schade, denn Musiker seines Formats sind heute beinahe ausgestorben. Es ist ein grossen Vergnügen, diesem wunderbaren Saxofonisten zuzuhören!

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