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Verhandlungen oder Eskalation?
Aus Tagesschau vom 02.10.2017.
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Katalonien-Referendum Rajoy und Puigdemont kommen schlecht weg

Das Unabhängigkeitsreferendum von Katalonien ist auch in den spanischen Zeitungen ein grosses Thema. Auffallend sind die gegenseitigen Schuldzuweisungen. Eine Presseschau.

Die katalanische Tageszeitung «El Periódico de Catalunya», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen schreibt, viele Katalanen hätten sich schon lange im Geiste von Spanien verabschiedet. Die Polizeigewalt vom Sonntag habe dafür gesorgt, dass es nun noch mehr seien.

In einem zweiten Kommentar schreibt eine Journalistin, dass ihr zwei Worte einfallen, um den gestrigen Tag zu beschreiben: «vergüenza y dignidad» – Schande und Würde. Es seien dies die Schande der spanischen Polizei, der Guardia Civil, die mit grosser Härte gegen das Stimmvolk vorgegangen sei. Würde hätten hingegen die vielen tausende Katalaninnen und Katalanen ausgestrahlt, die zur Abstimmungen gingen. Nun müsse der Volkswille durchgesetzt werden, so die Kommentatorin.

Die Politik hat versagt

Doch in Katalonien sind auch kritische Worte zu lesen, so etwa in der auflagenstärksten Tageszeitung der Region, «La Vanguardia», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Dort schreibt der Chefredaktor, dass das, was am Sonntag geschehen sei, ein «fracaso» sei – ein Versagen der Politik. Diese sollte Lösungen anbieten anstatt neue Probleme zu schaffen.

Die Bilder, die jetzt aus Spanien um die Welt gingen, seien schlecht für das Image des ganzen Landes. Da gebe es nur Verlierer. Schuld am Ganzen seien der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und der katalanische Regionalregierungschef Carles Puigdemont. Sie hätten miteinander reden sollen, anstatt den Konflikt eskalieren zu lassen.

Premier Rajoy jetzt in der Pflicht

Ausserhalb Kataloniens wird das Unabhängigkeitsreferendum stark kritisiert. Das Ja zur Unabhängigkeit sei ein Nein zum Zusammenleben der verschiedenen Völker in Spanien, schreibt heute die Philosophin Adela Cortina in der grössten spanischen Tageszeitung «El País», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.

In einem anderen Kommentar derselben Zeitung heisst es, dass man einer Revolte das Gesetz entgegen halten müsse – aber nicht nur. Statt den Dialog stur zu verweigern, solle Regierungschef Rajoy nun alles tun für eine gemeinsame Zukunft der siebzehn autonomen Regionen Spaniens.

Puigdemont vor den Richter?

Bei «El Mundo», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, einer anderen grossen spanischen Tageszeitung, heisst es im Leitartikel, der 1. Oktober werde in die Geschichte eingehen. Aber nicht als Tag der katalanischen Unabhängigkeit, sondern als Tag der gezeigt habe, wie verantwortungslos die Regierung von Katalonien agiere. Das Chaos vom Sonntag sei beabsichtigt gewesen und spiele Puigdemont in die Hände. Er gehöre vor Gericht gestellt.

Das sagen prominente Katalanen und Spanier:

Auch Prominente Spanier haben ihre Meinung zum katalanischen Unabhängigkeitsreferendum: So gibt etwa ein Video des FC-Barcelona-Spielers Gerard Piqué – eines erklärten Befürworters der katalanischen Unabhängigkeit – zu reden. «Ich bin und fühle mich als Katalane», sagt er darin. Sogleich bietet er auch seinen Platz in der spanischen Nationalmannschaft an, falls seine Anwesenheit dort nun nicht mehr erwünscht sei. Auch Piqués Fussballer-Kollegen Carles Puyol und Xavi unterstützen das Referendum öffentlich. In einer Video-Botschaft sagt Xavi: «Was in Katalonien passierte, ist eine Schande.» In einem demokratischen Staat müsse das Volk abstimmen dürfen.

Es gibt allerdings auch prominente Katalanen, die das ganz anders sehen. So etwa der Sänger Joan Manuel Serrat. Er ist aus den 1980er-Jahren bekannt, als Spanien nach der Franco-Diktatur eine blutjunge Demokratie war. Heute kritisiert Serrat das katalanische Unabhängigkeitsreferendum. Im Vorfeld der Abstimmung sagte er, das Referendum sei nicht transparent. Für diese Aussage erntete Serrat Kritik in den Sozialen Medien: Er sei ein Faschist ist zum Beispiel auf Twitter zu lesen.

Auch von prominenten Spaniern, die nicht Katalanen sind, gibt es Äusserungen. So sagte etwa der Tennisspieler Raffael Nadal, er könne sich ein Spanien ohne Katalonien nicht vorstellen: «Die Mehrheit der Spanier wollen keine Gewalt. Spanien und Katalonien sind gemeinsam stärker.» Der Schauspieler Javier Bardem seinerseits ist dafür, dass die katalanische Bevölkerung selbst entscheiden kann, ob sie zu Spanien gehören will oder nicht. Allerdings macht Bardem damit auch Werbung für einen neuen Film, den er produziert hat: In dem Dokumentarfilm wird der katalanische Regisseur Bigas Luna porträtiert.
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