Am Dienstag und Mittwoch findet am Landesgericht Innsbruck der erste Strafprozess gegen den bankrotten Immobilien-Unternehmer René Benko statt. Österreich-Korrespondent Peter Balzli beantwortet die wichtigsten Fragen zum gestürzten Mogul – und zu seinen Verbindungen in die Schweiz.
Wer ist René Benko?
Der heute 48-jährige Immobilien-Unternehmer begann im Alter von 18 Jahren in Innsbruck Dachböden in Luxuswohnungen umzubauen. Später wandte er sich Hotels und Warenhäusern zu. Und wurde zu einem der reichsten Männer Österreichs. Mit seiner Firma Signa Holding und weiteren Geschäftspartnern kaufte er unter anderem das Kaufhaus des Westens in Berlin (2012), das Chrysler Building in New York (2019) und die Schweizer Warenhauskette Globus (2020). Ab 2023 brach sein Imperium von rund 1000 Firmen zusammen.
Wie wurde Benko so reich?
Das Geschäftsmodell von Benko war simpel. Exemplarisch war der Kauf von Globus: Kauf der Immobilie. Erhöhung der Mieten. Mit der höheren Rentabilität wurde die Immobilie höher belehnt. Und mit dem so neu geborgten Geld kaufte er neue Immobilien. Alles lief blendend, bis im 2022 die Zinsen anstiegen.
Was wird ihm konkret vorgeworfen?
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft klagt René Benko an, im Rahmen seiner Insolvenz illegal Vermögenswerte auf die Seite geschafft und dadurch seine Gläubiger geschädigt zu haben. Konkrete Tatvorwürfe sind eine Schenkung von 300'000 Euro an Angehörige sowie eine Miet- und Betriebskostenvorauszahlung in Höhe von rund 360'000 Euro für die Anmietung einer Villa in Innsbruck. Der Strafrahmen beträgt ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Welchen Bezug hat Benko zur Schweiz?
Benko heiratete 2010 das Schweizer Model Nathalie Sterchele, mit der er drei Kinder hat. Geschäftlich war Benko vor allem durch den Kauf der Warenhauskette Globus in der Schweiz aktiv. Die Bank Julius Bär gewährte Benko Darlehen von rund 600 Millionen Franken für mehrere Immobilienprojekte. Nach der Insolvenz der Signa-Gruppe musste Julius Bär die Darlehen vollständig abschreiben. Die Graubündner Kantonalbank gab ihm zwei Kredite im Umfang von 63 Millionen Franken.
Wäre Benko im Falle eines Freispruchs vom Haken?
Nicht ganz. In René Benkos Privatinsolvenz wurden (laut Gläubigerschutzverband Creditreform) Forderungen in Höhe von 2.7 Milliarden Euro angemeldet. Anerkannt sind bisher aber «nur» Forderungen in der Höhe von 130 Millionen Euro. Benko gibt an, über Eigenmittel von 300'000 Euro zu verfügen. Aber auch der Staat will Geld zurück: Das Finanzamt fordert 8 Millionen Euro. Bleibt es bei der angegebenen Eigenmittelhöhe, wird am Ende für die Gläubiger wenig zu holen sein.