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International Mazedonien: Droht nun ein neuer ethnischer Konflikt?

In Mazedonien wird wieder geschossen: In der Stadt Kumanovo geht die Polizei gegen eine unbekannte Gruppe vor, es gibt Tote und Verletzte. Die Kämpfe erinnern an 2001, als es im Land beinahe zum Bürgerkrieg kam. Droht nun eine Neuauflage des inter-ethnischen Konflikts zwischen Albanern und Slawen?

Das kleine Zwei-Millionen-Mazedonien ist seit Monaten unruhig. Aber erst die heutige Schiesserei und der massive Polizeieinsatz in Kumanovo schrecken auf. Denn die bewaffnete Gruppe könnte albanisch sein. Sie hätte die Polizei angegriffen, wird berichtet.

Damit gerät wieder die labile Beziehung zwischen der mazedonischen Mehrheit und der albanischen Minderheit im Lande in den Fokus. Wie vor vierzehn Jahren: Die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen im Frühling 2001 wurden mit dem EU-gesponserten Friedensabkommen von Ohrid beigelegt. Die geschätzten dreissig Prozent Albaner kamen damit zu mehr Bürgerrechten. Und eine albanische Partei ist seitdem immer an der Regierung beteiligt. Wo ist also das Problem? Oder ist alles nur ein Ablenkungsmanöver des Regimes?

Abhörskandal erschüttert Land

Der Publizist Emin Azemi aus Kumanovo schreibt heute in einem Kommentar: «Niemand kennt die Leute, die angeblich die Polizei angegriffen haben. Wer sind diese mysteriösen Leute? Niemand weiss es. Wer auch immer sie sein mögen: Es handelt sich um ein dilettantisches Abenteuer, das dem Regime von Gruevski dient.»

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Droht Mazedonien erneut ein ethnischer Konflikt?
aus Echo der Zeit vom 09.05.2015. Bild: keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 10 Sekunden.

Mit Gruevski meint der Kommentator den rechts-nationalen Ministerpräsidenten Nikola Gruevski, seit neun Jahren ununterbrochen an der Macht. Faktisch der Alleinherrscher Mazedoniens. Die sozialdemokratische Opposition wirft dem Regierungschef vor, illegal 20'000 Mazedonier abgehört zu haben. Inbegriffen Richter, Journalisten, Parteichefs und Parlamentarier. Seit vier Monaten veröffentlicht die Opposition regelmässig Aufzeichnungen und Protokolle von vertraulichen Telefongesprächen.

Regierungschef Gruevski streitet alles ab und schiebt die Schuld einem unbekannten ausländischen Nachrichtendienst in die Schuhe. Die Opposition verlangt den Rücktritt der Regierung, boykottiert aber selber seit über einem Jahr das Parlament wegen angeblicher Wahlfälschungen. Sie verlangt die Bildung einer technischen Regierung, die Neuwahlen vorbereiten soll.

Demonstrationen seit vier Tagen

Die Fülle des Lauschangriffes verwirrte die mazedonische Bevölkerung zunehmend. Bis aus den Mitschnitten ersichtlich wurde, dass die Regierung den Mord an einem Studenten während einer Wahlveranstaltung vor vier Jahren vertuschen wollte. Ein Polizist hatte den Jugendlichen totgeschlagen.

Diese Neuigkeit brachte das Fass zum Überlaufen. Seit vier Tagen sind in der Hauptstadt Skopje Demonstranten auf der Strasse und fordern den Abgang der Regierung. Mazedonier und Albaner protestieren vereint gegen Gruevski, den starken Mann Mazedoniens.

Die Schiesserei in Kumanovo kommt ihm als gelegenes Ablenkungsmanöver, könnte aber der Anfang eines Flächenbrandes in Mazedonien sein.

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