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Aargauer Landwirtschaft Künftig gibt es «spanische Nüssli» aus dem Aargau

In Lenzburg werden zum ersten Mal in der Schweiz Erdnüsse im grossen Stil produziert. Der Anbau ist anspruchsvoll.

Sie gehören in jedes Samichlaus-Säckli – die «spanischen Nüssli». Zur Weihnachtszeit sind die Regale in den Supermärkten voll davon. Gemäss einer Berechnung des Schweizer Bauernverbandes von 2017 konsumiert die Schweizer Bevölkerung pro Jahr 800 bis 900 Gramm ungeschälte Erdnüsse pro Kopf.

Ein Grossteil der in die Schweiz importierten Nüsse kommt dabei aus Ägypten und Israel. Jetzt will auch der Aargau im Nüssli-Geschäft mitmischen.

Roter Nikolausstiefel mit Mandarinen, Erdnüssen und Schokolade.
Legende: Rund um die Adventszeit isst die Schweizer Bevölkerung besonders viele Erdnüsse. Auch im Samichlaus-Säckli dürfen sie nicht fehlen. imago / blickwinkel

Angebaut werden die Erdnüsse von der Familie Salm in Lenzburg auf einer Fläche von zwei Hektaren. Auch die Veredelung findet vor Ort in einer rund 100-jährigen Kaffeeröstmaschine statt. Es ist die erste Erdnussproduktion im grossen Stil in der Schweiz.

Anbaubedingungen sind schwierig

Die Idee, auf Erdnüsse zu setzen, kam von Fabian Salm. «Ich habe schon immer gerne neue Sachen ausprobiert», erzählt Salm. In der landwirtschaftlichen Schule experimentierte er zum ersten Mal mit den Nüssen. «Inzwischen sind wir mit einer eigenen Verarbeitungsanlage schon sehr weit.»

Gelbe Netze voller Erdnüsse.
Legende: 500 Gramm Erdnüsse aus Lenzburg kosten rund sechs Franken. Bei den grossen Detailhändlern bezahlen die Kundinnen und Kunden für die gleiche Menge rund die Hälfte. Ob sich das Geschäft für die Familie Salm lohnt, wird sich zeigen. SRF / Alex Moser

Der Ertrag fällt aber im Vergleich zu anderen Ländern eher klein aus. Während bei guten klimatischen Bedingungen mehrere Tonnen pro Hektare geerntet werden, sind es im aargauischen Lenzburg nur rund 500 Kilogramm.

«Wir haben sehr viele leere Nussschalen», sagt Salm. Grund dafür seien die schwankenden Wetterbedingungen. «Die leeren Nüsse müssen wir alle aussortieren.»

Viel Lob für das Nischenprodukt

Der Aargauer Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth (Mitte) bezeichnet das Projekt als Beispiel «für den Innovationsgeist der Aargauer Landwirtschaft». Damit werde den Konsumentinnen und Konsumenten eine regionale und nachhaltige Alternative zur Importware geboten. Doch warum werden solche Projekte so gelobt, obwohl es sich klar um Nischenprodukte handelt?

Zwei Männer in Erdnussfabrik zeigen eine Papiertüte mit Nüssen.
Legende: Der Aargauer Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth (rechts im Bild) begutachtet die veredelten Erdnüsse. Fabian Salm ist stolz auf das regionale Produkt. SRF / Alex Moser

Gerade wegen des Klimawandels sei es wichtig, nicht stehenzubleiben, betont Markus Dieth. «Wir müssen uns stetig weiterentwickeln.» Dieser Meinung ist auch Matthias Müller, Leiter der kantonalen Abteilung für Landwirtschaft. Natürlich gebe es mehr als genug günstige Erdnüsse auf dem Markt. Aber: «Immer mehr Menschen möchten Produkte aus der Region kaufen.» Das sei eine grosse Chance, sich mit diesem Nischenprodukt im Markt zu etablieren.

Innovation – Überflieger oder Absturz?

Der Aargau ist – so das Klischee – bekannt für Rüebli, weisse Socken oder Autobahnen. Wird der Kanton künftig auch mit Erdnüssli in Verbindung gebracht? Andere solche Innovationsprojekte sollten teils mit staatlicher Unterstützung zum Fliegen gebracht werden und stürzten dann doch ab. Zum Beispiel die Idee, dass auf Bauernhöfen künftig Fische gezüchtet werden sollen, oder die Idee vom gross angelegten Reisanbau.

Nicht der erste Erdnüssli-Versuch im Aargau

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Auch im aargauischen Villigen gab es schon Versuche, Erdnüsse selbst zu produzieren. Die Max Schwarz AG baute 2021 und 2022 Erdnüsse auf einer Fläche von rund zehn Aren an.

Trotz teils schwierigen Wetterbedingungen klappte es mit der Ernte. Dennoch wurde das Pilotprojekt nicht weitergeführt. «Erdnüsse sind eine starke Nische und wir sahen darin langfristig wenig Potenzial», heisst es bei der Schwarz AG auf Anfrage. Finanziell habe sich der Anbau nicht gelohnt.

Man wolle die Kräfte im Bereich Nischenprodukte auf die Reisproduktion fokussieren. Die Max Schwarz AG produziert seit mehreren Jahren den «Wasserschlossreis».

Viele Landwirtschaftsbetriebe, die in die Fischzucht investiert haben, haben das Vorhaben inzwischen aufgegeben. Zu gross ist die günstigere Konkurrenz aus dem Ausland, zu teuer die Produktion. Auch beim Nassreisanbau ist der Durchbruch bisher ausgeblieben.

Aber es gibt auch andere Beispiele: So waren einheimische Spargeln vor 25 Jahren in der Schweiz viel weniger verbreitet als heute. Laut dem Informationsdienst der Landwirtschaft hat sich die Anbaufläche seit dem Jahr 2000 vervierfacht, auf über 400 Hektaren. Auch der Anbau von Speisekürbis hat sich über die Jahre etabliert. Ob auch die Erdnüsse als Nischenprodukt im Markt bestehen können, wird sich zeigen.

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Regionaljournal Aargau Solothurn, 17.11.2025, 17:30 Uhr ; 

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