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Schweiz «Banken sollten mehr als das gesetzliche Minimum beiseite legen»

Der Staat soll nicht mehr einspringen müssen, wenn eine Bank in Schieflage gerät. Deshalb will der Bund die Eigenkapitalquote für systemrelevante Banken erhöhen. Der Ökonom Pedergnana fordert sogar ein noch dickeres Polster.

Maurice Pedergnana

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Maurice Pedergnana ist Wirtschaftsprofessor für Bank-Management an der Hochschule für Wirtschaft Luzern. Daneben arbeitet er in geschäftsführender Funktion bei einer Zuger Vermögensverwaltungsfirma. Dort leitet er den Anlageausschuss und wirkt als Chefökonom.

SRF News: Der Bund schreibt den Schweizer Banken vor, dass sie bis 2019 ihr Eigenkapital erhöhen müssen. Werden sie durch diese Massnahme wirklich sicherer?

Maurice Pedergnana: Ja, davon bin ich überzeugt. Man muss sich vorstellen, wenn man über eine Bilanzsumme von 1000 Milliarden Franken verfügt, dann müssen mindestens 50 Milliarden Franken an Eigenmitteln zur Verfügung stehen. Das ist ein Potenzial, welches Verluste absorbieren kann, bevor der Steuerzahler, der Bund oder die Nationalbank wieder eingreifen müssen.

Was bedeutet diese Massnahme für die Schweizer Banken selbst?

Für die Banken im Einzelnen bedeutet das, dass sie in den nächsten Jahren nicht allzu viele Gewinne werden ausschütten können. Sie müssen versuchen, ein Eigenmittel-Polster aufzubauen oder auch Kapitalerhöhungen durchzuführen. Die Credit Suisse macht dies in den nächsten Wochen. Andere grössere Banken und die UBS sind bereits auf einem Niveau, von dem man sagen kann, dass es die Erfordernisse erfüllt. Dennoch: Es geht nicht nur darum, die neuen Anforderungen zu erfüllen. Man sollte mehr auf der Seite haben; ein Polster über das gesetzliche Minimalmass hinaus.

Audio
«Besser wäre ein Polster, das über das gesetzliche Minimum hinausgeht»
aus HeuteMorgen vom 22.10.2015.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 8 Sekunden.

Das heisst, in diesem Punkt sind die Schweizer Banken noch nicht soweit?

Nein. Man darf nicht übersehen, dass wir im Immobilienmarkt derzeit wirklich latente Risiken haben. Wir haben eine sehr hohe Immobilienbewertung in der Schweiz. Und wir haben einen zyklischen Markt. Das heisst, es kann durchaus sein, dass wir einmal sehr froh sein werden, dass heute, in einer relativ guten Zeit für die Banken, die Eigenmittelerfordernisse erhöht wurden. Weil man heute an genau diese Eigenmittel herankommt, die man braucht, wenn die Grosswetterlage wieder kippt.

Wenn die Zentralbanken nicht eingegriffen hätten, hätte es ein Blutbad gegeben.

Kann diese Massnahme auch negative Folgen haben für die Banken?

Wenn die CS zum Beispiel nicht in den nächsten Wochen eine Erhöhung des Eigenkapitals durchgeführt hätte, hätte sie die Firmenkundenkredite kürzen müssen. Denn die CS verfügt über eine sehr dünne Kapitaldecke; eine viel dünnere, als man immer wieder geglaubt hat. Die knappe Eigenmittelausstattung dieser Grossbank hat ein beinahe dramatisches Ausmass angenommen. Andere Banken wie die UBS, die etwas besser ausgestattet sind, haben die Zukunft schon vorweg genommen.

Bleiben die Schweizer Banken mit dieser neuen Regelung international konkurrenzfähig?

Ja, auf jeden Fall. Das muss ich betonen: Vom Regulator, dem Bund, wird den Banken damit nicht ein Stein in den Weg gelegt. Im Gegenteil. Heute ist es in einem internationalen Markt sogar ein Vorteil, über eine gute Kapitalausstattung zu verfügen. Man darf nicht vergessen, dass die Schlechtwetterperioden in den vergangenen Jahren auch international immer wieder durch ganz massive Interventionen der Zentralbanken gemildert worden sind. Wie würde es um die Grossbanken stehen, wenn die Zentralbanken nicht eingegriffen hätten? Es hätte ein Blutbad gegeben. Und um das zu verhindern, sind nun die Eigenmittelvorschriften verschärft worden. In der Schweiz müssen diese noch durchs Parlament. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass die Vorlage die beiden Kammern reibungslos passieren wird.

Das Gespräch führte Tina Herren.

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