Wer an die Olma denkt, denkt vermutlich zuerst an Bratwurst, Säulirennen, Kuhstall, Chilbi oder Zuckerwatte. Nach wie vor steht die Landwirtschaft im Zentrum, Viehhaltung und Ernährung sind Messethemen.
Doch dieses Jahr wagt die St. Galler Landwirtschaftsmesse einen Sprung ins Unbekannte: mit einer Sonderausstellung des St. Galler Open Art Museums, mit Kunst von Autodidakten vor Ort. Eine Kunstaustellung an der Olma wirkt im Trubel zwischen Messehalle, Riesenrad und Festzelt wie ein Fremdkörper.
«Frech», «unerwartet», «speziell» oder «überrascht» – so lauten die Rückmeldungen rund um die Sonderausstellung. Man habe bewusst entschieden, die Olma thematisch zu öffnen, sagt Co-Messeleiterin Melanie Frei: «Wir möchten ein Ort sein, der nicht stehen bleibt. Die Olma muss sich weiterentwickeln, muss auch Neues zeigen, soll am Puls der Zeit sein.»
Menschen lassen sich über etwas Kreatives immer fangen.
Zwischen Kühen und Käse noch etwas Kunst – dies könne funktionieren, ist die Museumsdirektorin Monika Jagdfeld überzeugt. Für die Sonderschau geht das Open Art Museum neue Wege und zeigt die Werke nicht klassisch an Wänden, sondern als Teppich. «Ein spielerischer Zugang», sagt Jagdfeld. «Eine konventionelle Präsentation – Bilder nebeneinander wie im Museum – zieht ein Olma-Publikum nicht an, glaube ich.»
Das Kunstmuseum wolle mit der Sonderausstellung Menschen erreichen «wie du und ich» und sagen: «Hey, schau dir diesen Teppich an, entdecke ihn!», führt Direktorin Jagdfeld aus. Es sei ein Experiment: «Menschen lassen sich über etwas Kreatives immer fangen. Das entspricht dem Menschsein. Wir haben in unserem Alltag oft nicht die Möglichkeit, unsere Kreativität auszunützen.»
Unerwartet über Kunst stolpern
Ein Format wie die Olma eigne sich gut dazu: «Es bewegt vielleicht dazu, innezuhalten und sich zu fragen, wo man steht und wo man seine eigene Kreativität verortet.»
Dass die Olma mit einer Kunstsonderausstellung neue Wege geht, finde sie «grossartig», sagt Monika Jagdfeld vom Open Art Museum: «Wir müssen wegkommen von einer Kunstbetrachtung als ein Sahnehäubchen, das man sich leisten können muss. Als etwas Elitäres, das nur wenige Menschen erreicht. Kunst macht das Wesen des Menschseins aus.»
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Bild 1 von 4. Zwischen Appenzeller Restaurant und Möbeln findet sich an der Olma eine Sonderausstellung eines St. Galler Kunstmuseums. Bildquelle: SRF/Philipp Inauen.
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Bild 2 von 4. Passend zur Olma gibt es auf dem Teppich auch Sujets aus der Landwirtschaft zu entdecken. Bildquelle: SRF/Philipp Inauen.
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Bild 3 von 4. Die Stadt St. Gallen ist mit der Kathedrale vertreten. Bildquelle: SRF/Philipp Inauen.
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Bild 4 von 4. Während elf Tagen gibt es in der Olma-Halle 9.0 ein Aufeinandertreffen von Kunst und Tradition. Bildquelle: SRF/Philipp Inauen.
Die Menschen, die an der Olma über den Kunstteppich gehen, sind beeindruckt: «Ich finde den Teppich Hammer. Ich hoffe, sie machen danach etwas damit», sagt eine Besucherin. «Ich finde es cool, aber der Teppich würde mich nervös machen», sagt eine andere.
Gleich neben der künstlerischen Sonderausstellung auf dem Teppich stehen Möbel. Dahinter bietet ein Restaurant Appenzeller Spezialitäten an. An der Olma haben Tradition und Kunst letztlich das gleiche Ziel: Besucherinnen und Besucher anzulocken.