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International Ägyptische Soldaten töten versehentlich Touristen

Ägypten führt einen kompromisslosen Kampf gegen den Terror. Bei dem jüngsten Angriff traf das Militär aber keine Dschihadisten, sondern tötete versehentlich mexikanische Touristen. Diese waren offenbar ohne Erlaubnis in dem Gebiet unterwegs.

Im Westen Ägyptens haben die ägyptischen Sicherheitskräfte zwölf Menschen erschossen – darunter auch mehrere Touristen. Die Gruppe war mit mehreren ägyptischen Begleitern unterwegs, als ihre Fahrzeuge beschossen wurden.

In gesperrter Zone aufgehalten

Nach Angaben von Sicherheitskräften stammen acht der zwölf Getöteten aus Mexiko. Neben den Todesopfern habe es auch zehn Verletzte gegeben, gab das ägyptische Innenministerium bekannt. Das mexikanische Aussenministerium bestätigte zunächst den Tod zweier Landsleute.

Vier Geländefahrzeuge mit Dachgepäck in der Wüste.
Legende: Ein Touristen-Konvoi wie dieser ist ins Visier der Sicherheitskräfte geraten. Reuters/Archiv

Ägyptische Sicherheitskräfte hatten die Reisegruppe am Sonntag nach Angaben des Innenministeriums irrtümlich beschossen, weil sie in dem Konvoi mit vier Geländewagen Terroristen vermuteten.

Die ägyptische Regierung erklärte, Polizei- und Armeekräfte hätten in der Region Terroristen verfolgt und dann das Feuer auf den Konvoi eröffnet. Die Touristen seien in einer für Zivilisten verbotenen Sperrzone unterwegs gewesen. Die Organisatoren würden «hart bestraft», kündigte das Tourismusministerium an.

Fahrer der Gruppe waren ortskundig

Auch die Journalistin Astrid Frefel bestätigt gegenüber SRF: «In diesem Gebiet benötigen Touristen eigentlich eine Bewilligung, damit man immer weiss, wo sie sind.» Weshalb der Tour-Organisator keine solche eingeholt habe, sei unklar.

Ein Mitarbeiter des Hotels in der Baharija-Oase, in das die Mexikaner reisen wollten, sagte dagegen, dass einige der Fahrer der Gruppe seit mehr als 20 Jahren in der Region arbeiteten. Es sei kaum vorstellbar, dass sie in ein Sperrgebiet gefahren seien. Zwei der Fahrer seien bei dem Angriff ums Leben gekommen.

IS-Terror in Ägypten

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Der IS hat vor einem Monat in Ägypten einen jungen Kroaten enthauptet, der für eine französische Firma tätig war. Er bekannte sich auch zu einem Anschlag auf ein Polizeigebäude in Kairo am 20. August mit 29 Verletzten. Zudem verübten Dschihadisten in den letzten Monaten zahlreiche Angriffe auf ägyptische Sicherheitskräfte, vor allem auf dem Sinai.

Terroristen geben Erklärung ab

Die Wüstenregion im Westen Ägyptens ist wegen ihrer Oasen und Gesteinsformationen ein beliebtes Touristenziel. Zugleich ist es aber auch ein Rückzugsgebiet für islamistische Kämpfer, darunter Anhänger der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS). Der IS hatte am Sonntagnachmittag erklärt, dass er sich «einem Einsatz der Armee in der westlichen Wüste widersetzt» und die Soldaten in die Flucht geschlagen habe.

Ägyptens Regierung unter Druck

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto verlangt von der ägyptischen Regierung eine «vollständige» Untersuchung. Über den Kurznachrichtendienst Twitter verurteilte er den Vorfall. Nach Angaben des mexikanischen Aussenministeriums besuchte der Botschafter fünf verletzte Mexikaner, die in einem Spital in Kairo behandelt werden. Ihr Zustand wurde als stabil angegeben.

Schlag für die Tourismusbranche

Der Tourismus ist für Ägyptens Wirtschaft eine entscheidende Branche. Dies, obwohl die Zahl der Besucher wegen der politischen Unsicherheit deutlich zurückgegangen ist. Etwa zehn Millionen Touristen besuchten das Land im vergangenen Jahr, im Jahr 2010 waren es noch fast 15 Millionen gewesen.

Audio
«In Ägypten ist kein Oasen-Hopping mehr möglich»
aus SRF 4 News aktuell vom 14.09.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 33 Sekunden.

Im Sinai und im Westen des Landes sei das Militär stark präsent, weiss Journalistin Frefel: «Touristen, vor allem Ausländer, gibt es dort praktisch keine mehr.» Das «Oasen-Hopping» – Touren von Oase zu Oase – sei aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich.

Das aktuelle, tragische Ereignis führe dazu, dass sich der Tourismus in Ägypten nicht erholen könne. «Er ist in vielen Bereichen jetzt schon tot», glaubt Frefel. Das gelte für alle Zweige der Branche, ausser für den Badetourismus – etwa für Wüstentouren, Kulturreisen und Schifffahrten auf dem Nil.

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