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Atomausstiegs-Initiative Rückenwind für Atomgegner: Leibstadt muss länger vom Netz

Nach Beznau, dem ältesten Kernkraftwerk der Welt hat jetzt auch Leibstadt, das jüngste AKW der Schweiz ernsthafte Probleme. Die Zwangspause dauert zwei Monate länger als geplant. Das ist Wasser auf die Mühlen der Kernkraftgegner.

Nach Beznau, dem ältesten Kernkraftwerk der Welt hat jetzt auch Leibstadt, das jüngste Kraftwerk der Schweiz ernsthafte Probleme. Weil im Kern des Reaktors an den Brennelementen unerwartete Oxidationen aufgetreten sind, muss der Reaktorkern neu ausgelegt werden und bleibt damit zwei Monate vom Netz.

Das Problem liegt im Kern der Anlage, wo das Uran gespalten und die Energie freigesetzt wird, mit der man dann Strom machen kann. Das radioaktive Uran muss dazu in langen Stäben eingeschlossen werden, so dass die Techniker die Kettenreaktion im Reaktor kontrollieren können.

Karin Giacomuzzi, die Sprecherin vom Kernkraftwerk Leibstadt erklärt: «Die Brennstäbe sind ummantelt von den sogenannten Hüllrohren, und an ihnen gibt es die Verfärbungen.» Und diese Verfärbungen sind gleichzusetzen mit einer Schwächung dieser umhüllenden Rohre.

Probleme grösser als angenommen

Es ist nicht das erste Mal, dass man im AKW Leibstadt solche Probleme hat. Schon letztes Jahr gab es Verfärbungen – hervorgerufen durch Oxidation – allerdings in viel kleinerem Umfang. Und im Jahr davor gab es sogar einen Brennstoffschaden, wie Giacomuzzi bestätigt: «Vor zwei Jahren kam es zu einer Freisetzung von Radioaktivität an dieser Stelle.»

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AKW Leibstadt bleibt länger vom Netz als geplant
aus Echo der Zeit vom 23.08.2016. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 49 Sekunden.

Bei der diesjährigen Revision ist klar geworden, dass die Verfärbungen ein so grosses Ausmass angenommen haben, dass die betroffenen Brennstäbe nicht wieder in den Reaktorkern eingesetzt werden können.

Komplexe Reparaturarbeiten

Wieviele Stäbe betroffen sind, ist noch unklar. Es gibt in Leibstadt über 60'000 davon. Und die richtige Auslegung des Kerns ist eine hochkomplexe Angelegenheit, die normalerweise mehrere Monate in Anspruch nimmt. Man kann nicht einfach nur die schadhaften Brennstäbe auswechseln: «Wird an einem Element ungeplant ein Stab ausgetauscht, gerät das ganze Gefüge auseinander.»

Trotz dieser äusserst schwierigen Ausgangslage hofft man in Leibstadt, die Anlage in zwei Monaten wieder anfahren zu können. Es kann aber auch länger dauern. Jeder Tag Stillstand verursacht Kosten in der Höhe von einer Million Franken. Das ist für die gebeutelte Energiebranche derzeit kein Klacks. Betroffen sind insbesondere die Hauptaktionäre von Leibstadt – das sind Axpo, Alpiq, die Zentralschweizer Kraftwerke und die BKW.

AKW-Gegner sehen sich bestätigt

Gute Nachrichten sind die Probleme in Leibstadt hingegen für die Atomkraftgegner. Denn bisher war der Fokus auf Beznau gerichtet, das älteste AKW der Welt. Beznau 1 steht unterdessen seit 17 Monaten still wegen Unregelmässigkeiten im Reaktordruckbehälter.

Wenn es jetzt auch im modernsten Schweizer AKW zu ernsthaften technischen Problemen kommt, so zeige das wie unsicher und anfällig die Stromversorgung durch AKW sei, schreiben die Atomkraftgegner und sehen ihre Chance steigen für ein JA zu Atomausstiegsinitiative, über die wir im November abstimmen.

ENSI: Probleme da, um gelöst zu werden

Für die Befürworter der Kernenergie hingegen ist der Fall Leibstadt ein Beweis dafür, dass man Probleme ernst nimmt und beheben kann. Auch beim Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI geht man davon aus, dass sich die Probleme in Leibstadt lösen lassen, wie Sprecher Sebastian Huber sagt: «In den 1980er-Jahren hat man in Schweden solche Fälle von Oxidationen an Brennstäben festgestellt. Man konnte die Ursachen eruieren und entsprechende Massnahmen treffen.»

Das ENSI werde für ein Wiederanfahren des Reaktors erst dann grünes Licht geben, wenn die Fachleute überzeugt seien, dass die Sicherheit gewährleistet ist, heisst es bei der Kontrollstelle. Wann das genau sein wird, bleibt vorerst offen.

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