Der Bergsturz von Blatten hat in der Schweiz eine Welle der Solidarität ausgelöst: 68 Millionen Franken Spendengelder sind insgesamt zusammengekommen.
Mehr als ein Drittel der Gelder ging direkt an die Gemeinde Blatten – der Grossteil ist zweckgebunden für den Wiederaufbau des Dorfes. Ein weiteres Drittel hat die Glückskette beigesteuert. Der Rest kommt von Bund, Kanton und weiteren Hilfsorganisationen.
Um das Geld zu verteilen, hat der Kanton Wallis eine Spendenkommission eingesetzt. Bei dieser sind bis jetzt 46 Gesuche eingegangen, 25 sind bereits bewilligt. «Unsere Aufgabe ist es, die Beträge sinnvoll einzusetzen», sagt Kommissionspräsident Beda Albrecht und fügt an: «Wir helfen vor allem dort, wo die Sorgen am grössten sind.»
Koordination bei den Spendentöpfen
Für die Verteilung hat die Kommission Richtlinien erstellt. So hängen die Hilfsbeiträge unter anderem vom Einkommen und vom Versicherungsschutz der Gesuchstellerinnen und -steller ab. Wer etwa unterversichert ist, erhält weniger Unterstützung.
Wir haben gemeinsame Kriterien und überprüfen, wer was macht – so können wir Doppelspurigkeiten vermeiden.
In der Spendenkommission sind nebst Beda Albrecht vom Kanton auch Hilfswerke vertreten: die Glückskette, das Rote Kreuz und Caritas. Gerade wenn es mehrere Spendentöpfe gebe, seien Koordination und Transparenz wichtig, sagt Stefanie Werder von der Glückskette: «Wir haben gemeinsame Kriterien und überprüfen, wer was macht – so können wir Doppelspurigkeit vermeiden.»
Sämtliche Gesuche aus der Bevölkerung, von Vereinen und Unternehmen gelangen über eine Plattform direkt zur Spendenkommission. Diese beurteilt die einzelnen Fälle und entscheidet, wer wie viel erhält. Schliesslich zahlt die Gemeinde Blatten die Beträge aus.
Gemeinde entscheidet nicht über Gesuche
In der Spendenkommission ist auch die Gemeinde Blatten vertreten. Jedoch nicht mit einem Mitglied aus dem Gemeinderat, sondern mit dem Gemeinderichter. Dieser soll die lokale Perspektive reinbringen.
Es sei ein bewusster Entscheid gewesen, die Kommission ohne Mitglieder aus dem Gemeinderat oder der Gemeindeverwaltung zu formieren, sagt Matthias Bellwald, Gemeindepräsident von Blatten: «Wir sind sehr froh, dass wir diese Entscheide nicht selbst fällen müssen.»
Die Nähe zur Bevölkerung sei zu gross, ebenso der damit verbundene Druck. Die Unabhängigkeit der Spendenkommission sei wichtig.
Wir versuchen im Rahmen der Möglichkeiten gerecht zu sein, aber ein gewisser Neid wird immer da sein.
Die Spendenkommission tagt einmal pro Monat. Gesuche werden aber laufend beurteilt. «Wir versuchen im Rahmen der Möglichkeiten gerecht zu sein», sagt Beda Albrecht, «aber ein gewisser Neid wird immer da sein». Der einzige Weg, dem zu begegnen sei «volle Transparenz» – allen gegenüber, auch der Spenderschaft.
«Die Direktspenden an die Gemeinden, welche den Vermerk ‹Bevölkerung› hatten, wurden bereits ausbezahlt», erklärt Albrecht. Und wenn der Vermerk «Infrastruktur» stehe, werde das Geld auch tatsächlich in die Infrastruktur fliessen. Dies bestätigt der Blattner Gemeindepräsident Matthias Bellwald. Und er sagt: «Wir haben es geschafft, an die 20'000 Transaktionen persönlich zu verdanken.»