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Protest gegen Regierung Generalstreik legt ganz Griechenland lahm

In Griechenland hatten die Gewerkschaften zum Generalstreik aufgerufen. Das öffentliche Leben stand weitgehend still.

Stillstand in Griechenland: Die beiden grossen Gewerkschaften des Landes haben einen 24-stündigen Generalstreik ausgerufen. Der Protest richtet sich gegen die konservative Regierung, die die Arbeitszeit weiter flexibilisieren will. Viele Angestellte sind strikt dagegen und zeigten ihren Unmut auf der Strasse.

(Fast) nichts geht mehr

Dabei protestierten sie auch gegen die Löhne, die tief geblieben sind, obschon sich die griechische Wirtschaft in den letzten Jahren erholt hat.

Hafen in Piräus
Legende: Die Fähren blieben in den griechischen Häfen, Züge in den Bahnhöfen. In Spitälern behandelte man nur Notfälle und Schulen blieben geschlossen.  Keystone/AP/PETROS GIANNAKOURIS

Die Gewerkschaften werfen der konservativen Regierung vor, die Gesundheit der Arbeitnehmenden zu gefährden. Eine der kommunistischen Partei nahestehende Gewerkschaft sprach sogar von moderner Sklaverei. 

Worum geht es? Premierminister Kyriakos Mitsotakis und sein Kabinett wollen es erlauben, dass Arbeitnehmende täglich bis zu 13 statt acht Stunden arbeiten können, allerdings lediglich an maximal 37 Tagen pro Jahr. Und nur, wenn die Arbeitgeber diese Überstunden mit einem 40-prozentigen Zuschlag vergüten.

Regierung will Tourismusbranche stärken

Griechenland lebt stark vom Tourismus. Die längeren Arbeitszeiten sollen vor allem dieser Branche zugutekommen. Es sollen also zum Beispiel Köchinnen in Restaurants während der Hochsaison im Sommer länger arbeiten dürfen, auch das Reinigungspersonal in Hotels oder die Crew von Verschiffen. 

Eine entsprechende Gesetzesänderung kommt demnächst ins Parlament. Dagegen aber wehren sich die Gewerkschaften und viele Angestellte mit dem Generalstreik. 

Aufschwung kommt nicht im Portemonnaie an

Doch die Malaise in Griechenland sitzt tiefer. Es geht nicht nur um flexiblere Arbeitszeiten. Ab 2009 war das Land in eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise geschlittert. Damals wurden viele arbeitslos, verarmten und in Athens Innenstadt standen zahlreiche Ladenlokale leer. 

Tsipras im Gespräch mit Merkel
Legende: Unter Premierminister Alexis Tsipras (rechts, mit der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel) stand gar der Austritt aus der EU zur Debatte. Ein äusserst schmerzhafter Sparkurs stabilisierte schliesslich den griechischen Staatshaushalt.  Keystone/AP/GEERT VANDEN WIJNGAERT

Seit ein paar Jahren wächst die Wirtschaft wieder. Die Schuldenlast ist erträglicher geworden. Nur ist dieser Aufschwung im Portemonnaie vieler Griechinnen und Griechen nicht angekommen. 

Verpufft der Druck der Strasse?

Mit dem Generalstreik protestieren viele Angestellte dagegen, dass ihre Löhne tief bleiben, so tief wie fast nirgends in der EU. Gleichzeitig sind die Preise für Lebensmittel oder Mieten stark gestiegen. In dieser Situation längere Arbeitszeiten einzuführen, auch wenn begrenzt und mit Entschädigung, kommt nicht gut an.

Doch die Regierung hat im Parlament eine klare Mehrheit und in Umfragen liegt sie trotz Verlusten weiterhin vorn. Der Druck der Strasse dürfte die flexibleren Arbeitszeiten darum kaum verhindern.

Echo der Zeit, 01.10.2025, 18 Uhr

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