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Aargau Solothurn Aargau: Freiwillige helfen bei der Integration von Flüchtlingen

Die Zahl der Flüchtlinge steigt, und sie bleiben tendenziell immer länger bei uns. Die Gemeinden sind am Anschlag. Sie bieten ein Dach über dem Kopf und zahlen den Flüchtlingen die Sozialhilfe. Doch dann folgt die grosse Leere. Immer häufiger springen hier Freiwillige in die Bresche und helfen.

Aarau, Gartensaal der Pfarrei Peter und Paul. An drei Montagabenden treffen sich hier Menschen, die Flüchtlingen bei der Integration helfen wollen. Es sind zumeist kirchennahe Personen, denn sie machen mit an einem Asylkurs, den die Katholische und die Reformierte Landeskirche organisiert haben, in Zusammenarbeit mit dem Verein Netzwerk Asyl.

Im Erfahrungsaustausch kommt schnell das Thema Arbeit zur Sprache. Was dürfen Flüchtlinge eigentlich tun? Wann brauchen sie eine Arbeitsbewilligung? Was ist gemeinnützige Arbeit und was nicht? Tausend Fragen stehen im Raum.

Eine Vertreterin der Caritas erklärt die strengen Auflagen: Arbeit nur mit Bewilligung. Und auch dann nur, wenn keinem Einheimischen die Arbeit weggenommen wird. Rolf Geiser vom Netzwerk Asyl plädiert dafür, mutig zu sein und nicht immer zuerst bei den Behörden nachzufragen, was genau erlaubt sei und was nicht.

Im Dickicht der Gesetze und Ausweise

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmers des Asyl-Kurses haben vor dem Erfahrungsaustausch schon viel Hintergrundwissen zum Asylwesen erhalten. So kennen sie nun die verschiedenen Ausweise wie «N» für Asylbewerber und «F» für vorläufig aufgenommene Personen.

Video
Zuwenig Betreuung
Aus Schweiz aktuell vom 20.06.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 38 Sekunden.

Und sie haben auch schon davon gehört, dass es zwei Arten von F-Bewilligungen gibt, nämlich eine für vorläufig aufgenommene Ausländer und eine für vorläufig aufgenommene Flüchtlinge.

Klar ist: Die Asylgesetze sind eine komplizierte Materie. Und klar ist auch: Die Gemeinden sind sehr schnell überfordert. «Die Gemeinde ist dazu da, den Flüchtlingen eine Wohnung zur Verfügung zu stellen», sagt Trix Lenzin-Brogli, Gemeinderätin aus Oberhof. «Aber wir können unsere sechs Flüchtlinge ja nicht einfach in der Wohnung lassen. Sie müssen irgendetwas zu tun haben.»

Ich hätte als Gemeinderätin gern mehr Unterstützung. Ich finde es gut, dass es wenigstens diesen Kurs gibt.
Autor: Trix Lenzin Gemeinderätin Oberhof

Aber Beschäftigung, das könne die Gemeinde gar nicht anbieten. Deshalb hofft Lenzin auf Freiwillige: «Wir suchen Leute, die mit den Flüchtlingen reden, mit ihnen einkaufen gehen und ihnen einfach erklären, was wo ist.»

Treffpunkte, Deutschkurse, singen und spielen

Erklären, reden – das tut zum Beispiel Ruth Anner aus Wettingen. Sie ist pensioniert, will sich engagieren und hat gemerkt, dass Flüchtlinge ihren Einsatz schätzen. «Ich mache das, weil die Flüchtlinge sonst den ganzen Tag in ihrer Baracke sitzen. Sie haben ja kein Geld, um rauszugehen.»

Ruth Anner hat in Wettingen einen Verein gegründet. Dieser betreibt einen Treffpunkt für Flüchtlinge und Einheimische. Dort werden auch Deutschkurse angeboten. «Diese wolllen wir erweitern, es hat nämlich bis jetzt immer mehr Interessenten als Plätze», sagt Ruth Anner.

Ich mache das, weil sonst nichts gemacht wird. Ich habe die Menschen gern und hier braucht es mich.
Autor: Ruth Anner Freiwillige Flüchtings-Betreuerin

Aber auch sie hat viele Fragen. Kürzlich ging es darum, ob ein junger Flüchtling eine Schnupperlehre machen darf oder nicht. Anner hat sich für den jungen Mann engagiert und viele Telefonate gemacht, auch zu den kantonalen Behörden. Frucht ihrer Anstrengungen: Der Flüchtling hat die Schnupperlehre absolviert.

Unterstützung für Freiwillige

Kantone AG und SO

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  • Im Kanton Solothurn existiert seit dem 3. Juni eine Anlaufstelle für die private Flüchtlingshilfe.
  • Die Aargauer Regierung will regionale Koordinationsstellen für Freiwillige aufbauen. Im Herbst richtet sie eine Kontaktstelle für Gemeinden ein.
  • Ab sofort erhalten im Aargau gemeinnützige Flüchtlingsprojekte Geld aus dem Swisslos-Fonds.

Rolf Geiser betreut Flüchtlinge als Freiwilliger schon seit vielen Jahren. Er ist im Vorstand des Vereins Netzwerk Asyl und leitet das Projekt BBB (Bildung, Begegnung, Beschäftigung). Er beobachtet, dass der Kanton und die Gemeinden, aber auch die Kirchgemeinden, mit der Betreuung von Flüchtlingen überfordert seien.

Die «Zivilgesellschaft» sei gefordert, sagt Rolf Geiser im Interview mit Radio SRF. «Die Flüchtlinge haben heute nur mit Funktionären, Betreuern, Sozialarbeitern und Polizisten zu tun. Es wäre aber sehr wichtig, dass auch Menschen aus der Bevölkerung heraus in Berührung kommen mit der Problematik.»

Für den Verein Netzwerk Asyl arbeiten viele Freiwillige. Vom Verein erhalten sie Unterstützung und Beratung, eben zum Beispiel mit dem Asylkurs. Rolf Geiser schätzt, dass im ganzen Aargau mehrere hundert Personen als Freiwillige mit Flüchtlingen arbeiten. Genau könne es aber niemand sagen, da sich die Freiwilligen in sehr vielen unterschiedlichen Gruppen und Vereinen engagieren würden.

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