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International «Die ‹Angry White Men› sind eine zu kleine Wählergruppe»

Mit Beleidigungen und Entgleisungen hat sich Donald Trump an die Spitze der republikanischen Präsidentschaftsanwärter gesetzt. Doch dem Partei-Establishment in Washington graue es davor, den Milliardär ins Rennen um das Präsidentenamt zu schicken, glaubt der Politologe James W. Davis.

SRF News: Ursprünglich hatte man gedacht, Donald Trump sei eine Eintagsfliege. Nun ist er der populärste Kandidat der Republikaner. Warum?

James W. Davis

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Legende: IMAGO

Der US-amerikanische Staatsbürger ist Professor für Politikwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Internationalen Beziehungen an der Universität St. Gallen.

James W. Davis: Das ist die grosse Überraschung für viele Menschen. Meine Erklärung liegt darin, dass er eine Wählerschaft vertritt, die über die Globalisierung verärgert ist. Sie glauben, dass man die Kontrolle über das Land verloren hat. Ihrer Meinung nach kommen zu viele Immigranten ins Land und zu viele Jobs wandern nach Asien ab. Sie hoffen mit Donald Trump, einen Führer zu haben, der das alles korrigieren wird.

Welche Rolle spielt die Tatsache, dass Trump Milliardär ist und er selber sagt, dass er von keiner Lobby-Organisation finanziell abhängig sei?

Trumps Wählerschaft ist der Meinung, dass die politische Klasse in Washington korrupt ist und nicht mehr die Interessen der normalen Bürger vertritt. Sie haben das Gefühl, dass dort nur Banken, Lobbyisten und Grosskonzerne das Sagen haben. Dass Trump sagen kann, er sei niemandem etwas schuldig und finanziere sich selbst, kommt bei der Wählerschaft gut an.

Würden Sie soweit gehen und Parallelen zu Europa ziehen? Kann man sagen, wer in den USA für Trump ist, würde beispielsweise in Frankreich den Front National wählen?

Es gibt deutliche Ähnlichkeiten. Der Front National gewinnt, indem er Ängste vor Flüchtlingen und Fremden im eigenen Land schürt. Ganz ähnlich argumentiert Donald Trump: Er will eine Mauer zwischen der USA und Mexiko bauen. Er will jene Muslime stoppen, die jetzt aus Syrien nach Amerika kommen. Er will Amerika für die Amerikaner wieder gross machen. Die Voten von Marine Le Pen und ihrer Partei klingen sehr ähnlich.

Die Parteigrössen in Washington haben furchtbar Angst, weil sie bereits wissen, dass sie mit Donald Trump national nicht gewinnen werden.

Momentan führt Trump in den Meinungsumfragen. Seine republikanische Partei ist aber überhaupt nicht glücklich mit ihm. Wie geht die Partei damit um?

Ich glaube, die Parteigrössen in Washington haben furchtbar Angst, weil sie bereits wissen, dass sie mit Donald Trump national nicht gewinnen werden. Er wird es gegen Hillary Clinton sehr schwer haben. Er hat inzwischen die Lateinamerikaner in Amerika, die Afroamerikaner und die Muslime beleidigt. Man fragt sich, wie man so eine Mehrheit schaffen will. Das Problem ist, dass diese «Angry White Men», die sich in den letzten Jahren zu Verlierern erklärt haben, alleine nicht ausreichen, um die Präsidentschaftswahlen im November zu gewinnen.

Profitieren die Demokraten also vom ‹Zirkus› bei den Republikanern?

Natürlich. Die Republikaner haben immer noch 13 Kandidaten, was sehr erstaunlich ist. Es wird wahrscheinlich Februar oder März werden, bis man weiss, ob Trump zu stoppen ist. In dieser Zeit ist alle Aufmerksamkeit auf dieses Spiel gelenkt und Clinton kann Geld sammeln und sich auf ihre Kampagne im Herbst vorbereiten. Ihr Herausforderer Bernie Sanders liegt in allen Umfragen immer noch weit hinter ihr zurück. Sie hat also keine grösseren Probleme in ihrer eigenen Partei.

Audio
«Wie will Trump so eine Mehrheit schaffen?»
aus SRF 4 News aktuell vom 16.12.2015.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 12 Sekunden.

Sollte Hillary Clinton also gegen Donald Trump antreten, dürfte das für sie ein sehr gemächliches Rennen werden?

Hillary Clinton kann diese Wahl schon verlieren. Die Clintons sind immer wieder für Überraschungen gut gewesen – sie schiessen sich oft selbst in den Fuss. Man kann sagen, Donald Trump wird diese Wahl nicht gewinnen können, aber Hillary Clinton könnte sie durchaus verlieren.

Das Gespräch führte Susanne Schmugge.

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