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International Finanzwelt: «Die USA sind die neue Schweiz oder das neue Panama»

«Panama Papers»: Bisher wurden erst wenige Enthüllungen über prominente US-Bürger mit Offshore-Konten in Panama bekannt. Doch es gibt Anzeichen, dass die USA nach ihrem globalen Kampf gegen die Steuerflucht selber zum grössten Offshore-Zentrum der Welt werden.

Als Reaktion auf die «Panama Papers» sagte Josh Ernest, der Sprecher des Weissen Hauses: «Die USA werden weiterhin für mehr Transparenz im Finanzsystem kämpfen.» Diese Transparenz geht aber nur in Richtung USA, nicht umgekehrt.

Denn still und leise ziehen immer mehr US-Bundesstaaten Geld ausländischer Kunden an, indem sie die Möglichkeit bieten, es zu verstecken. Die Anwaltsfirma Fonseca in Panama, die im Kreuzfeuer steht, habe Niederlassungen in Nevada und Wyoming, schreibt das Online-Portal McClatchy, das Zugang zu den Dokumenten hat.

Peter Cotorceanu

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Der langjährige Steueranwalt und ehemalige Rechtsprofessor arbeitet in Zürich für die Anwaltskanzlei Anaford.

Das Geschäft mit den Trusts

Die Spur in die USA existiere nicht von ungefähr, sagt Peter Cotorceanu, ein US-Steueranwalt, der früher im Trust-Geschäft der UBS tätig war. «Das Interesse ausländischer Personen, in den USA Trusts aufzustellen, hat in letzter Zeit stark zugenommen.»

Immer mehr US-Bundesstaaten schaffen Bedingungen, um Trusts anzuziehen. Das sind juristische Vehikel, die es erlauben, den Besitzer des Vermögens zu verschleiern. Statt wie bisher hauptsächlich Delaware haben sich jüngst auch Nevada, South Dakota und Wyoming als Trust-Standorte positioniert.

Schweizer Firmen öffnen Büros in den USA

Die Genfer Privatbank Rothschild eröffnete kürzlich in Reno, Nevada, eine Filiale und auch die Genfer Firma Cisa Trust ist laut dem Finanzportal Bloomberg nun mit einer Niederlassung in South Dekota vertreten. Zudem verlegte der globale Offshore-Anbieter Trident Trust Geld aus der Schweiz und den Cayman Islands dorthin. Cotorceanu sagt: «Die USA sind eine der letzten Bastionen in einer Welt, die immer transparenter wird.»

Zwar haben die USA den Trend hin zu globaler Steuertransparenz angestossen und mit dem Fatca-Gesetz Banken und Länder in aller Welt zur Offenlegung von Kundendaten gezwungen. Sie boten im Gegenzug an, Daten von ausländischen Kunden herauszugeben. Aber nur ganz begrenzt, was es möglich macht, den Daten-Austausch zu verhindern.

Die USA seien die neue Schweiz oder das neue Panama, das viele Leute anziehe, die ihr Vermögen geheim halten wollten, sagt Cotorceanu. «Ich finde es pervers, dass die USA, die andere Länder zur Offenlegung gezwungen haben, nun das beste aller Verstecke werden.»

Audio
Die USA schaffen Steuerschlupflöcher
aus HeuteMorgen vom 06.04.2016.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 51 Sekunden.

Geldabfluss aus der Schweiz

Auch die OECD ist aktiv geworden und hat Regeln zum internationalen Finanzdatenaustausch erlassen. Die USA machen dort aber nicht mit. Grund dafür ist, dass US-Gesetze es nicht erlauben, dass Banken mehr als nur die Zinserträge ausländischer Kunden an die Behörden weiterleiten. Ändern wird sich das nicht so schnell, denn der Kongress hört in dieser Frage auf die Bankenlobby, die ausländisches Kundengeld weiterhin anziehen will.

In der Schweiz hingegen greifen die neuen OECD-Regeln ab nächstem Jahr. Das werde nicht ohne Folgen bleiben, meint Steueranwalt Peter Cotorceanu, der in Zürich für die Anwaltskanzlei Anaford arbeitet: «Dieses Jahr wird viel Geld die Schweiz verlassen, und ein guter Teil davon wird in die USA fliessen, um es weiterhin vor den Behörden zu verstecken.»

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