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International Tunis-Attentäter waren vermutlich Rückkehrer aus Libyen

Die Ermittler in der tunesischen Hauptstadt sind sich sicher: Das rasche Eingreifen der Polizei verhinderte ein viel grösseres Blutbad.

Die beiden radikalen Salafisten seien im Dezember heimlich aus Tunesien ausgereist und seien dort an Waffen ausgebildet worden, sagte Sicherheits-Staatssekretär Rafik Chelly am Donnerstagabend im tunesischen Fernsehen.

Beat Stauffer, Maghreb-Spezialist für Radio SRF, erscheint diese Aussage plausibel. In der libyschen Stadt Sabratha, etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Tunesien entfernt, sowie in mehreren anderen Städten soll es laut Berichten Zellen des Islamischen Staat (IS) geben.

Nach Angaben des tunesischen Präsidenten Béji Caïd Essebsi hatten die Angreifer auch Sprengstoff bei sich. Dessen Einsatz sei jedoch durch das rasche Eingreifen der Polizei verhindert worden. Wer sich genau hinter der Dschihadistenmiliz des Islamischen Staat (IS) versteckt, die sich gestern zu dem Anschlag bekannte, ist zurzeit noch nicht bekannt.

Dschihadisten flüchten nach Libyen

Laut Stauffer gibt es in der radikal-islamistischen Szene einen fliessenden Übergang zwischen den verschiedenen Gruppierungen. Auch sei eine Art Konkurrenzkampf unter verschiedenen Dschihadistengruppen zu beobachten, wobei die eine versuche, die andere an Radikalität zu übertrumpfen.

So sei es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Zusammenstössen zwischen tunesischen Sicherheitskräften und Terroristen gekommen. Auch seien diverse Waffenlager ausgehoben worden. Viele Dschihadisten sind deshalb nach Libyen geflüchtet.

Lukrativer Waffenschmuggel

Deshalb wurde ein Anschlag schon seit längerem befürchtet, zumal in den letzten Wochen von radikalen Salafisten in Libyen immer wieder Drohungen und Aufrufe ergangen seien, Tunesien anzugreifen.

Doch die lange Grenze zu Libyen zu sichern ist schwierig, denn entlang dieser Grenze leben Tausende Tunesier vom Schmuggel, so Stauffer. Dazu gehöre auch der Schmuggel von Waffen, ein äusserst lukratives Geschäft. So konnte die Grenze nicht wirklich gesichert werden, auch aus Angst vor Aufständen der lokalen Bevölkerung, die von diesem Schmuggel lebt.

Trotz seiner vergleichsweise weit entwickelten Demokratie gilt Tunesien als regelrechte Brutstätte für IS-Terroristen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Faktor ist laut Beat Stauffer die «totale Desillusionierung der tunesischen Jugend, vor allem im Hinterland».

Dort sei ausser einem massiven wirtschaftlichen Niedergang nichts vom arabischen Frühling angekommen. Ein anderer Grund sei, dass viele inhaftierte Dschihadisten nach dem Sturz des langjährigen Diktators Ben Ali im Jahr 2011 freigelassen worden waren. Diese Kräfte konnten nun während Jahren Propaganda betreiben und neue Kämpfer rekrutieren.

Dschihadisten auch in Marokko und Algerien aktiv

Auch in Marokko, wo es in Marrakesch und Casablanca bereits zu Anschlägen gekommen ist, fürchtet man sich vor dschihadistischen Rückkehrern. So ist König Mohammed VI bereits einmal persönlich in einer Videobotschaft bedroht worden.

Allerdings seien die marokkanischen Sicherheitskräfte deutlich besser gerüstet, um der Lage Herr zu bleiben, sagt Beat Stauffer. Doch auch im Königreich selbst operieren mehrere potenziell gewalttätige Gruppierungen, welche die Behörden versuchen, in Schach zu halten.

Als weniger gross schätzt Stauffer die dschihadistische Gefahr in Algerien ein. Dort sei der Bürgerkrieg zwischen Islamisten und der Armee während der späten Neunziger Jahre noch in frischer Erinnerung. 150‘000 Menschen sind damals umgekommen. Aber auch in Algerien komme es regelmässig zu bewaffneten Konflikten zwischen Sicherheitskräften und Dschihadisten-Gruppierungen.

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