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Polizei von Lausanne 2500 Chat-Seiten voller Rassismus und Antisemitismus

Diesen Sommer gab es in Lausanne einen Eklat: Polizisten tauschten über WhatsApp rassistische und antisemitische Inhalte aus. Jetzt gibt das Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) einen detaillierten Einblick in diese Chats.

Insgesamt geht es um 2500 Seiten an Nachrichten aus zwei verschiedenen WhatsApp-Gruppen. Einer gehörten rund 50 Polizeiangehörige an, der anderen sechs. Fast die Hälfte von ihnen beteiligte sich am Austausch rassistischer und antisemitischer Inhalte. Einige Gruppenmitglieder haben die Lausanner Polizei inzwischen verlassen, andere arbeiten noch dort.

Beispiele diskriminierender Inhalte aus den Polizeichats:

Was besonders auffällt: Diese Äusserungen gehen wie selbstverständlich durch. Sie stossen auf keinerlei Missbilligung.

Angriffe gegen schwarze Personen

Über die 2500 Seiten hinweg findet man eine beeindruckende Anzahl rassistischer Äusserungen gegenüber schwarzen Personen. Es ist die Rede von «schwarzen Leuten, die schlecht riechen», von «Blowjob von einer Afrikanerin», von «Safaris», die in der Innenstadt von Lausanne auszuführen seien, und es gibt Verweise auf den Ku-Klux-Klan in den USA.

Ausschnitte rassistischer Nachrichten in WhatsApp-Chat.
Legende: Beispiel eines rassistischen Inhalts aus dem Lausanner Polizei-Chat: «Wenn ein Schwarzer seine Schuhe auszieht». RTS

Manche Inhalte richten sich gegen Menschen arabischer Herkunft und gegen Roma. Ein Polizist prangert die Allgegenwart der «Araber in Lausanne» an; ein anderer erwähnt ein «maghrebinisches Wetter», das heisst «grau, verschleiert und bedrohlich». Es gibt auch Spötteleien über Roma. Ein Polizist fragt sich, ob sie diesen Sommer mehr stechen werden als die Mücken, ein anderer verunglimpft ihre «traditionelle Kleidung».

Verehrung für Hitler

Mehrere Fotos oder Videos huldigen Diktator Hitler. Als zum Beispiel eine Polizistin ein Rekrutierungsfoto der Lausanner Polizei postet, antwortet einer ihrer Kollegen: «Die Gestapo rekrutiert!», «White power». Ein anderer postet daraufhin ein Foto von Hitler mit der Aufschrift «Hitler approves».

In einer Diskussion postet ein ehemaliger Polizist das Foto eines Kleidungsstücks und gibt an, dass er es für 40 Franken verkauft. Als Antwort bezeichnet ihn ein Kollege als «dreckigen Jude». Niemand empört sich über diese Äusserung.

Ein Polizist postet ein Bild mit dem Text: «Ich habe einen Migranten unter meine Fittiche genommen, zum Glück hat mein Auto nichts abbekommen.» Niemand reagiert.

In den Whatsapp-Gruppen sind auch diverse Posts zu finden, in denen Polizisten ihre Verachtung gegenüber Behinderten zum Ausdruck bringen.

Ein Polizist posiert vor einem Graffiti zum Gedenken an den bei einem Polizeieinsatz getöteten Mike.
Legende: In den Whatsapp-Chats geht es auch um dieses Foto: Ein Polizist posiert vor einem Graffiti zum Gedenken an den bei einem Polizeieinsatz getöteten Mike. RTS

Und viele Inhalte sind sexistisch. Ein Polizist verbreitet einen Artikel von «20 Minuten» über einen saudischen Geistlichen, der meint, dass Frauen «ein Viertel Gehirn» haben. Für den Polizisten hat der Geistliche «so recht», dies zu sagen. «Endlich ein toller Typ, der die ernsten Themen anspricht», fügt ein Kollege hinzu.

Schliesslich gibt es auch Posts, in denen Polizisten ihre Frustration darüber zum Ausdruck bringen, dass sie nicht stärker durchgreifen dürfen. Im Juni 2023 müssen mehrere Polizisten eingreifen, um eine mit einem Messer bewaffnete Person in der Nähe einer Asyleinrichtung zu überwältigen. «20 Minuten» verbreitet ein Video des Einsatzes, bei dem ein Polizist verletzt wurde. Ein Polizist bedauert, dass sich die Polizei nicht mehr wirklich einzugreifen traue: «Mann, wir sind an dem Punkt angelangt, dass die Kollegen nicht zu schiessen wagen.» «Genau das ist es», bestätigt ein anderer Polizist.

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RTS, Temps présent 04.12.2025, 20:10 Uhr; noes

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